Abenteuer Falkland Inseln - ein Platz zum Träumen...

(Kommentare: 12)

143. - 172. Reisetag (05.12. - 03.01.2016)

Wer sich von Sturm, Hagel und Kälte im Hochsommer der Südhalbkugel nicht fürchtet, der sollte sich auf die Falklandinseln begeben und die unbeschreibliche Natur dort hautnah erleben.

Angeregt durch den Besuch von Solvin Zankl vor ca. 10 Jahren und seinem auf dem Lüner Europäischen Naturfotografenfestival gehaltenen Vortrag,  träumte Uwe davon, dies zu erleben und mit Hilfe von Film und Foto zu dokumentieren. So entstand die Idee auf die Inseln zu fahren.

Infos zu den Falklandinseln:

Sie bestehen aus ca. 200 Inseln, mit 2 Hauptinseln, die jeweils 6000qm groß sind. Sie liegen rund 400 km östlich von Argentinien im Südatlantik und sind vorrangig von britisch stämmigen Menschen besiedelt. Seit 1833 erheben sowohl Großbritannien als auch Spanien heute Argentinien Anspruch auf die Inseln, was durch die Erdölfunde natürlich noch verstärkt wurde. In Argentinien sieht man in fast jedem Ort ein Schild mit der Aufschrift: Las Islas Malvinas son Argentinas  - Das bedeutet: Die Falklandinseln gehören zu Argentinien. Der Krieg zwischen Großbritannien und Argentinien in den 80er Jahren ist den meisten sicher noch in Erinnerung. Hier merkt man bei den Falkländern, die fast alle nur Englisch sprechen, große Vorbehalte gegenüber Argentinien. Bei einem Referendum darüber, wozu die Falkländer gehören möchten, haben nur 3 Stimmen für Argentinien gestimmt. Die ungefähr 3000 Bewohner sind also sehr entschieden. Zu ihrem Schutz sind seitdem ungefähr 1500 britische Soldaten in verschiedenen Einheiten vor Ort, denn GB ist für die Außenpolitik und die Verteidigung der Inseln verantwortlich. Ansonsten regieren sich die Inselbewohner selbst. Sie haben einen Gouverneur und wählen alle 4 Jahre 8 verantwortliche Menschen für ihr Parlament. 3 von ihnen werden jedes Jahr in die Regierung gewählt, die der Gouverneur leitet. Zwei Drittel der Bewohner leben in Stanley, die anderen sind auf verschiedene Höfe verteilt. Mehr als 50 Leute wohnen nur selten an einem Ort, die meisten haben weniger Bewohner.

 

Unsere Reise dauert 4 Wochen und ist in 5 Schritte aufgeteilt. Zu Beginn und am Ende zelten wir am Volunteers Point, dann fliegen wir auf Saunders Island, wo wir am Neck zu Beginn und am Ende zelten und mittendrin 5 Tage in der Hütte an der Rookery wohnen. Da uns das Zelten auf Saunders zu Beginn sehr anstrengt, ändern wir unseren ursprünglichen Plan ein wenig und bleiben 2 Tage länger an der Rookery und wohnen in einem alten Container, der allerdings in so schlechtem Zustand ist, dass wir trotzdem das Zelt aufschlagen und ihn nur zum Lagern und zum Kochen nutzen.

Unsere Tour hat zwei sehr unterschiedliche Aspekte: Der eine bezieht sich auf die Menschen, die Organisation, Ansprüche, Leistungen und den Umgang mit Touristen, der andere auf  liebenswerte Leute, die wir kennen gelernt haben, und die unglaublich beeindruckende Natur mit ihrem Wetter, den Pflanzen und vor allem den Tieren. Letztere haben uns einen so tiefen Einblick in ihr Leben gestattet, wie ich es mir nicht habe träumen lassen. Offenbar wurden sie hier nie gejagt oder geschändet, denn sie sind zutraulich und neugierig - einfach gelassen. Wenn man sich langsam bewegt und ihre Fluchtdistanz akzeptiert, kommen viele von ihnen auf einen zu, um zu gucken oder sie machen einfach in ihrem Lebensgeschäft weiter. So können wir sie fotografieren, ohne ein schlechtes Gefühl zu haben, ihnen zu nahe zu treten. Faszinierend! Das wechselhafte Wetter bietet uns stündlich wechselnde Lichtstimmungen, die beim Fotografieren natürlich ein Traum sind. Mit den Pflanzen haben wir uns leider gar nicht beschäftigt. Unser Makroobjektiv liegt in Chile gut verwahrt im Daily und wartet auf uns. Dabei soll es hier allein 9 endemische Pflanzenarten geben. Für Botanikfans ist das sicher auch ein Anreiz hierher zu kommen.

