Auf an das Ende der Welt

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173. - 186. Reisetag (04.01. - 17.01.2016)

Unsere Ankunft von den Falklands in Chile beginnt mit großer Gastfreundschaft der Chilenen. Da unser Flieger ja einen Tag zu spät angekommen ist, erwartet uns am Firmengelände nur unser eingeschlossenes Auto. Wir können zwar auf das Gelände kommen, das Auto runterfahren gelingt durch das abgeschlossene Tor natürlich nicht. So geht Uwe zu einem Nachbarn, welcher sehr freundlich ist, Englisch spricht und sofort den zuständigen Mann anruft. Nach 10 Minuten ist das Tor offen und wir können beim Nachbarn noch Wasser tanken und bekommen zu unserer großen Überraschung eine Schüssel voll leckerer, frischer Erdbeeren geschenkt.  

Wir übernachten wieder vor einem Hotel mit schnellem Internet und können so unseren Entzug desselben ein wenig ausgleichen. Wir schreiben unseren Blog über die Falklands und sind ganz und gar mit unseren Rechnern und unseren Kindern, Verwandten und Freunden in Deutschland beschäftigt. Da merken wir schon, dass wir sie vermissen und genießen Skype, Whatsapp und Mails bzw. deren sicherere Nachfolger, die wir teilweise benutzen.

Langsam sortieren wir uns wieder ein und machen uns auf nach Feuerland, an das Ende der Welt. Da die Fähre von Punta Arenas nach Porvenir sehr teuer ist und nur einmal am Tag fährt, machen wir den großen Kreisel und überqueren die Magellanstraße bei Bahia Azul. 


Das Wetter ist recht ungemütlich, insbesondere der Wind bläst kräftig. Auf der Schotterstraße überholt uns an einer Stelle der Staub, den unser Auto aufwirbelt, und wir können fast gar nichts mehr sehen. Der Grenzübergang bei San Sebastian ist schnell geschafft, auch die Lebensmittelkontrolle geht problemlos. Die Landschaft ist noch ganz patagonisch. Man kann meilenweit gucken, die Pflanzenwelt ist niedrig und die Schafe suchen mühsam nach Essbarem.

Bald ändert sich das. Die Gegend wird hügeliger, es gibt mehr Bäume und es macht mehr Spaß aus dem Fenster zu gucken. So übernachten wir auf dem Weg nach Ushuaia an einem verlassenen Campingplatz, der wunderschön an einem Flüsschen gelegen ist und von verwunschenen Bäumen, an denen viele graue Bärte hängen, umgeben ist. Leider haben viele vor uns ihren Müll in rauen Mengen vergessen. Schade, dass es so viele rücksichtslose Menschen gibt. Weder die Natur noch die Menschen danken es Ihnen. 

Inzwischen ist das Knacken vorne rechts an unserem Auto, das wir seit geraumer Zeit wahrnehmen,  immer lauter geworden. Jedes Mal, wenn wir über unwegsames Gelände fahren und sich das Auto verwringt, knackt es metallisch. Uwe ist besorgt, dass es etwas Großes ist. Er schreibt an unseren zuverlässigen Autobetreuer Erich Christ nach Österreich, dessen Antworten ihn leider nicht wirklich beruhigen, da sie keine Erklärung liefern, die wir für unser Auto nachvollziehen können. Vielleicht hat ja einer von euch eine zutreffende Idee ;-) ?

Endlich kommen wir gegen Abend in Ushuaia an und sehen am Hafen Peter und Gabi aus Österreich in ihrem Landcruiser. Auf den ersten Blick sind wir uns sympathisch und verbringen die nächsten 2 Tage miteinander. Peter ist ebenfalls Lehrer und arbeitet zusätzlich als Fotograf, indem er Workshops gibt, Reisen begleitet und Fotos verkauft. Viele Berührungspunkte führen zu langen Gesprächen. Da die beiden in ihrem Auto dem Wetter fast so ausgesetzt sind, wie wir es auf den Falklandinseln im Zelt waren, sitzen wir mehrfach bei uns, trinken Kaffee oder kochen zusammen. Eine schöne Zeit, die wir vielleicht noch einmal wiederholen können. Verständlicherweise sind die beiden bald in Richtung Norden aufgebrochen -  der Sonne entgegen, in der berechtigten Hoffnung auf höhere Temperaturen. 

