Back on the road – auf nach Westaustralien (18)

(Kommentare: 1)

29.08.- 04.09.2023 (127. - 133. Reisetag)

Nachdem Uwe den Außenspiegel mit etwas Geschick angebaut hat, machen wir einen Rieseneinkauf bei Woolworth. Da wir die Grenze nach Westaustralien überschreiten werden, stehen weder Obst noch Gemüse auf der Liste. Die Einfuhr ist verboten. Nach allem, was wir gehört haben, sind die Kontrollen recht scharf und die Strafen hoch.

Uwe fährt die 500 km bis zur Grenze allein, da ich mich noch etwas vom Unfallschock erholen muss. Der junge Grenzbeamte ist völlig beeindruckt von unserem Auto und schaut sehr wohlwollend in den Innenraum und übersieht, genau wie ich zuvor, die angeschnittene Limone in der Kühlschranktür.

Fröhlich fahren wir weiter und erreichen noch im Hellen den Campingplatz am Lake Argyle. Man hat dort einen tollen Blick über die Hügel auf den See. Wir haben ziemlich viel Kritik über den Platz gelesen, die wir aber nicht nachvollziehen können. Er ist sehr gut besucht, aber gepflegt und gut organisiert. Unser Platz ist wirklich schön und mit den Plätzen an der Ostküste südlich von Cairns nicht zu vergleichen. Nach dem Dunkelwerden gibt es im Campingplatzrestaurant eine Sängerin, der man bei einem Bierchen zuhören kann. Dafür sind wir aber zu müde. Uwe lässt sowohl abends als auch morgens die Drohne steigen und ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Nach einem morgendlichen Bad im Pool fahren wir weiter, obwohl man es dort auch noch gut einen oder zwei Tage gut ausgehalten hätte. Aber eine innere Unruhe treibt uns voran. Die Zeit, die uns der Unfall gekostet hat, fehlt uns und hier im Westen soll es noch so viele schöne Stellen geben, dass wir uns nicht trauen, etwas langsamer vorwärtszukommen. Anfang November müssen wir in Perth sein, da Uwe sich dann auf den Weg nach Madagaskar macht.


Die kleine Stadt Kununurra macht einen sehr modernen und gepflegten Eindruck. Sie wirkt irgendwie jünger als Katherine. Wir müssen jetzt Obst und Gemüse einkaufen und ich laufe schnell in den Supermarkt.

Unser nächstes Ziel sind die Bungle Bungles im Purnululu Nationalpark. Die Landschaft hat sich sehr verändert. Die Farben, die man mit Australien verbindet, kommen immer stärker zum Tragen. Rote Felsen erheben sich steil aus der Landschaft, die Bäume sind grün belaubt und das Gras darunter ist häufig trocken - faszinierend und abwechslungsreich!  Die Gravelroad in den Park hinein ist zu Beginn gut zu fahren, wird aber nach ca. 10 km zur Zumutung. Das Waschbrett ist heftig und man kann es nicht schnell fahren. Alles wird durchgerüttelt und der entstehende Lärm ist nervig. Ein Geräusch an der linken Vorderachse beunruhigt Uwe immer mehr. Es tritt nicht dauernd auf, wird aber langsam lauter und er hat keine Idee, wodurch es hervorgerufen wird.

 


Nach unendlich langer Zeit kommen wir im Dunkeln auf dem Walardi Campground an. Wir finden einen Platz, der einfach nur romantisch ist. Wir stehen am Ufer eines ausgetrockneten Flusses, der von Pflanzen umgeben ist. Der Vollmond scheint und beleuchtet alles mit seinem speziellen kalten Licht. Es fehlt nur noch der Hirsch mit seinem Geweih oder das junge verspielte Mädchen.