1. Etappe: Volunteer Point – 5.12.bis 10.12.15

Die Maschine aus Punta Arenas kommt relativ pünktlich am Mount Pleasant (dem internationalen Flughafen der Falklands) an. Auf dem Flug müssen wir mehrere Zettel ausfüllen. Führen wir Wolle oder Campingmaterial ein? Irritierende Fragen! Ein besonderer Hinweis: Jeder muss bei der Ausreise eine Ausreisegebühr von 22 Pfund in bar zahlen, da der Sicherheitsdienst privat ist und nicht von den Militärs, auf deren Gelände der Flughafen liegt, geleistet wird.

Bei der Einreise bildet sich eine lange Schlange. Drei Kontrolleure vergleichen die Daten auf den Zetteln mit dem Reisepass, fragen, wo man hin will und nicken, weil sie ja jeden auf der Insel kennen. Beim Zoll geben wir unser Zelt an, obwohl wir das Einschleppen von fremden Tierarten so auch nicht verhindern können. Oder doch?

Derek, der Herr von Volunteer Point, steht pünktlich am Flughafen und begrüßt uns freundlich. Der Weg in den nächsten Supermarkt ist nah und wir vervollständigen unsere Vorräte. Die Preise sind hoch, aber damit haben wir gerechnet, da ja fast alles eingeführt werden muss. Fleisch, Milch und Eier, die auf der Insel produziert werden, sind preiswert.

Gemeinsam mit Franka aus Holland, die 3 Nächte im Wohnhaus von Derek und seiner Frau Trudy bleibt, fahren wir jetzt 2 ½ Stunden über die Insel. Das Gelände ist hügelig und karg, Bäume gibt es nur ein paar sorgfältig angepflanzte Koniferen. Alles ist bewachsen und grün, aber eine Höhe von 50 cm überschreitet  kaum eine Pflanze. Nach einer guten Stunde verlassen wir die Straßen und es beginnt eine schaukelige Fahrt durch das Gelände der Farm, zu der der Volunteer Point gehört. Hier ist ein Geländewagen wirklich nötig. Derek fährt souverän und vorausschauend. Kaum angekommen, müssen wir erstmal einen in einem Flüsschen stecken gebliebenen Wagen bergen. Nun geht es zum Zeltplatz. Eine Hütte aus Blech steht dort. Davor, auf dem zur Wind abgewandten Seite mit einem Windschutz versehenen Platz, schlagen wir unser Zelt auf. Im Haus gibt es Toiletten für die zahlreichen Touristen, die als Tagesausflügler, Kreuzfahrtpassagier oder Bewohner von Dereks Haus hierher kommen, und einen Raum mit Stühlen und einen Gasofen zum Heizen. Davor befindet sich ein Raum, in dem ein Gasherd steht. So viel Luxus haben wir nicht erwartet. Wir richten uns ein und ziehen erstmal los, die Gegend zu erkunden. 

Direkt vor der Hütte begrüßen uns Magellanpinguine, die unter der Hütte wohnen. Sie schwanken zwischen Neugier und Scheu. Ihre Fluchtdistanz ist groß. Sobald man sich aber ruhig verhält, kommen sie neugierig immer näher, bis eine unbedachte hektische Bewegung sie verscheucht. Später entdecken wir auch noch gerade geschlüpfte Magellanpinguine unter der Hütte. Sie werden aber gut versteckt und entziehen sich so unseren Blicken.

Weiter geht es über viel Sand an den Strand. Auf dem Weg dorthin wohnen viele Magellanpinguine in ihren Höhlen, vor denen sie rum stehen oder aus denen sie raus gucken. Gentoo- (auf deutsch: Esels-) und Königpinguine begegnen uns auf dem Weg zum Meer. Die Bucht ist weit und mit weißem Sand bedeckt. Das Meer rauscht und die Pinguine gehen schwimmen, spazieren, putzen sich oder ruhen sich aus. Ein herrliches Schauspiel, das uns in den nächsten Tagen immer wieder fasziniert. Wir können uns gar nicht satt sehen. Ich kann das nur unzulänglich in Worte fassen, was dieser Ort an Eindrücken bietet. Ich hoffe, unsere Fotos vermitteln da einen besseren Eindruck.


