Die Schönheit des Regenwaldes im Amazonas contra den endlosen Rinderweiden
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349. - 361. Reisetag (28.06. - 10.07.2016)
Eine spannende Tour durch den peruanischen Regenwald zieht uns nach Puerto Maldonado, dann geht es weiter nach Brasilien, wo wir auf dem Weg ins Pantanal nicht nur 2500km bewältigen müssen, sondern auch noch auf halber Strecke eine wunderschön gelegene Lodge besuchen.
In Puerto Maldonado ist unser erstes Ziel die von einer Thailänderin und einem Schweizer geführte Anaconda Lodge, die etwas außerhalb des Ortes, direkt neben der Rainforest Expeditions, mit denen wir unsere Urwaldtour machen werden, liegt. Sie befindet sich in einem Regenwald ähnlichen Garten, hat ein Restaurant, Hütten für die Gäste und einen Swimmingpool, der es einem erleichtert die schwülwarme Luft zu ertragen. Wir stehen mit dem Rockhopper außerhalb des Geländes, da unsere Höhe es leider nicht zulässt durch das Tor zu fahren. Wir genießen das thailändische Essen, dass von der Besitzerin selbst zubereitet wird.
Den Ort selbst besichtigen wir nur kurz. Wir schlendern zur Markthalle, in der es Gänge weise verschiedene Angebote gibt. So findet man einen Gang mit Näherinnen, die an ihren Nähmaschinen sitzen und auf Kunden warten, an anderer Stelle gibt es alles erdenkliche Autozubehör, es folgen Kleidungsstücke, Gemüse, Obst und Brot und vieles mehr. So ist es auch in den Straßen ringsherum. Die „Lebensmittelgeschäfte“ verkaufen Säcke weise Zucker, Mehl, Bohnen usw. Einiges gibt es auch in kleineren Mengen, aber das Einkaufen in großen Gebinden ist kostengünstiger und besser für die weit ab der Stadt im Dschungel lebenden Menschen. Touristenattraktionen entdecken wir nicht, so dass wir ein Taxi-Tuktuk anhalten und uns zurück bringen lassen. Diese Dreiräder sind hier vielfach vorhanden und transportieren neben Taxigästen durchaus auch schwere Last von einem Ort zum anderen. In Peru sind diese eher dem asiatischen Raum zuzuordnenden Gefährt weit verbreitet...
Nach zwei Erholungstagen starten wir mit der Rainforest Expedition unsere Tour in den Regenwald. Diesmal geben wir richtig viel Geld aus, um 4 Nächte und 5 Tage im Regenwald zu sein. Hauptsächlich locken uns die Salzlecken, an denen man massenhaft Papageien fotografieren können soll. Die Organisation des Ganzen ist hervorragend. Im angenehm klimatisierten Bus geht es um die Mittagszeit los. Als erstes bekommen alle einen kleinen Snack in vorbildlichen Papiertüten verpackt. Die Paranüsse sind in Puderzucker gewälzt, die Chips bestehen aus Bananen und eine kleine frische und süße Banane ist auch dabei. Ein Guide erklärt uns auf Englisch einiges über die Tour und erzählt über die Bäume, an denen die Brazil Nut (Paranuss) wächst. Die Tour im Boot ist abwechslungsreich und wird mit der Versorgung des Magens begonnen. In ein Bananenblatt gewickelt gibt es ein leckeres Reisgericht, das alle satt und zufrieden macht. Als wir nach einer guten halben Stunde noch einen Jaguar am Flussufer entdecken und bestimmt 15 Minuten lang fotografieren können, haben alle das Gefühl, dass die Tour besser nicht sein kann - ja eigentlich ist alles passiert, was man sich gewünscht hat.
Bald erreichen wir das Refugio Amazonas. Es ist sehr beeindruckend und erinnert uns an die afrikanischen Lodgen. Alles ist perfekt gepflegt, das Personal ist zuvorkommend und höflich. An alles ist gedacht. Sogar das biologisch abbaubare Duschgel wird einem zur Verfügung gestellt. Mitten im Urwald gibt es WiFi, die Mahlzeiten sind köstlich und an der Bar wird jeder erdenkliche Wunsch erfüllt. So ist es an allen Tagen. Obwohl man in Südamerika ist, sind alle pünktlich. Der Service ist wirklich hervorragend.
Am nächsten Morgen geht es weiter zum TRC. Auf der Fahrt dorthin besuchen wir eine erste Salzlecke. Doch leider findet sich kein Vogel dort ein. Nach 20 Minuten in der gleißenden Sonne kehren wir zum Boot zurück. Wir sehen auf dieser Tour auch mehrere Anlangen im Wasser, von denen aus nach Gold gesucht wird. Auf unsere Frage, weshalb das im geschützten Gebiet geduldet wird, erhalten wir keine befriedigende Antwort. Die Goldsucher vergiften das Wasser und deshalb wird auf den Lodgen kein Fisch angeboten. Das Alles ist für uns sehr befremdlich.