Um 4 Uhr morgens machen wir uns auf, in die Bungle Bungles zu fahren. Die Straße dorthin ist um keinen Deut besser als die Straße in den Park hinein. Wir rumpeln also durch die Dunkelheit und werden nur von 2 Autos überholt. Kurz vor unserer Ankunft dort beginnt der Himmel in einem faszinierenden Rot zu leuchten. Man könnte es fast für einen großen Waldbrand halten. Die Bungle Bungels selbst liegen noch in der Dämmerung und erscheinen eher schwarz. Je heller es wird, desto mehr erscheint ihr gestreiftes Gesicht. Es ist unvorstellbar, dass die Ursache für diese Streifen Bakterien sein sollen. Uwe lässt die Drohne starten und erhält unvorstellbar schöne Fotos, die die runden Steingebilde in ihrer vollen Schönheit erstrahlen lassen. Um diese Tageszeit ist kaum ein Mensch unterwegs und auch die zahlreichen Touristenhubschrauber stehen noch auf dem Flugplatz. Als die Sonne höher  steht, begeben wir uns auf eine kleine Wanderung (2km) zur Cathedral Gorge. Ein einfacher Wanderweg führt uns durch die Bungle Bungles dorthin. Am Ende der Schlucht befindet sich ein kleiner See, der sehr flaches Wasser enthält. Wir sind dort bestimmt eine Stunde ganz allein, machen Fotos und genießen die Stille. Irgendwann kommen zwei Frauen und wir verlassen die Gorge. Ich gehe zurück, um mein Bein zu schonen, während Uwe mit den Touristinnen weiter zu den anderen Schluchten marschiert.

Wir verbringen den ganzen Tag auf dem Parkplatz, damit wir für die abendlichen Aufnahmen nicht noch einmal hineinfahren müssen. Dies lohnt sich nicht wirklich, aber das weiß man vorher ja nie. So ruckeln wir zurück um Campground und verbringen eine ruhige Nacht dort.


Am nächsten Morgen nehmen wir uns Zeit und genießen die Umgebung unseres Platzes. Der Weg zur anderen Seite des Parkes ist auch recht anstrengend zu fahren. Daran gewöhnt man sich leider nicht. Hier gibt es einen kurzen Wanderweg in die steilen Felsen des Echidna Chasm Trails. Sie stehen sehr eng und sind unfassbar hoch. Palmen stehen davor und erwecken den Eindruck von Südsee. Man geht zwischen den Felsen entlang und kommt in eine große offene Felshöhle. Von dort aus geht es noch einmal in einem schmalen Gang weiter, an dessen Ende früher eine Leiter war, so dass man noch weiter klettern konnte. Einige probieren dies aus, kommen aber sehr schnell zurück, da man nach kurzer Zeit gar nicht mehr voran kommt. Wir warten in der Höhle darauf, dass die Sonne so hochsteht, dass sie zwischen die Felsen scheint. Anders als die meisten Touristen nutzen wir das Licht, bevor und nachdem es prall in die Höhle scheint. So etwa wie Sonnenauf- und untergang. Wir haben viel Spaß daran, hier schöne Bilder im warmen Licht aufzunehmen.


Wir bleiben auf dem Kurrajong Campground, da ich meine Zoomsitzungen mit der Schweiz habe und aufgrund der Zeitverschiebung jetzt schon ab 14:30 Uhr teilnehmen kann. Uwe unterhält sich in der Zeit mit deutschen Nachbarn und genießt die Ruhe.

Wir denken immer wieder über unsere Route nach. Sollen wir die berühmte Gibb River Road nun fahren oder unser Auto schonen? Jeder, der uns über den Weg läuft, muss seine Erfahrungen mit der Straße mit uns teilen und wir schwanken hin und her.  Die Idee, die Highlights der Straße vom Osten aus zu besuchen, dann umzukehren, über Asphalt ans westliche Ende zu fahren und dort die Highlights mitzunehmen, macht sich in uns immer breiter. So würden wir viele Kilometer Waschbrettstraße sparen, die unser Auto sehr belasten und uns nerven würden. Die meisten sagen auch, dass die Gibb der Straße im Purnululu Nationalpark entspricht. Wir entscheiden uns also für diese Variante, so dass wir ein längeres Stück zurückfahren müssen, was wir ein paar Tage später noch einmal unter die Räder nehmen müssen. Nun ja, manchmal ist es schlauer, sich rechtzeitig gut zu informieren.

