Auf den Spuren der Inkas

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341. - 348. Reisetag (20.06. - 27.06.2016)


Nach den luftigen Höhen der Anden steht in den nächsten 7 Tagen ein wenig Kultur auf dem Programm. Was ist eine Südamerikareise ohne den Besuch von Machu Picchu? Und da es so gut passt, dürfen wir auch noch das beeindruckende Inkafest „Inti Raymi“ in Cusco mit erleben. Ein grandioses Schauspiel. Nach so viel Stadt und Kultur geht es dann zu den Salineras de Maras, die durch ihre Formen und Strukturen stark beeindrucken.

Nun aber der Reihe nach. Fast alle Overlander übernachten in Cusco auf dem Campingplatz oberhalb der Stadt. Wir haben den Tipp bekommen, es im Hostel El Duende zu versuchen. Unser Nawi leitet uns geschickt dorthin. Das ist wichtig, denn viele Straßen in Cusco sind sehr eng, so dass die Durchfahrt mit dem Rockhopper schwierig werden könnte. Tatsächlich finden wir Platz und werden dort 7 Nächte stehen bleiben.

Das Hostel liegt nur 5 Minuten Fußweg von der Plaza de Armas entfernt und ist in einem einigermaßen gepflegten Zustand. Die beiden Schweizer neben uns meinen, dass ungefähr einmal pro Woche geputzt wird... Es gibt einen Garten, in dem man während der Sonnenphase am frühen Nachmittag schön sitzen und entspannen kann. Die Stadtgeräusche sind natürlich 24 Stunden lang zu hören, das Reggae Konzert im Garten in einer Nacht ist eine Ausnahme, fordert aber in jedem Fall Ohrstöpsel.

Am ersten Tag erkunden wir ein wenig das Zentrum. Es wimmelt von Touristen und entsprechenden Lädchen und Ständen. Die Stimmung ist entspannt, die Anwesenheit der Polizei beeindruckend. 

Wir buchen die Tour nach Machu Picchu für den nächsten Tag, wandern nachmittags hoch zum Campingplatz, um ihn mal gesehen zu haben, und fotografieren anschließend die Umzüge der Universität von Cusco um den Plaza de Armas. Viele schöne Tänze werden dort präsentiert. Die Kostüme sind bunt und völlig anders als die bei der Fiesta de la Gran Poder in La Paz. Zwischen 5 und 6 Uhr abends geht die Sonne sehr schnell unter und es wird augenblicklich kalt. Unsere Daunenjacken, die man so schön klein zusammenknüllen kann, sind hier immer wieder sehr praktisch.

Da der Ausflug nach Machu Picchu in der Luxusklasse um die 250 $ pro Person kosten soll, wählen wir die Backpackervariante. Das heißt: Fahrt mit dem Collectivo (Bus für 15 Personen & Fahrer) nach Hydroelectrica, 10 km wandern auf und neben den Bahnschienen nach Agua Caliente, übernachten in einem Hostel, zu Fuß oder mit dem Bus (12$ eine Tour) hoch fahren, zu Fuß oder mit dem Bus nach der Besichtigung wieder runter, zurückwandern, und im Collectivo wieder nach Cusco. Wir laufen zwei Agenturen an. Die erste will insgesamt für diese Variante allerdings mit Guide 120 $ pro Person haben, in der zweiten gelingt es uns, für 65,- U$ pro Person alles zu bekommen. Allerdings müssen wir auch die Mahlzeiten und die Bustickets vor Ort selbst organisieren.