Auch das Tambopata Research Center (TRC) hält dieses Niveau. Die einzige Einschränkung hier sind die Badezimmer, die nicht mehr privat sind. Aber ansonsten ist auch hier alles perfekt. Unser Guide Justo gibt sich sehr viel Mühe und führt uns täglich durch den Regenwald. Aber leider sind die Tiere scheu und wahrscheinlich haben wir auch ein wenig Pech. Wir sehen zwar Brüllaffen, Kapuzineraffen und Totenkopfäffchen, und hören viele Vögel, aber leider sind sie meistens so weit weg, dass man sienicht fotografieren kann. Lediglich die Schmetterlinge zeigen sich kooperativ. Zum Trost gibt es aber etliche wunderschöne Scarlet Aras, die äußerst frech Essen von den Tellern der Touristen klauen. Besonders lecker scheinen Pancakes und Butter in kleinen Plastikverpackungen zu sein. In jedem Fall ist es immer wieder ein köstliches Schauspiel, wenn die Aras allmorgendlich ihren Beutezug beginnen.
Die morgendlichen Touren zur zweiten Salzlecke beginnen immer um 5:15 Uhr. Eine kurze Bootsfahrt bringt uns gemeinsam mit ca. 16 anderen Touristen auf eine Insel, von der aus man die Abbruchkante aus Ton, an der die Tiere ihren Mineralhaushalt ausgleichen, gut sehen kann. Am ersten Morgen sind zwar viele Blaukopfpapageien da, aber sie wählen genau die Stelle, vor der von uns aus gesehen viele Bäume stehen. So hören wir zwar den Radau den die Vögel machen, können aber nichts erkennen. Am nächsten Morgen findet sich einmal kurz eine Gruppe dieser Tiere rechts von uns ein. Das ist so weit entfernt, dass selbst Uwe mit 700mm nur Suchbilder hinbekommt. Dafür kommt ein Scarlet Papagei direkt zu uns rüber geflogen und schaut sich die ganze Versammlung etwas genauer an.
Im TRC befindet sich auch eine Gruppe von Wissenschaftlern, die das Verhalten der Vögel genau beobachtet und dokumentiert. Hier wird deutlich, dass die Scarlet Aras vorrangig in den Monaten von Dezember bis Februar an den Salzlecken auftauchen, da sie zu dieser Zeit ihre Jungen zu versorgen haben, und im Juli nur sehr selten dort sind. Hätte das Reisebüro uns das mitgeteilt, so wären wir wohl nicht hingefahren. Aber leider scheinen sie darüber nicht informiert zu sein, oder wollen einfach das Geschäft machen.
Wir genießen den Aufenthalt trotzdem sehr und fahren entspannt nach 4 Nächten zurück. Jetzt geht es auf in Richtung Brasilien.
Zuvor ein kleiner Gesamtrückblick über Peru. Wir waren sehr skeptisch, ob es uns gefallen würde. Uwe ist vor 22 Jahren in Cusco überfallen und beraubt worden. Das steckte ihm doch noch in den Gliedern. Wir können jetzt sagen, dass wir uns in Peru immer sicher gefühlt haben. Die vielen Horrorgeschichten von der Polizei können wir überhaupt nicht bestätigen. Jede Polizeikontrolle war ausgesprochen freundlich und schnell. Alle Menschen waren hilfsbereit und offen. Die Landschaften und die Inkakultur, die wir gesehen haben, haben uns beeindruckt und gut gefallen. Wir wären gern länger geblieben und hätten uns den Norden des Landes auch noch angeschaut. Leider fehlt uns aber die Zeit...
Unser nächstes Ziel ist Cuiaba, in der Nähe des Pantanal. Dort kommen am 17.7. unsere Fotofreunde aus Deutschland an und wir wollen rechtzeitig da sein und auch noch einiges vorbereiten. Die brasilianische Grenze passieren wir schnell und ohne Probleme. Wir übernachten dort und fahren dann ganz früh weiter. Rechts und links sehen wir nur Weiden mit Rindern oder riesige Sojafelder. Der ursprüngliche Regenwald ist abgeholzt, soweit das Auge reicht. Auch wenn die Landschaft schön grün ist, ist es doch dramatisch. In den folgenden Stunden diskutieren wir viel über die Zerstörung des Regenwaldes bzw. der Welt. Als Uwe vor 22 Jahren hier war, war die Abholzung des Regenwaldes bis nach Porto Velho vor gedrungen. Hinter Porto Velho in Richtung Peru war größtenteils noch richtiger Regenwald vorhanden. Heutzutage findet man auf den 700 Kilometern nichts als Rinderweiden entlang der guten Asphaltstraße. Warum machen die Menschen das? Antworten sind schnell gefunden. Am Abend haben wir im Internet eine Meldung auf tagesschau.de bezüglich dem unaufhaltsamen Wachsen der Weltbevölkerung gelesen. 