In Ushuaia stehen wir immer am Hafen. Dort hat man einen schönen Ausblick auf die Kreuzfahrtschiffe, die in die Antarktis fahren. Da sogar die Standby-Preise für 10 bis 12 Tage bei über 6000 $ pro Person liegen, entscheiden wir uns dagegen. Wir haben so viele schöne Pinguinfotos gemacht, dass uns die kurzen Landgänge wahrscheinlich nicht befriedigen würden. Schade ist es trotzdem, denn man weiß ja nicht, ob es die Gelegenheit für uns dazu noch einmal wieder gibt.


Um eine preiswerte Wäscherei zu finden, klappern wir alle 5 ab und entdecken tatsächlich eine, die 50 Pesos (3,50 € pro Maschine) preiswerter ist, als alle anderen. Bei 5 Waschmaschinen rechnet sich das. Oben am Parkplatz zum Gletscher Martial werden wir  von Schneeschauern überrascht. So lassen wir den Aufstieg sein, schonen Uwes Knie, das seit den Falklandinseln meckert, und trinken Kaffee. 

Zwei Tage lang fahren wir dann in den Nationalpark Tierra del Fuego. Hier gibt es viel Wald, kleine Flüsse, Ausblick auf schneebedeckte Berggipfel und das Schild vom Ende der Ruta 3, vor dem man sich natürlich fotografiert. Wir schlafen auf dem Campingplatz Rio Pipo, der sehr idyllisch und windgeschützt ist. Hier kann man grillen und abends klönen wir mit zwei Kölnern, die auf Motorrädern unterwegs sind. An Uwes Geburtstag frühstücken wir hier und schreiben dann einige wenige Postkarten nach Hause, die den besonderen Stempel der südlichsten Postdienststelle der Welt tragen. Hoffentlich wissen die Empfänger der Karten ihren Wert zu schätzen.

Anschließend fahren wir zurück nach Ushuaia und bummeln durch den Ort. Als Kuchenersatz schlemmen wir eine riesige Portion Mousse au Chocolat mit einem leckeren Café con Leche. Uwe findet seine T-Shirts und ist glücklich, denn nun kann er für die Stadt Reklame laufen und jedem zeigen, wo er gewesen ist (das ist fast nicht durch die Zensur gegangen J). Abends trinken wir mit einem schweizer Paar Wein, das schon seit fast 3 Jahren in Tour ist, und viele Geschichten zu berichten weiß.


Nach 4 Tagen fahren wir weiter zur Estancia Haberton, die am Beagle-Kanal liegt. Die Estancia ist als erste auf Feuerland im Jahr 1886 gegründet worden. Ein Sohn des Gründers hat ein Buch über das entbehrungsreiche Leben und die ausgestorbenen Völker der Selk'nam und der Yahgan geschrieben. Heute widmen sich die Nachfolger dem Tourismus und zeigen die Gebäude auf einem Rundgang und berichten über die Geschichte. Im Museum werden die verschiedenen Meeressäuger ausgestellt und erklärt. Für einen Eintritt von 180 A$ kann man an den Führungen teilnehmen und auf dem großen Gelände campen. Wir fahren zum zweiten Platz hinter der Farm (10 km von den Farmgebäuden entfernt) und stehen an einem Fluss. Geschützt wird der Platz durch Bäume, so dass wir dem strengen Wind nicht so sehr ausgesetzt sind. Hier gibt es viele verschiedene Vogelarten und viele der Bäume sind abgestorben und mit Misteln und anderen Pflanzenarten besetzt. Da das Wetter so schlecht ist, dass alle paar Minuten ein Regen- oder Schneeschauer runterkommt, sitzen wir viele Stunden mit Irmi und Peter aus München im Auto und besprechen die Probleme der Welt. Sehr gemütlich und für uns tatsächlich innerhalb eines halben Jahres der erste Tag, an dem wir wegen des Wetters gar nicht raus mögen.


