Die Küste des Nordostens – Traumstrände und vieles mehr!
72. - 78. Reisetag (24.09. - 01.10.2015)
Seit 9 Tagen sind wir nun an der Küste unterwegs und haben in dieser Zeit 6 Übernachtungsplätze gehabt. Wir sind also in kleineren Etappen gefahren und haben an verschiedenen Stellen halt gemacht. Insgesamt ist die Küste überall wunderschön, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Zuerst legen wir etliche Kilomater zurück, fahren an Fortaleza vorbei und freuen uns, auf den doch recht vernünftigen Straßen auch mal ein paar Kilometer zu schaffen. Unser Ziel heißt Morro Branco. Der Ort an der Küste ist sehr auf Touristen eingestellt. Restaurants und Buden reihen sich aneinander. Wir werden sofort von den Guias, den Touristenführern, angesprochen. Wir wollen aber gern unser eigener Herr bleiben und gehen nicht weiter auf sie ein. Dieser Strandabschnitt gefällt uns nicht, so dass wir ein wenig zurück fahren und den Zugang zu dem berühmten Labyrinth suchen. In einer völlig friedlich erscheinen Straße stellen wir das Auto ab und gehen in das geschützte Gebiet. Zwischen dem Dünensand befinden sich zum Meer hin zerklüftete, rote Felsen. Das Gebiet ist recht groß, wir marschieren ein kleines Stück darauf herum, haben aber keine Lust, länger dort zu bleiben. Ein wenig demotiviert fahren wir zum nächsten Strand. Dort bleiben wir auf einer Küstenstraße, die recht sandig ist und fahren und fahren. Wir bewundern immer wieder den brasilianischen Baustil, der manchmal wirklich sehr schön und gepflegt, dann wieder unfertig oder sehr sehr einfach ist. Am wenigsten gefallen uns die unbebauten Grundstücke, auf denen sich immer extrem viel Müll, bestehend aus Plastik aller Art, befindet. Sofort sieht ein Ort oder eine Straße völlig verwahrlost aus, wenn ein wenig Pflege fehlt. Selbst wenn es sehr arme Bewohner sind, so erwecken sie einen viel ansprechenderen Eindruck, wenn ihr Grundstück sauber ist. Ich hätte nicht erwartet, dass mich das so beeinflusst.
Diese Straße führt uns irgendwann ans Meer herunter. Durch unsere Erfahrungen in Jericoacoara wissen wir, dass man auf dem Sand gut fahren kann und kommen so an eine wunderschöne kleine Lagune am Strand Uruau, auf der viele Kiter unterwegs sind. Gleich daneben gibt es die Pousada Zebra, an der wir übernachten können. So stehen wir direkt auf dem Strand, der Wind bläst sanft durch unser Auto und der Blick aus dem Fenster ist einfach traumhaft. Morgens gehen wir im warmen Ozean baden, die Wellen sind kräftig aber nicht gefährlich.
Nach einem ruhigen Frühstück fahren wir noch durchs Dorf und dann weiter nach Canoa Quebrada, einem ehemaligen Hippiedorf, 70 km weiter gen Südosten. iOverlander, unser Schlafplatzinformant, empfiehlt uns eine Pousada direkt mit Blick auf das Meer. Das stimmt zwar, doch davor ist noch eine Straße und eine Häuserreihe mit Restaurants, bevor es die Steilküste hinab geht. Die Restaurants sind auf Pfählen gebaut und einige davon werden vom Meer weggetrieben, das heißt, die Wellen untergraben ihren Stand, so dass sie demnächst einstürzen oder vorsichtshalber schon abgerissen werden. Bei Hochwasser gibt es hier fast keinen Strand mehr, weil die Wellen so nah herankommen.
Die Fischer benutzen manchmal noch die traditionellen Jangadas - vereinfacht gesagt ein Floß mit Segel - . Sie bieten dies inzwischen häufiger den Touristen als Abenteuertour an, als dass sie damit auf Fischfang gehen. Im Gegensatz dazu sieht man auf den Dünen einen hochmodernen Windpark wie er auch in Schleswig-Holstein zu finden ist.