Morgens zwischen 7:15 und 7:30 Uhr sollen wir am Hostel abgeholt werden. So früh ist es noch sehr frisch und wir warten dann fast eine halbe Stunde auf unseren Collectivo. Der Fahrer ist völlig verschlafen, parkt direkt vor uns, ohne ein Wort zu sagen. Erst als wir ihn ansprechen, gibt es sich als der Richtige zu erkennen. Der Mercedesbus ist in einem sehr herunter gekommenen Zustand, die Sitze sind entsetzlich unbequem. Es dauert ungefähr eine Stunde, bis alle Mitreisenden eingesammelt sind. Dann geht es über zwei Pässe, mit 3 Pausen 8 Stunden lang durch die beeindruckende Bergwelt von Peru. Völlig gerädert kommen wir in Hydroelectrica an. Die Gruppe für die Rückfahrt steht schon ungeduldig wartend da. Derselbe Fahrer macht sich offenbar sofort auf wieder auf den Weg. Auch wenn bei uns in Deutschland sicher einiges überreguliert ist, finde ich eingeschränkte Fahrzeiten für Busfahrer doch sehr sinnvoll. Es ist uns jetzt völlig klar, weshalb der gute Mann am Morgen soo müde war!

Wir machen uns in der Nachmittagswärme auf den Weg, der keiner ist. Man stolpert neben und auf den Schienen entlang. Der Abstand der Schwellen ist so unregelmäßig, dass es anstrengender ist, darauf zu laufen als auf den Steinen, die sich dazwischen und auch daneben befinden. Hin und wieder gibt es zur Erholung kleine Trampelpfade, die sich besser gehen lassen. Die Landschaft mit ihren typischen steil aufragenden Bergen können wir gar nicht genießen, da jeder Schritt mit den Augen überwacht werden muss. Nach zweieinhalb Stunden kommen wir völlig verschwitzt im Agua Calientes an, das uns mit seinem touristischen Angebot überfällt. Läden, Restaurants und Touristen, soweit das Auge reicht. Erschöpft erreichen wir in unser Hotel. Dabei stellen wir fest, dass wir die falschen Papiere dabei haben. Der junge Mann in der Agentur hat Uwe ein für andere Leute bestimmtes Ticket (3 Personen im Dreibettzimmer für 2 Tage) mitgegeben. Wir haben nicht raufgeschaut und sind somit auch Schuld. Es dauert eine Weile, bis wir in diesem Dreierzimmer landen. Das versprochene Doppelbett ist nämlich nicht vorhanden, obwohl es telefonisch abgeklärt worden war. Frierend stelle ich mich unter die Dusche, die aber auch kein warmes Wasser von sich gibt. Nun wird die leere Gasflasche aufgefüllt, aber nach 2 Minuten warmen Wassers stehe ich eingeschäumt wieder unter kaltem. Mein Maß ist jetzt so langsam voll. Ich will nur noch etwas essen und dann schlafen. Wir finden ein Restaurant mit einem leckeren, extrem preiswerten Menü und fallen dann ins Bett, an dem es gar nichts zu meckern gibt.

Um fünf Uhr morgens stehen wir an der Schlange für den Bus. Wir steigen ungefähr in den 20. Bus ein, so viele Menschen sind vor uns da. Bei der Auffahrt über unendlich viele Serpentinen wird uns sehr klar, wie schlau es war, die 12 $ pro Ticket auszugeben. Unsere Beine, noch von der Rainbowtour ermattet, danken es uns. Oben landen wir in einer Wolke. Man sieht nichts! Trotzdem steigen wir viele Stufen nach oben, unterhalten uns mit einem sympathischen amerikanischen Pärchen und warten auf Licht. Plötzlich reißen die Wolken auf und es wird mystisch. Wunderschön kann man die Ruinen und die dahinter liegenden Berge erahnen. Die Sonne wirft langsam einige Strahlen aus und das Ganze erscheint märchenhaft und unwirklich. 

Das Beeindruckendste an den Ruinen ist die Tatsache, dass alles Baumaterial auf den Berg befördert werden musste. Die Baukunst an sich war vor 500 Jahren sicher an vielen Stellen der Welt weiter fortgeschritten. Nur die Steine, die genau passend aufeinander liegen und ohne jeden Mörtel unverrückbar sind, geben Rätsel auf. Da wir beide echte Geschichtsbanausen sind, machen wir zwar den Rundweg durch die Ruinenstadt, steigen dann aber zügig ab. Der Rückweg geht leicht bergab, ist aber dennoch mühsam. Die Fahrt zurück in einem etwas bequemeren Bus verläuft störungsfrei und ist zudem nur 6 Stunden lang, so dass wir pünktlich um 21 Uhr in Cusco ausgeladen werden.