5 Nächte schlafen wir im Zelt, angezogen mit Wollsocken, Jogginghose und Kapuzenjacke. Fast jeden Morgen stehen wir um kurz vor 4 Uhr auf, da das Licht dann einfach am schönsten ist. Auch wenn der Sand über den Strand fegt, machen wir beeindruckende Bilder. Manchmal kann man auf dem Foto den Sand gar nicht von Schnee unterscheiden. Die Eselspinguine sind inzwischen geschlüpft und wir liegen stundenlang auf dem Bauch und beobachten die Interaktion zwischen Küken und Elternvogel. Auch hier sind die Tiere sehr gelassen und reagieren kaum auf uns. Wenn sich aber ein Caracara (falkenähnlicher Vogel) nähert oder nur eine Blutschnabelmöwe (dolphin gull) richten alle Tiere ihre Aufmerksamkeit dorthin. Sie strecken ihre Schnäbel vor und hacken nach dem Eindringling. Häufig verjagen sie ihn, manchmal gelingt es den Caracaras jedoch ein Junges zu klauen, welches sie dann schnell in Sicherheit bringen, da die eigenen Artgenossen sehr gern etwas davon abbekommen wollen. Die Königspinguine sitzen in ihrer Kolonie und  halten die Eier 53 Tage lang auf ihren Füßen bis das Küken schlüpft. Deshalb werden wir das leider nicht miterleben. Um die Kolonie laufen die einjährigen Jungtiere im braunen Kaffeewärmer herum. Langsam verlieren sie ihre kuschelig aussehenden Federn und nehmen das schöne Gewand der Erwachsenen an. Viele andere Königspinguine, die gerade nicht brüten, haben jetzt ihre Mauser. Wir dachten erst, sie seien in der Pubertät, weil sie ständig an sich herumzupfen und die Außenwelt kaum wahrnehmen. Aber jeder König wechselt einmal im Jahr sein Gefieder.

 

Tagsüber wärmen wir uns am Gasofen in der Hütte auf, kochen dort und richten uns gut ein. Draußen wechselt sich der Wind mit  kurzen Regenschauern und Sonnenschein ab. Ca. 15 Minuten lang müssen wir zu Deriks Haus marschieren, denn in dem anliegenden Schuppen laden wir unsere Elektrik auf. Insbesondere der Laptop ist ein Stromschlucker. Erst als wir damit beginnen, die Fotos und das Rendern derselben zu machen, solange das Gerät am Netz hängt, kommen wir etwas besser mit der Ladung zurecht, um unsere Bilder zu sichten und vor allem zu löschen. So gehen wir 3x am Tag hin und her und haben in jedem Fall ein gesundes Walkingprogramm. 

Schnell gehen die Tage dahin und wir sehen mit Spannung unserer Zeit auf Saunders Island entgegen.

 

2. Etappe: Saunders Island – Am Neck - 10.12. bis 15.12.15

Der kleine Flieger bringt uns in 50 Minuten zum Landeplatz der Insel, die David und Susan gehört. Trotz des recht starken Windes fühle ich mich im Flugzeug sehr sicher, der Pilot ist absolut entspannt und fliegt auf Sicht. 

Suzan und David begrüßen uns am Landeplatz und bringen uns als erstes zur Farm, auf der sich u.a. ein Gästehaus und ein kleiner Laden befinden. Schon die Ansammlung der Gebäude und Landmaschinen lassen meinen Atem stocken. Es wirkt alles verwahrlost und heruntergekommen. Der Laden ist ein kleiner Raum mit Regalen und einer Tiefkühltruhe, in dem alles durcheinander steht. Als Begrüßung stolpert man über viele Pappkartons, die meisten davon leer, einige mit Küchen- oder Toilettenpapier bestückt. Dennoch finden wir alles, was wir brauchen und Susan hat ein ordentliches Buch, in dem sie sich genau notiert, was wir mitnehmen. Das Haltbarkeitsdatum auf den Lebensmitteln darf man nicht zu genau nehmen, sonst bekommt man hier ein Problem. Wenn es tatsächlich mal etwas Verdorbenes gibt, so muss man es nicht bezahlen. Eier, Milch und Lammfleisch sind frisch vom Hof und schmecken wirklich hervorragend.