Jetzt düsen wir erstmal nach Wyndham, denn dort soll es auf dem Wyndan Caravan Park Hunderte von Goldian Finches (Gouldamadine – Prachtfink) geben. Erwartungsfroh fahren wir auf den Campground. Bei der Anmeldung wird leider schon deutlich, dass es diese Vögel seit einem Besitzerwechsel hier nicht mehr gibt. Der Vorbesitzer hat ihnen Wasser hingestellt, so dass sie sich gern hier versammelt haben. Dieses Jahr war es besonders feucht in der Gegend. So finden die Vögel überall genug zu trinken und kamen nicht in hierher. Deshalb hat der neue Besitzer die Tradition wohl eingestellt.

Jan Wegener, ein deutscher Vogelfotograf, der wirklich sensationelle Bilder macht und seit vielen Jahren in Australien lebt, hat uns den Tipp gegeben, mit Rodney Bushell in Kontakt zu treten. Er würde genau wissen, wo wir die seltenen Goldian Finches finden. Wir verabreden uns mit ihm und er bringt uns am nächsten Morgen zu einer super fotografisch angelegten Wasserstelle. Nach einiger Zeit kommen unzählbar viele kleine Finken der unterschiedlichsten Arten und auch der Goulden Finch ist dabei. Sie sind sehr bunt und gehören zu einer polymorphen Art. Das heißt, dass Tiere ein- und derselben Population unterschiedliche Färbungen des Oberkopfes haben können. Es macht unendlich viel Spaß die kleinen Piepmätze zu beobachten und zu fotografieren. Ca. 2 Stunden lang bieten sie uns ein abwechslungsreiches Schauspiel von An- und Abflügen, sitzen auf einem Ast und trinken an der Wasserstelle. Manchmal schrecken sie alle auf und fliegen weg, um nach kurzer Zeit nacheinander wieder zu kommen. Je höher die Sonne steigt, desto weniger Vögel finden sich ein, so dass wir irgendwann an unser Frühstück kommen.


Nachmittags genießen wir den First Rivers Lookout und fahren weiter nach unten ans Flussufer, von wo aus Uwe versucht, schöne Drohnenaufnahmen zu ergattern. Die Entfernungen sind groß und es gelingt ihm nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Dennoch hat er am Abend einige der Aufnahmen von denen er geträumt hat und ist sehr happy.

Am nächsten Morgen wiederholen wir das Fotografieren an der Wasserstelle und die Vögel lassen uns nicht allein. Zusätzlich kommen zwei Birdwatcher dazu, die eifrig die Anzahl der einzelnen Tiere nach Arten und Geschlecht festhalten wollen. Unser Eindruck von Wissenschaft bekommt kleine Risse, denn es wird doch sehr viel geschätzt. Das geht auch nicht anders, da sich die einzelnen Vögel sehr ähneln und zudem mehr als einmal zum Trinken kommen. Da die Tiere sich von Gesprächen nicht stören lassen, können wir die beiden ein wenig näher kennenlernen und landen später gemeinsam im Rockhopper zu einem Latte Macchiato. Auch abends haben wir Tanja, deutschstämmig und deutschsprachig, noch zu Gast. Schön, wenn man sich etwas näher kennenlernt und es nicht nur bei oberflächlichen Gesprächen bleibt.

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Kommentare

Kommentar von Alexander Ondrejkovics |

Hallo !
Tolle Bilder und tolle Beschreibung
Ich bin Ende Oktober bis Anfang November von Perth nach Darwin unterwegs und Euer Bericht über die Gibson Road würde mich interessieren. Ich plane zwar über Hauptroute von Broome in den Pumulu Park zu fahren, möchte aber eventuell auch zu den Mitchel falls von Kununurra, bin aber nicht sicher ob das eine gute Idee ist. Habt ihr da Erfahrung oder etwas gehört drüber? Sind doch 8 h Fahrt und dann wieder zurück.
Danke und weitere gute Reise und ich hoffe dass ihr den Unfall gut wegsteckt
LG
Alexander Ondrejkovics

Antwort von Uwe Hasubek

Hallo Alexander,

du kannst mich sehr gerne mal anrufen. Ich bin meistens über WhatsApp zu erreichen. Zu deiner geplanten Tour kann ich dir einiges sagen. Warst du schon einmal in Australien?

LG Uwe

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