Zu unser großen Freude sehen wir bei unserer Ankunft im Hostel, dass Gaby und Peter, ein Pärchen aus Österreich, mit ihrem Landcruiser neben uns stehen. Wir haben sie in Ushuaia (Feuerland) kennen gelernt. Er ist ebenfalls Lehrer und Fotograf, der auch manchmal Fotoreisen begleitet. So gibt es viele gemeinsame Interessen. Obwohl wir jetzt sehr kaputt sind, besuchen wir sie in ihrem Zimmer und klönen bestimmt noch 2 Stunden.

In Cusco ist in dieser Woche viel los. Das Inti Raymi Fest am Freitag wirft seine Schatten voraus. Täglich sind Umzüge und Tänze in der Innenstadt zu bewundern. Am Freitag gibt es dann den Höhepunkt, die Sonnenwendfeier. Sie findet in den Ruinen über der Stadt, dem Sacsaywaman, statt. Es gibt Tribünenplätze zu kaufen, für die man allerdings über 100$ bezahlen muss. Wir entscheiden uns für die kostenfreien Plätze und steigen bereits 2 Stunden vorher nach oben. Die Männer mit ihren Kameras ziehen los, um möglichst gute Sicht zu bekommen. Gaby und ich sind etwas zurückhaltender und finden Plätze inmitten der Einheimischen, die zu Tausenden der Zeremonie zuschauen wollen. Wir sitzen auf dem schrägen Berg auf der Erde und beobachten interessiert das Verhalten unserer Nachbarn, die die Polizei lautstark auffordern, sich zu setzen und jedem, der vorbei geht, den Weg weisen. Es wird viel gegessen und der Müll bleibt einfach liegen. Leider sehen wir nur einen kleinen Teil des Schauspiels, das sich auf der großen Freilichtbühne abspielt. Peter hat seinen abgelaufenen Journalistenausweis gezückt und sich den begehrten Stempel organisiert, der ihm Zugang zu den Tribünen gewährt. Wir sehen ihn von weitem auf den Absperrungen herumturnen und eifrig fotografieren. Uwe macht Bilder von oben, so dass wir am Ende von allem etwas mitbekommen haben. Nach 2 Stunden ist das Schauspiel, bei dem auch ein Lama sterben muss, um die Götter friedlich zu stimmen, vorbei. Ein unendlicher Menschenstrom bewegt sich langsam und diszipliniert die steilen Berge runter. Eine sehr friedliche und eindrucksvolle Veranstaltung, die gut organisiert vonstatten geht.


Wir erholen uns noch einen Tag in Cusco, gehen auf den Markt um Säfte zu trinken und schauen uns die Läden ein wenig an. So langsam werden wir jedoch unruhig und wollen weiter. Am Sonntag verabschieden wir uns voneinander und fahren zu den Salineras de Maras. Sie liegen an den Steilhang geschmiegt in einem kleinen Tal. Man fährt von oben an sie heran und hält in der Regel schon, bevor man da ist an, um Fotos von oben zu machen. Es handelt sich um viele aneinander und übereinander gereihte kleine Becken, in die durch ein Kanalsystem stark salzhaltiges Wasser aus den Bergen geleitet wird. Vor 1000 Jahren wurden sie von den Inkas angelegt. Die Sonne lässt das Wasser verdunsten und zurück bleibt das auskristallisierte Salz. Die einzelnen Salzbauern besitzen wohl immer zwischen 5 bis 10 Becken und verdienen nur wenig Geld in der Zeit zwischen Mai bis August, in der sie die Becken pflegen können. Sobald es regnet, funktioniert die Salzgewinnung natürlich nicht. Um auf dem Weltmarkt gute Preise erzielen zu können, haben sich die Bauern zu einem Kollektiv zusammen getan. Inwieweit dies für sie ein Erfolg ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Die zahlreichen Touristen, die kommen, um sich die Salinen anzuschauen, zahlen 10 Soles (2,50 €) pro Person und kaufen sicherlich einige Souvenirs.