Nach einer guten Stunde Fahrt über die Insel erreichen wir das Neck.  Dieser magische Platz ist jedem Tierliebhaber nur zu empfehlen. Unser Zeltplatz – Suisse Hotel - befindet sich an einem Berghang unter einem Felsen und ist recht windgeschützt. Von dort haben wir einen traumhaften Ausblick, den wir bei jeder Mahlzeit genießen. Leider gibt es dort oben kein Wasser. Das kleine Rinnsal, was unter dem Platz eigentlich fließen soll, ist fast versiegt und sehr erdig. So schleppen wir jeden Liter Trinkwasser von der Hütte, die an Gäste für 100€ pro Nacht und Person vermietet wird, über den Strand auf den Berg (20 Minuten Gehzeit, ca. 2 km und 100 Höhenmeter). An der Hütte entnehmen wir das Wasser einem Schlauch, der sozusagen im Garten liegt. In der dort befindlichen Energiehütte mit Generator und Solaranlage können wir unsere Elektronik aufladen und lassen dann auch bald unsere Fotorucksäcke dort übernachten. Dieser Ort bietet uns mit seinen 2,5 qm auch bei Hagel- oder Regenschauern eine kleine Schutzmöglichkeit. Die Gäste der Hütte werden auf ihrer Fahrt dorthin immer von Suzan und David gebeten, uns nicht dort rein und auch nicht duschen zu lassen. Schließlich haben wir dafür nicht bezahlt. Nun ein Campingplatz für 60€ pro Nacht sollte wohl eine Duschmöglichkeit bieten. Aber wir müssen lernen, dass man das auch anders sehen kann. Netter Weise halten sich nicht alle Gäste daran, so dass wir immerhin 2x in den 10 Tagen dort duschen können.

Das alles hinterlässt ein ungutes Gefühl, was sich später in der Rookery noch verstärkt. Doch dazu später.


Die ersten Tage am Neck sind für uns sehr anstrengend. Es ist richtig kalt und sehr windig. Das bedeutet  Temperaturen zwischen 0° und 9° Grad, aber der Wind pfeift in starken Böen und kühlt einen langsam aber sicher aus. Unsere Freundin Kerstin, die kurz vor uns auf den Flaklands war, schreibt dazu:“ Ihr müsst das mit den Temperaturen aber unbedingt noch richtig stellen. Wenn bei Euch von Temperaturen zwischen 0° und 9° Grad die Rede ist, bekommen Eure Leser einen völlig falschen Eindruck von der "wahren" Situation. Klingt doch gar nicht so schlimm, werden sie denken. Wenn man aber weiß, wie unglaublich extrem der eisige Wind ist, der die gefühlte Temperatur auf minus 15-22 Grad sinken lässt, sieht die Welt schon anders aus. Wir haben in einer Doku genau diese Zahlen gehört und den Wind auch am eigenen Leib so zu spüren bekommen. Also bitte noch etwas mehr Dramatik bezüglich des Wetters in Eurem demnächst folgenden Bericht!!!! Ich weiß, dass Ihr nicht übertreibt!“ 

Wir sind gut darauf eingestellt, tragen lange Unterhosen, gefütterte Fjellrävnhosen, Daunenjacken und darüber den winddichten Regenanzug, der wirklich unersetzlich ist. Er verträgt sich auch mit der vielen Vogelkacke, in der wir in den Wochen auf den Inseln immer wieder sitzen und liegen. Mützen und Handschuhe sind ebenfalls immer dabei. Dabei wechselt das Wetter fast stündlich zwischen sonnig und windig, bedeckt und windig, kurzen aber heftigen Regen- oder Hagelschauern und manchmal sogar ein paar Stunden Windstille! Wir sind so fasziniert von dem Leben der Tiere, dass wir manchmal gar nicht merken, wie kalt uns inzwischen geworden ist. Besonders unangenehm wird das Wetter, wenn wir oben am Zelt kochen. Der Wind weht unvorhersehbar, so dass uns immer wieder einzelne Dinge wegfliegen. Da heißt es dann rennen und dabei nicht in die vielen Höhlen der Magellanpinguine treten. Ein verstauchter Fuß ist hier wirklich nicht zu gebrauchen. Wir essen fast immer unsere mitgebrachten Fertigessen, die man nur mit Wasser anrühren und kochen muss. Unser Latte Macchiato kommt aus der Tüte und schmeckt nur halb so gut wie im Daily – aber immerhin – er wärmt! Abends im Zelt gucken wir Filme, die wir  auf einer Festplatte mitgebracht haben und wärmen uns auf.