7,44 Millarden Menschen gibt es inzwischen. In den ersten Monaten diesen Jahres sind 40 Millionen weltweit hinzu gekommen. Als Uwe geboren worden ist, lebten auf der Welt gerade einmal 3,5 Milliarden Menschen. Jeder der sich mit den Prognosen für die nächsten Jahrzehnte auseinander setzt, wir vermutlich fassungslos davor stehen und sagen, wie kann das sein. Für Uwe ist das rasante Wachstum der Weltbevölkerung seit Jahren eine Herzensangelegenheit, die ihn immer wieder stark beschäftigt hat. Wie aber kann man das Problem lösen? Ist es wirklich ein Problem? Unseres Erachtens ist es das größte Problem, das die Welt zu bewältigen hat. Aber die Politik traut sich an dieses Thema nicht heran, vermutlich da man sich damit keine Freunde macht. Was aber wird in 50 – 100 Jahren passieren? Schon jetzt gibt es weltweit immer mehr Konfliktherde. Uwe ist der Meinung, dass in absehbarer Zeit die Konflikte immer größer werden und die Menschen sich gegenseitig umbringen werden. Dabei könnte man doch dieses Problem seiner Meinung nach heutzutage relativ einfach in den Griff bekommen. Jede Frau darf beispielsweise 2 Kinder bekommen und muss sich oder ihren Partner (Sterilisationen sind bei Männer sehr viel leichter durch zu führen) danach zwangssterilisieren lassen. So hat jede Familie die Möglichkeit 2 Kinder zu bekommen und das Problem der Überbevölkerung würde langfristig gestoppt werden. Damit müsste man sich aber massiv mit den Weltreligionen auseinander setzten, die diesem Vorschlag bestimmt nicht zustimmen werden. Das ist heutzutage mich Sicherheit ein Lösungsvorschlag, bei dem es viele Gründe gibt, diesem zu widersprechen, aber langfristig gesehen ist es vermutlich eine der humanistischen Varianten. Die westlichen Nationen meinen immer, dass das Problem in den Entwicklungsländern liegen würde. Das stimmt mit Sicherheit auch. Aber Deutschland ist eines der am dichtesten besiedelten Länder, das seine 82 Millionen Menschen mit Sicherheit nicht selber ernähren kann. Auch 60 Millionen Menschen in Deutschland würden definitiv ausreichen. Der Glaube an das immer weitere Wachsen der Wirtschaft ist ein Irrglaube, der in den nächsten Jahrzehnten auch von den Politikern, die sich Gedanken über Nachhaltigkeit machen, erkannt wird. So könnte man noch Seiten lang und gewiss auch sehr viel differenzierter weiter philosophieren...
Nach über 700 km Strecke auf mittelmäßig gutem Asphalt übernachten wir kurz vor Porto Velho auf dem Parkplatz eines Hotels. Porto Velho ist eine geschäftige Stadt mit einigen Supermärkten und einer Shopping Mall. Hier beginnt erneut das Abenteuer Simkarte für den Laptop. Nach 2 Stunden ist das Problem erstmal gelöst und wir fahren weiter. An diesem Tag spielt Deutschland gegen Frankreich um den Einzug ins Finale der Europameisterschaft. Wir kommen gerade richtig zum Anpfiff an einem Posto (Tankstelle) an. Obwohl wir keine großen Fußballfans sind, setzen wir uns mit einem Magnum Mandel (lecker!) dazu. Das Eis soll die einzige Freude dieses Spiels bleiben. Schade, aber nicht wirklich schlimm. Vor dem Abend kommen wir noch auf der Pousada Ecologico Rancho Grande an. Ein wunderbares, sehr gepflegtes Gelände, zu dem auch ein großes Stück Regenwald gehört. Das Hotel wird leider wenig besucht. Es liegt etwas abseits der üblichen Touristenwege und hat deshalb die Pflege der Schmetterlinge, die es hier mit 1700 Arten gibt, aufgegeben. Wir stehen 3 Tage unter einem Schatten spendenden Baum, genießen den Swimmingpool und die Caipirinhas am Abend.
Kommentare
Kommentar von Volker Wiegmann |
hi ihr Beiden Reisenden,
wie immer schön, von Euch zu hören... besser lesen:-). Auch wenn der Tag des Abschieds von SAM naht, so gilt doch wie immer "nach er Reise ist vor der Reise". Und wie ihr andeutet, gibt es schon neue Pläne. Die haben wir übrigens auch. Aber dazu mehr, wenn wir uns dann wiedersehen.
Das ihr euch nicht so wirklich auf die Schule freut, die ja unweigerlich mit der Heimkehr verbunden ist, verstehen wir nur allzu gut. Wir sind auch nicht gerne hingegangen, mußten aber ;-).
Genießt einfach die letzten Tage im Pantanal sowie die Capes und Rodezios! Im Hamburg ist zwar auch eine Churasceria... aber die in Brasilien sind einfach besser.
Wir freuren uns auf's Wiedersehen mit Euch! Bis bald und
Un abraço e muitos beijos
Monika & Volker
Kommentar von Martin Kürten |
Klasse Reiseberichte, schön zu lesen - und natürlich die Fotos .... Schade, dass es bald zu Ende geht ! Grusse aus der Hansestadt
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