Als wir ankommen, liegt das Gebiet gerade noch in der Sonne. Ganz oben befinden sich etliche kleine Läden, die Salz in allen Möglichen Variationen verkaufen. Man kann aber auch andere typisch peruanische Souvenirs erwerben. Auf schmalen mit rutschigem Salz bedeckten Pfaden kann man das ganze Gebiet der Salinen begehen. Hier achtet niemand darauf, ob man ausrutscht oder gar in die Salinen fällt. Egal ob jung oder alt, jeder wandert so herum, wie er möchte. Einige wirken sehr unsicher, aber jeder macht es auf eigene Gefahr. Mit Salz gefüllte Säcke stehen an einigen Stellen herum und obwohl Sonntag ist, sieht man einige Männer bei der Arbeit. Wir gehen am oberen Rand des Salzfeldes entlang und fotografieren. Uwe hält es 3 Stunden lang dort aus, während ich mich irgendwann ins Auto zurückziehe und studiere, welche E-Books Peter mir überspielt hat.



Uwe kommt mit schönen Fotos zurück und wir haben eine sehr ruhige Nacht auf dem Parkplatz oberhalb der Anlage. Von der Woche Cusco erschöpft, schlafe ich besonders tief und fest. Morgens möchte Uwe Timelaps machen, hat aber leider nicht den richtigen Dreh und bekommt es einfach nicht hin. Leicht frustriert machen wir uns schließlich auf den Weg zurück nach Cusco, um dort einzukaufen und dann weiter in Richtung Puerto Maldonado zu fahren.

Die Fahrt zieht sich hin. Die Interoceanica Süd ist eine perfekt ausgebaute Asphaltstraße, die sich mit unendlich vielen Serpentinen durch das Gebirge schlängelt. Wir müssen noch zwei Pässe überqueren, von denen der eine tatsächlich wieder über 4700m hoch ist. Schon von weitem sehen wir, dass es vor uns regnet. Je höher wir kommen, desto mehr tauchen wir in die Wolke ein. Der Rockhopper hat seine Höhenprobleme zum Glück vergessen, so dass das Auto friedlich vor sich hin schnurrt. Ab 4500m Höhe wird der Regen langsam zu Schnee und wir halten alle paar Minuten an, um Lamas, Alpakas oder den Rockhopper im Schnee zu fotografieren. Endlich geht es bergab. Die Kurven bleiben allerdings. Als wir fast unten angekommen sind, ist es dunkel und wir fahren auf die erste Bezahlstation zu. Hier fragen wir, ob wir stehen bleiben können und verbringen die Nacht neben einem sehr sauberen Klo und einem surrenden Generator. Die LKW, die nachts neben uns anhalten und wieder losfahren, bringen zusätzlich eine gewisse Unruhe.


Am nächsten Morgen sind wir früh wach und fahren die letzten 170 km bis nach Puerto Maldonado. Dabei kommen wir durch ein extrem herunter gekommenes Dorf, das besonders dadurch auffällt, dass sehr viel stinkender Müll am Straßenrand liegt. Unser Verdacht, dass es sich um ein illegales Goldgräberdorf handelt, wird später vom schweizer Wirt unser Unterkunft bestätigt. Wir kehren in der Anaconda Lodge ein, wo wir hinter der Anlage stehen und für 20 Soles pro Person, die Duschen und den Swimmingpool nutzen können.

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Kommentare

Kommentar von Mocker |

Immer wieder toll euer Reisbericht mit schönen Bildern. Eine ganz besondere Lektüre. Geniesst die Zeit und die wunderbaren Eindrücke.

Kommentar von Jeannine |

Wow, immer wieder eindrücklich mit Euch mitzureisen. Uns steht Peru noch bevor und wir wissen/wussten nicht so recht was wir davon halten sollen. Mittlerweile haben wir einige Reisende getroffen, die das Land in höchsten Tönen loben. Wir sind mal gespannt und ob und wie wir Machu Pichu erleben möchten ist mir auch nach Euren Schilderungen noch nicht klar … Gute Erholung und gutes Ankommen in Brasilien. Macheds guet Kasbahs

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