Das alles Ausgleichende hier ist jedoch die Tierwelt. Direkt neben unserem Zelt leben Magellanpinguine, die uns jeden Abend mit ihrem Ohren betäubenden Konzert beglücken. Falken ähnliche Vögel (Straighted Caracaras) hocken vor unserem Zelt und hoffen darauf, einige Happen vom Essen abzubekommen. Einmal kacken sie uns leider auch auf einen der sehr ramponierten Klappstühle. Überall laufen Schafe herum und fressen das karge Gras. Gänse sind in unüberschaubarer Anzahl zu sehen. Wenn wir auf die Bucht schauen, so beobachten wir viele Pinguine am Strand und manchmal auch Delfine (commerson delpines), die in den Wellen tauchen und springen. Wenn wir runtergehen, passieren wir zuerst mehrere Entenfamilien mit Jungen, deren Anzahl im Laufe der Zeit leider abnimmt. Die scheuen Magellanpinguine rennen immer schon auf ihre witzige Art ins Wasser, lange bevor wir bei ihnen sind. Am Neck direkt befinden sich die Gentookolonien, die morgens sehr übersichtlich und aufgeräumt erscheinen. Die Vögel brüten noch oder hüten ihre 1-2 Jungen. Über ihnen kreisen die Falken und die Skuas (Raubmöven), die ihnen die Jungen oder die Eier stehlen wollen und leider häufig Erfolg haben. Abends, wenn alle Gentoos an Land sind, wuselt es hier und man kann kaum zwischen den Tieren hindurch kommen. Die Gentoos haben eine lustige Art das Wasser zu verlassen. Während sie schwimmen, springen sie, wenn sie vorwärts kommen wollen ähnlich wie Delfine. Wenn sie an Land kommen, wirkt es, als wollen sie auch dorthin springen. Wir haben viele Stunden damit verbracht, am Wasser zu stehen oder zu knien, um diese Momente mit der Kamera festzuhalten.


Am anderen Ende des Strandes befinden sich die Felsenpinguinkolonien. Auf Englisch heißen die Tiere Rockhopper. Dieser Name beschreibt, wie sie die steilen Klippen hinauf kommen. Sie hüpfen. Manchmal nehmen sie Höhen, die ca. 2/3 ihrer eigenen Körperhöhe ausmachen. Nach unten sollen sie angeblich bis zu 2m tief springen. Die Hälfte davon haben wir gesehen. Ein unvorstellbares Phänomen! Sie schießen pfeilschnell durch das Wasser, springen dort wie die Delfine und kommen bei noch so hohem Wellengang gut aus der Gischt an das felsige Land. Man kann die kleinen, quirligen Tiere nur bewundern! Ich hätte gern ein wenig von ihrer Energie und ihrer Beweglichkeit. Die Brutkolonien befinden sich hoch in den Felsen und ständig kann man einen Strom von Tieren beobachten, der sich auf und ab bewegt. Manchmal schwimmt ein Seelöwe im Wasser, der den Pinguinen den Kopf abbeißt, sie schnell häutet und die Innereien frisst. Er beschäftigt sich nur sehr kurz mit ihnen und überlässt sie dann den Riesensturmvögeln, die über ihm kreisen und sich dann um die Beute schlagen. Auf uns wirkte das, als ob er die Tiere nur aus Spaß töten würde. Die anderen Pinguine bleiben in diesen Situationen sehr lange im Wasser, weil sie sich nicht an Land trauen. Umgekehrt bleiben diejenigen, die eigentlich zum Fressen raus wollen, an Land. An einem Nachmittag beobachten wir dieses Schauspiel 7x. Unser Herz schlägt für die Pinguine, die vielen Meerestiere, die durch den Tod eines Pinguins Überlebenschancen haben, liegen uns nicht so nahe. 

Wenn man die Felsen hochklettert oder auf den Schafswegen nach oben geht, so findet man die Rockhopperkolonien, in denen auch die Blauaugenkormorane  und die Albatrosse nisten. Auch hier fliegen die Falken und die Skuas auf Jagd nach Beute, die Kormorane kommen mit Gras und ähnlichem Nestbaumaterial geflogen und die Albatrosse mischen sich ebenfalls darunter. An den wirklich steilen Stellen nisten die Albatrosse auf ihren Nesthügeln. Es gibt immer etwas zu sehen und die vielen unterschiedlichen Lichtsituationen sind uns eine wahre Freude. Glücklicherweise hat der Sonnenaufgang hier keine Chance uns aus dem Bett zu jagen. Die Sonne geht hinter einem Berg auf, so dass wir ausschlafen können. Das genießen wir sehr.