Bei der empfohlenen Pousada bekommen wir einen Stellplatz, fühlen uns aber nicht so sehr wohl, da die Toiletten schmutzig und die Anlage leicht verwahrlost ist. Während eines ausführlichen Strandspaziergangs im Hochwasser unter den Restaurants treffen wir auf ein junges Mädchen, das für einen Fotografen modelt. Uwe bekommt totale Lust mitzumachen und traut sich auch zu fragen. Im Eilschritt geht es jetzt zum Auto zurück - die Steilküste mit Flipflops bergauf bei knallender Sonne. Schnell die Fotosachen gepackt und Uwe flitzt zurück zur Fotosession. Ich mache mir einen Kaffee und nehme mir ein Buch vor, als er schon wieder vor mir steht. Der Akku der Kamera hat gerade mal für 40 Bilder gereicht - so ein Pech! Aber es hat ihm trotzdem viel Spaß gemacht und das eine oder andere Bild ist auch recht schön geworden.
Abends gehen wir auf den Broadway! Eine richtige kleine Amüsiermeile in diesem kleinen Ort. Ein Klamottenladen reiht sich an den anderen, Restaurants und Bars überschlagen sich. Hin und wieder hört man sogar Livemusik. Ich fühle mich ein wenig an die Kao-San Road in Bangkog erinnert, natürlich in einer Miniaturausgabe. Uwe genießt seine heiß geliebte Caipirinha, während ich meinen Lieblingssaft aus frisch gepresster Ananas schlürfe.
Auch hier hält uns nichts so richtig, so dass wir am nächsten Morgen weiter zum sagenumwobenen Praia da Pipa fahren. Fast jeder Brasilianer hat davon geschwärmt. Der Ort hat Charme und viele richtig schöne Sandstrandbuchten, die zum Binnenland hin durch steile Felsen teils bewachsen, teils nur felsig, begrenzt werden. Hier kann man gut baden, ohne Angst vor Steinen haben zu müssen, die an der Küste vor unserem Campingplatz im Wasser warten. Der Campingplatz Tsunami ist sehr urig und es gibt tatsächlich auch einige Gäste hier. Wir stehen oben auf der Steilküste und schauen aufs Meer. Der Weg nach unten ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Grobe Stufen, für die man bei uns bestimmt Wanderschuhe empfohlen hätte, werden mit Flipflops genommen. Die Wellen haben Kraft, die Wellenreiter üben und üben und einige schaffen es tatsächlich, sich stehend von einer Welle einige Meter mitnehmen zu lassen.
Praia da Pipa bietet uns genug Natur und Fotomotive sowie Internet und Shoppingmeile, um es ein paar Tage auszuhalten. Nach 3 Nächten verlassen wir diesen schönen Ort, der für uns die richtige Mischung bereit hält.
Unser Wunsch einige Kilometer zu schaffen wird von dem Wunsch auch mal eine Stadt zu sehen geschlagen. So nehmen wir den FKK-Strand von Tambaba noch mit, um am nächsten Tag früh nach Olinda, dem Barockstädtchen Brasiliens, zu fahren.
Wir fahren möglichst nah an der Küste entlang und kommen zu einer Flussdurchfahrt. Eine idyllische Landschaft, die nur über Sandstraßen zu erreichen ist. Wir sehen gleich, dass die Balzas (Fähren) nicht für unser Auto geschaffen sind. Die Männer am Ufer erklären uns, dass wir in ca. 30 Minuten mehr Süßwasser im Fluss haben, da das Meereswasser abläuft und das Flusswasser nachdrängt. Dann können wir bedenkenlos durch den Fluss fahren. Wir packen die Videokamera aus und bereiten alles für eine Aufnahme vor. Ich filme und fahre dann mit einer Balza, die mich allein gut tragen kann, auf die andere Seite. Kaum fahren wir los, werden wir mit einem lauten "Hallo!" aus einem entgegenkommenden Auto begrüßt. Ein Brasilianer, der als Kind 5 Jahre in Deutschland und dann in Spanien aufgewachsen ist, fährt in seinem Mietwagen Cora, eine Lehramtsstudentin aus Kassel, durchs Land. Da wir lange keine deutschen Kontakte mehr hatte, stehen unsere Münder nicht still. Leider fahren wir in entgegengesetzte Richtungen, so dass wir nur unsere Karte weiterreichen und uns schreiben wollen.