Aber es zieht uns weiter in Richtung Norden - na klar! Die Rückfahrt nach Punta Arenas verläuft problemfrei und das Wetter wird deutlich besser. Die Sonne findet uns wieder und der Wind ist auszuhalten. In Punta Arenas können wir tatsächlich in die LKW-Werkstatt unserer Gönner, die unser Auto schon während der Falklandtour bewacht haben. Seit Ushuaia ist unser Warmwasserboiler so undicht, dass wir die Wasserpumpe nicht anmachen können, ohne die Hälfte des Wassers direkt auf die Straße zu befördern. Uwe schraubt hinten alle Einbauten raus, um an die Heizung zu kommen. Als er sie rausgehoben hat, scharen sich die Fachleute darum, um das Problem zu beheben. Sie entdecken, dass ein Dichtring des Überlaufventils völlig verformt ist. Er ist wohl der Urheber unserer Probleme. Ein Kasten mit gut sortierten Dichtringen ist schnell zur Hand und der passende gefunden. Wir sind sehr erleichtert, denn das vor Monaten bestellte Ventil reist ja immer noch durch die Welt. Inzwischen kann niemand mehr sagen, wo es sich rum treibt. Vermutlich schwimmt es zwischen Deutschland und den Falkland Inseln irgendwo im Atlantik... Uwe baut jetzt alles wieder ein und wir sind mehr als glücklich über die gelungene Reparatur. Da sich die Reifen immer etwas ungleich abfahren, wechseln Uwe und ein Mechaniker die Reifen überkreuz. Das geht in einer LKW Werkstatt deutlich leichter, als wenn man es irgendwo alleine macht. Nachdem er das Auto dann auch noch gewaschen hat und das reparierte Nikonobjektiv, das nach 3 1/2 Wochen endlich angekommen ist, von Juan für uns aus dem Zoll geholt wurde -  hin und zurück hat uns der Transport jetzt rund 330€ gekostet - machen wir Erinnerungsfotos von unseren Gönnern, bedanken uns herzlich und fahren erleichtert in die Stadt zurück.


Am nächsten Tag fahren wir zum Flughafen, denn endlich sollen wir auch das zweite verloren geglaubte Paket bekommen. Nach 6 Wochen ist es bei Derek auf den Falklandinseln angekommen und ein guter Freund von ihm will es uns mitbringen. Es handelt sich um eine neue Kamera für den Kopter. Sie soll nun auch gute Fotos machen können. Nachdem der Kopter auf den Falklandinseln eine überraschende Notlandung in der Brandungszone gemacht hat und die alte Kamera kaputt gegangen ist, wartet Uwe mit Sehnsucht auf sie. Tatsächlich trifft Jan ein und übergibt uns die Kamera. Leider hat er die Montierplatte in seiner Reisetasche, die leider nicht angekommen ist. Das ist weder ihm noch uns auf unseren vielen Reisen jemals passiert. Aber ausgerechnet jetzt ist es soweit. Nun bleiben wir noch einen weiteren Tag in Punta Arenas und hoffen herauszufinden, wo die Tasche abgeblieben ist. 

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Kommentare

Kommentar von Marcel Ziemons |

Hallo,
Ich lese seit Tagen mit Begeisterung eure Webseite und euren Blog.
Tolle Reisen und ein schönes Auto!
Zu eurem Problem mit der Heizung.
Der verbaute Dieselheizer ist für den Betrieb mit einer Tauchmotorpumpe geeignet. Diese werden in der Regel über den Wasserhahn (eingebauter Schalter) ein und ausgeschaltet. Das sind (fast) drucklose Systeme. Ihre verbaute Wasserpumpe leistet stolze 3,1bar. Ich denke die beiden Systeme passen nicht zusammen, es wird nur eine Frage der Zeit sein bis das ganze wieder undicht werden wird.
Am besten schaltet ihr die Pumpe bei Nichtgebrauch aus und lasst dann den Druck am Wasserhan ab. Zu den 3.1bar kommen noch mal der Druck durch die thermische Ausdehnung hinzu. Das ist zuviel für diese Heizung.
Ich wünsche euch noch einen schönen Urlaub.
Grüße aus dem kalten Deutschland.
Marcel

Kommentar von Linda |

Liebe Silke, lieber Uwe,
kann mich Kerscho nur anschließen. So viele außergewöhnliche Erlebnisse non stop machen auch einfach nur glücklich. Das haben wir schon in den 5 Wch. Canada/USA erlebt. Mein Atlas ist 20 Jahre alt, alle von Silke genannten Orte konnte ich entdecken. Freue mich mit und dafür großen Dank!
Take care. Love. Linda

Kommentar von Kerscho |

Servus Silke und Uwe!
Wir sind immer wieder beeindruckt, wieviel Freude in euren Gesichtern auf den Bilder zu erkennen ist. Man sieht euch an, dass ihr beiden richtig viel Spaß habt. Und so soll es auch bleiben.
Auf diesem Wege grüßen wir euch aufs herzlichste

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