Nach 5 Nächten sind wir glücklich, in die Hütte an der Rookery umziehen zu können. Der Zwiespalt zwischen Natur und Komfort ist uns sehr deutlich geworden und wir wissen den Komfort doch sehr zu schätzen.

 

3. Etappe: Die Rookery - 15.12. bis 22.12.15

Hier gönnen wir uns 5 Übernachtungen in der Hütte. Sie ist recht neu, beherbergt höchstens 4 Leute in zwei Schlafzimmern, die sich eine kombinierte Wohnküche und das Badezimmer teilen. Der Spaß kostet pro Person und Nacht 100€. Kochen, Betten beziehen und putzen darf man selbst. So ist die Hütte zwar nicht verkommen aber nur mittelmäßig sauber, denn kein Gast fühlt sich bemüßigt, mal das Sofa von der Wand abzuziehen oder das Bad zu wischen. 

Aber es ist warm, Wind geschützt und der Strom kommt direkt aus der Steckdose. Unsere Mitbewohner sind alle sehr nett und wir kommen prima mit ihnen aus. 

So beschließen wir, noch 2 weitere Tage an diesem Ort zu bleiben und fragen, ob wir zelten dürfen. Das wird uns verwehrt, aber wir können zum Camppreis in den Container, der direkt vor der Hütte steht, ziehen. Er ist wirklich sehr herunter gekommen, das Geschirr ist schimmelig, der Fußboden verdreckt. Als Susan kommt, um eine Batterie am Gasofen zu wechseln, fällt ihr das offenbar nicht auf. Sie nimmt zumindest keinen Besen in die Hand und lässt auch das Geschirr so, wie es ist. Wir sind fest entschlossen, dort zu übernachten. Nachdem ich einige Momente allein in diesem Raum verbracht habe, mich 4 dicke Fliegen umsurren und aus der spakigen Bettwäsche zahlreiche kleine Fliegen herauskommen, beschließen wir, doch vor dem Container unser gemütliches Zelt aufzuschlagen. Später hören wir, dass im Container auch schon Ratten gesichtet wurden. Das ist uns zum Glück erspart geblieben.

Das Fotografieren ist auch an der Rookery eine wahre Freude. Die Albatrosse nisten hier so, dass man gut in ihre Nähe kommt und sie reagieren absolut gelassen auf menschliche Nähe. Die Rockhopper besiedeln mit ihren Kolonien ein großes Gebiet. Ihre Jungen sind schon größer als am Neck. Die Pinguine wandern stets an die Steilküste und klettern tief nach unten, um ins Wasser zu kommen. Dort befindet sich die berühmte Pinguindusche, an der die Tiere anstehen, um sich zu duschen. Man glaubt es kaum, bis man es selbst gesehen hat. Uwe hat hier viele Stunden zugebracht und mit viel Technik und Geduld die Situationen fotografiert. Die Tierkolonien sind von der Hütte aus gut zu Fuß erreichbar. Eine gewisse Trittsicherheit ist aber erforderlich. Unsere Mitbewohnerin Franka, durch einen akuten Bänderriss gehandicapt, hat große Schwierigkeiten, die Wege zu meistern. Morgens um halb vier fragen wir uns jeden Morgen wieder, ob wir zur nächst gelegenen Bucht laufen sollen, um bei spektakulärem Himmel die Magellanpinguine auf ihrem Weg ins Meer zu fotografieren.  Einmal haben wir Glück, zweimal Pech!

Durch die unterschiedlichen Lichtsituationen gelingen uns auch hier viele schöne Fotos und wir genießen es sehr, jederzeit am Laptop arbeiten zu können. Neben der Stromversorgung brauchen wir auch einen Raum, um unsere Fotos auszuwählen und zu bearbeiten. Unser schönes Zelt kommt dafür nicht in Frage, denn es hat eine gelbe Innenseite, die leider jede Beurteilung von Fotos verbietet.