Tambaba beeindruckt uns durch seine Pools, die am Strand entstehen, weil sich Felsen direkt am Ufer befinden. Diese werden je nach Wasserstand vom Meer erreicht und teilweise überspült, wobei die Wellen aber schon gebrochen sind, so dass man sich dort entweder massieren oder einfach nur treiben lassen kann.
Etwas weiter den Strand entlang gibt es einen Zugang zu einem FKK-Gebiet, das von Männern nur in Begleitung von einer Frau und für alle unbekleidet betreten werden darf. Auch hier ist der Strand auf der einen Seite von Palmen und Felsen begrenzt, auf der anderen zum Teil von Felsen, die bis ins Meer reichen. Nur wenige Menschen halten sich hier auf und die Atmosphäre ist entspannt. Nach einem Spaziergang und einem Bad, liegen wir noch ein wenig am Strand herum. Früh vertreibt uns der Schatten, insbesondere weil Uwe von einer Palme am Felsen noch ein paar Bilder im guten Licht machen möchte.
Unser Übernachtungsplatz befindet sich diesmal ein wenig seitwärts der Straße auf einem ungenutzen Pfad. Von hier kann man das Meer und eine in allen Rottönen schillernde Schlucht einsehen. Uns bemerkt zum Glück niemand, so dass wir eine friedliche Nacht haben.
Die Fahrt nach Olinda verläuft zügig, da die Straßen jetzt kein Problem mehr darstellen. Ab Paulista wird der Verkehr städtisch, aber es geht noch voran. Dank unseres GPS und einer guten Vorbereitung weiß Uwe ziemlich genau, wo wir hin müssen. Wir finden schnell einen bewachten Parkplatz und holen uns bei der Touristeninformation einen Plan der Altstadt. Diese liegt auf einem Hügel, über den man durch schmale, oft für den Verkehr gesperrte Kopfsteinpflastergässchen geht. Im 16. Jahrhundert wurden hier viele Kirchen und Klöster erbaut, die teilweise beim Abzug der Holländer einige Jahrzehnte später teilweise zerstört und später wieder aufgebaut wurden. Man wird hier Zeuge der brasilianischen Kolonialherrenzeit. Das Zentrum wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Wir besichtigen eine Mission vom heiligen Franziskus, dann ist unser Kulturhunger schon wieder gestillt. Wer daran mehr Interesse hat, findet hier unendlich viel zu sehen. Wir probieren lieber ein Tapioca mit Käse, der uns hervorragend mundet und nur 6,- R$ kostet. Sie werden aus Maniokmehl hergestellt, dass ganz weiß ist, und wenn man es nicht kennt, an Kokosfleisch erinnert. Es hat aber keinen Eigengeschmack und gewinnt mit der Füllung. Die Konsistenz ist etwas gummiartig, was aber nicht weiter stört.
Wir schlendern gemütlich durch das Viertel. Einige wenige Touristen sind auch unterwegs, die üblichen Guias lassen uns überraschender Weise in Ruhe. Die Bewohner haben ihre Häuschen in verschiedenen bunten Farben angestrichen, so dass alles bunt und freundlich wirkt. Die Hinweisschilder für Restaurants und Geschäfte sind liebevoll künstlerisch gestaltet. Leider hat kein Restaurant geöffnet, so dass wir keine weiteren Tapiocas genießen können. Nach ca. 2 Stunden sind wir zufrieden und verlassen die Altstadt. Der Ausflug hat sich für uns Kulturbanausen und Städtehasser gelohnt.
An der Strandpromenade machen wir dann eine schlechte Restauranterfahrung. Die Preise erscheinen uns fürs Essen ungewöhnlich hoch, so dass wir beide eine Pizza bestellen. Nun, man sollte so etwas in Brasilien nur beim echten Italiener tun. Die Pizzen waren zwar groß, schmeckten aber nach nichts und waren zudem noch sehr trocken. Fast die Hälfte blieb übrig, die wir dann 2 Tage später aufgemotzt mit viel Tomate und Basilikum unter unserem Grill zu neuem Leben erwecken und noch einigermaßen genussvoll verzehren.
Unser nächster Halt soll auf dem Campingplatz Jesus sein. Wir fahren in das Dorf einige Kilometer nördlich von Maragogi. Laut GPS erreichen wir den Platz, sehen aber nichts. Versteckt in einem schmalen Sandweg befindet er sich dann. Eine Idylle der besonderen Art: Niedrige Bäume, reiner weißer Sand, eine kleine Kochecke mit wunderschönen großen Fotos aus der Luft von der näheren und weiteren Umgebung, eine Dusche, bei der das Wasser aus einer getöpferten Gießkanne kommt, ein gemütlich aussehendes Sanitärhäuschen, ....Alles wie aus dem Bilderbuch! Dazu kommt noch ein Strandabschnitt der seines Gleichen sucht, mit Palmen, feinstem Sandstrand und türkisfarbenem Wasser. Leider kommen wir mit unserem Auto hier nicht rauf. Der Campingplatzbesitzer, der nicht Jesus heißt sondern so aussieht, weist uns auf das Grundstück auf der anderen Straßenseite. Das ist leider etwas schattig und vermückt. Dennoch bleiben wir, weil es auch sehr schnell dunkel wird.
Am nächsten Tag, nach meinem Yoga am Strand unter Palmen bei sanftem Wind, entdecken wir in der direkten Nachbarschaft ein großes Resort für Pauschaltouristen. Wir sehen ein offenes Internet und loggen uns ein. Damit der Empfang etwas besser wird, gehen wir auf das offene Gelände des Resorts. Nach ca. 2 Minuten werden wir freundlich aber bestimmt von einem Wächter des Geländes verwiesen. Das ist uns in ganz Brasilien noch nie passiert. Bisher waren immer alle sehr hilfsbereit und offen. Doch hier herrschen andere Gesetze. Wir marschieren um die Anlage herum, um an der Rezeption um die Nutzung zu bitten. Ein netter junger Brasilianer, der 6 Monate in Kanada gelebt hat, sagt uns freundlich 15 Minuten für die Nutzung des Netzes zu. Als wir uns setzen, sehe ich, wie ein anderer Mann ihn ernst anspricht. Wie sich kurz darauf herausstellt, hat er den Jungen zurecht gewiesen. Dieser taucht nach genau 15 Minuten auf und erklärt uns, dass wir leider gehen müssen. Ihm selbst ist das peinlich.
Nachmittags lernen wir durch Zufall ein deutsches Paar kennen, das im Resort Urlaub macht. Gemeinsam mit dem Mann versucht Uwe es noch einmal, das Gelände zu betreten. Derselbe Wächter wie am morgen entdeckt Uwe schnell, ist diesmal aber sehr viel freundlicher. So langsam wird das Ganze zu einem Spiel. Dennoch muss er gehen.
Bei Niedrigwasser kann man direkt vom Campingplatz aus zu einem ca. 1 km weit entfernten Riff gehen. Das Wasser geht einem höchstens bis zur Hüfte meistens jedoch nur bis zu den Knien. Am Riff schwimmen kleine bunte Fische. Wir schnorcheln ein wenig, aber leider sind die Korallen an dieser Stelle fast alle abgestorben. Schade, hoffentlich betrifft es nicht das ganze Riff. Wir wandern zurück, das Wasser wird immer türkiser und wir beschließen, mal wieder den Kopter zu benutzen.
Nach 2 Tagen verlassen wir diesen idyllischen Ort und fahren weiter an der Küste entlang. Wir hören von einer Stelle, an der man Seekühe sehen kann. 3,5 km nervige Sandstraße führen uns dorthin. Wir sehen Boote mit Touristen dort rumschippern, aber kein Bootsführer geht auf uns zu und bietet uns eine Tour an. Da wir unsicher sind, ob uns die Tour etwas bringen wird, warten wir auf Rückkehrer. Uwe sieht in der Zwischenzeit schon ein Tier vom Ufer aus. Zum Fotografieren ist es zu dunkel, um es wirklich kennen zu lernen, reicht unsere Zeit leider nicht. Wahrscheinlich bräuchte man dann auch Genehmigungen, Lizenzen usw. Da alles streng geregelt ist, hätte das eine andere Vorbereitung gefordert. Als wir dann erfahren, dass wir ans andere Flussufer fahren müssen, um die Tour zu buchen, fällt uns die Entscheidung dagegen nicht mehr schwer. Wir schauen uns noch die Flussmündung an, die auch ungemein schön aber leider wieder völlig vermüllt ist, und fahren dann weiter.
Kurz darauf überqueren wir den ..... tatsächlich mit einer Fähre. Sie kann bis zu 15 Tonnen mitnehmen. Glücklicherweise ist unser Auto leichter!
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