4. Etappe: Das Neck – zum Zweiten - 22.12. bis 27.12.15

Wir freuen uns schon auf unsere schöne Aussicht und haben viel mehr Glück mit dem Wetter. Es ist im Schnitt bestimmt 5 Grad wärmer geworden, so dass ein Frühstück ohne Handschuhe möglich ist. Einmal bleibe ich sogar oben und vergnüge mich mit Lesen, ohne gleich zu erfrieren. Die Tiere, die uns immer noch begeistern, werden von uns besucht und wir versuchen bestimmte Fotos zu bekommen. Das gelingt mal besser und mal weniger gut. Diese 5 Tage vergehen wie im Flug. Wir sind an die Umstände gewöhnt, „duschen“ uns inzwischen draußen mit selbst aufgewärmtem und hoch getragenem Wasser und genießen die Freiheit unserer Zeltsituation.

Als wir dann abgeholt werden, um zurück zum Volenteer Point zu fliegen und zu fahren, sind wir ein wenig traurig, dieses Paradies verlassen zu müssen.


5. Etappe: Volenteer Point – zum Zweiten - 27.12. bis 2.1.16

Derek holt uns vom Flieger ab und obwohl Sonntag ist, können wir in einem Supermarkt einkaufen. Da am nächsten Tag 240 Gäste von den 3 in Stanley ankommenden Kreuzfahrtschiffen erwartet werden, zelten wir diesmal 300m von unser Servicestation entfernt. Dort ist es ruhiger als bei der Hütte. Nur wenige Magellanpinguine geben ihr Konzert, die Königspinguine sind kaum zu hören und das Meeresrauschen ist in weiter Ferne. Nicht einmal der Wind erreicht uns dort.

Während die Kreuzfahrtgäste über die Pinguine herfallen, wandern wir in Richtung Norden und suchen ein Falkennest, von dem Derek uns berichtet hat. Leider finden wir es nicht, haben aber einen schönen Spaziergang hinter uns.

Hier ist der Sonnenaufgang wieder ein wichtiges Thema. Um 3:45 Uhr klingelt der Wecker und jeden Morgen stellt sich die Frage, ob sich das Aufstehen lohnt. Meist ist es so und es entstehen wieder schöne Bilder, obwohl es immer schwieriger wird, etwas Neues zu machen. 

Nach 3 Tagen stellen wir fest, dass sich wieder neue Ideen einstellen und das Fotografieren einen qualitativen Sprung macht. Man braucht einfach Geduld, um die Umgebung und die Tiere wirklich zu erfassen. Am letzten Tag machen wir noch eine schöne Wanderung zu einer entfernter liegenden Bucht. Auch hier gibt es wieder Magellan-, Esels- und Königspinguine. Letztere in geringerer Anzahl als am Volunteer Point. Weißer Strand an türkisfarbenem Wasser und eine unvorstellbare Weite zeichnen diese Bucht aus, die auf der gegenüberliegenden Seite in eine Lagune übergeht. Unvorstellbar schön!


Unser Rückflug -  2.1. bis 3.1.16

Wir fahren besonders früh los, da die Fluggesellschaft darum gebeten hat. 3 Stunden vor Abflug sind wir und 2 Briten, die auch beim Volonteer Point waren, die ersten an der Abfertigung. Nach einer halben Stunde wundern sich die anderen, weshalb wir so allein sind. Es stellt sich raus, dass der Flug nicht kommt. Der Soldat, den wir fragen, hat keine Ahnung, ist aber freundlich. Erst durch rumtelefonieren erfahren wir, dass das Militär den Flughafen wegen starker Winde geschlossen hat. Kein Vertreter der Fluggesellschaft taucht auf, Regress wird in keiner Weise angeboten. Wir sind sprachlos!

Glücklicherweise kommt noch ein Herr herein, der eigentlich auch mit seiner Frau nach Chile fliegen will. Als er die Situation erfasst, bietet er uns Schlafplätze in "seinem" Haus in Stanley an. Es stellt sich raus, dass er Deutscher ist und als Anästhesist, hier für 10 Wochen im Krankenhaus gearbeitet hat und nun den Job an einen Nachfolger, der im Flugzeug aus Chile sitzen sollte, übergeben wollte. Dazu gehören das Auto und das Haus. Da er nun nicht kommen kann, machen wir es uns zu viert im Haus gemütlich. Wir kaufen ein, gehen spazieren und kochen uns abends ein köstliches Mahl. Soviel Glück im Unglück ist wirklich unfassbar!

Am nächsten Tag klappt fast alles wunderbar. Wir bekommen noch Benzin für das Auto, unser Gepäck, das teilweise von den britischen Touristen mitgenommen wurde, ist vollständig da und der Flieger kommt pünktlich. Die Kontrolle der Taschen und unserer silbernen Kiste ist noch einmal aufregend. Alle Batterien, die entdeckt werden, müssen ins Handgepäck. Unsere Flasche für den Benzinkocher wird konfisziert, da sie noch nach Benzin riecht! Da die Leute der Security beim besten Willen nicht mit sich reden lassen (auch ein Auswaschen wird nicht gestattet) wollte Uwe die Flasche dann zumindest zerstören, damit sie nicht von den „netten“ Security Leuten weiter benutzt werden kann, aber auch das wird ihm nicht erlaubt. Da wir kein Übergepäck bezahlen müssen, ist dieser Verlust zu verschmerzen. Im Endeffekt geht unser verlängerter Falklandaufenthalt gut zu Ende und wir freuen uns auf unser Auto, das in Punta Arenas heil und vollständig auf uns wartet.

Viele weitere Bilder gibt es in der Falkland Galerie!

Zurück zur Newsübersicht

Kommentare

Kommentar von Mocker |

Super Bilder und gute Laune bei frostigem Wetter. Viel Spaß bei der weiteren Reise und wärmt Euch auf. Gruß timo

Kommentar von Anke |

Liebe Silke, lieber Uwe, ich würde nach eurem faszinierenden Bericht und den HAMMER Bildern am liebsten sofort auf die Falklandinseln fliegen! Vielen Dank und genießt jeden Augenblick! Liebe Grüße von Anke

Kommentar von Volker & Monika |

Hallo Uwe & Silke!
Ihr habt ja wirklich tolle Fotos gemacht, und trotz der nicht so guten Gastfreundlichkeit schöne Erlebnisse auf den Falklandinseln ........! Alles alles Liebe für die noch kommenden Monate, genießt, genießt, wir sind wieder daheim

Kommentar von Micha & Britta |

Moin,

erst einmal ein frohes Neues Jahr - und Uwe, unseren nachträglichen Glückwunsch zum Geburtstag.
Grüsse Micha & Britta

Kommentar von Annegret |

Hallo Silke und Uwe,
danke für eure interessanten Reiseberichte.
Für das neue Jahr wünsche ich euch weiterhin viele tolle Ein- und Ausblicke.
Herzlichen Gruß von Annegret

Kommentar von Ingo |

Einen ganzh besonderen Geburtstag muss ich Dir nicht wünschen, Du hast ihn ganz sicherlich. Lieber Uwe, die Pinguin- und anderen Malwinen-Bilder sind atemberaubend. Danke dafür - und deshalb doch noch die besonders besten Glückwünsche zum Geburtstag!

Kommentar von Hans-Jörg |

Lieber Uwe, herzlich Glückwunsch zum Geburtstag! Wie feierst du? Toll, was du – in deinem Alter – noch so auf die Beine stellst!
Meine Herzlichsten Grüße auch an die liebe Silke!
Hans-Jörg

Kommentar von Kerscho |

Servus Uwe, du alte Hütte. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Halt die Ohren steif und weiterhin gute Reise.
Viele Grüße Euch beiden
Kerscho

Kommentar von Stefan und Birgit |

Alles Gute für Euch für das neue Jahr und noch viele tolle Reiseerlebnisse! Es macht ganz viel Freude durch spannende Berichte und atemberaubende Photos daran teilhaben zu können! Herzliche Grüsse, Stefan und Birgit

Kommentar von Kerscho |

Hallo ihr beiden,
Toller Bericht und wunderschöne Bilder. Wir wüschen euch ein frohes und gesundes neues Jahr.
Weiterhin viel Spaß.

Viele liebe Grüße Kerscho

Kommentar von Walter Boiger |

Super Bilder, toller Bericht! Weiterhin alles Gute!
Ein gutes Neues Jahr
wünscht
Walter

Kommentar von Liisa und Udo |

Hei Silke und Uwe,
seit vorgestern habe ich immer wieder nachgesehen ob der sehnsüchtig erwartete Bericht von den Falklands bereits im Netz ist. Jetzt war es soweit und ich habe ihn mit Freude und Interesse gelesen und angeschaut. Herzlichen Dank dafür, dass Ihr uns mit tollen Schilderungen und phantastischen Fotos an Euren Erlebnissen teilhaben lasst.
Alles Gute für die Weiterreise wünschen
Liisa & Udo

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 9.