10 Tage auf der Lagunenroute in Bolivien - ein wahrer Traum

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293. - 303. Reisetag (03.04. - 13.05.2016)

Wichtige Mitteilung: Endlich ist uns ein Name für unseren Daily eingefallen. Das Auto fährt uns sicher und zuverlässig über felsige Pisten und wir lieben die Pinguine. Welche dieser Tiere sind besonders geschickt am Felsen? Die Rockhopper!! Auf deutsch heißen sie langweilig: Felsenpinguine. Nun, unser Daily ist ab jetzt der Rockhopper! Auf der Lagunenroute durch Bolivien musste er mehr als einmal seine beeindruckenden Fähigkeiten unter Beweis stellen.

Nun aber zu den Highlights der Lagunenroute: Die letzten Tage in Chile brechen an. Wir wollen die Geysire El Tatio besuchen und schauen uns auf dem Weg dorthin das kleine Dorf Caspana an. Es liegt in einem spitz zulaufenden Tal und beeindruckt durch die vielen kleinen Terrassen, die angelegt wurden, um Gemüse anzubauen. Wir schlendern durch das Dorf und schauen uns um. Die Adobehäuser wirken gepflegt, auch wenn wir an ihrer Regenfestigkeit zweifeln. Unseren Schlafplatz suchen wir 3700m Höhe, denn wir wollen uns unbedingt langsam akklimatisieren, bevor wir auf die Lagungenroute nach Bolivien fahren. Dort liegen die ersten Nächte mindestens auf 4350m und darauf wollen wir vorbereitet sein.

Am nächsten Morgen geht es um 6:30 Uhr los zu den  El Tatio Geysiren. Die Autos von Alma und Henry und von uns springen mit einiger Mühe an, so dass wir gut loskommen und frühzeitig an den Geysiren ankommen. Etliche Tourenfahrzeuge mit Touristen zeigen uns an, wo wir parken müssen. In der Dämmerung erkunden und fotografieren wir das Geysirfeld. Leider sind die meisten Geysire mit hässlichen roten Steinen abgesperrt, die sich auf dem Foto nicht besonders gut machen. Trotz eisiger Kälte sind wir bestimmt zwei Stunden lang mit Fotografieren beschäftigt. Zum Abschluss frühstücken wir zu acht im Freien, die Tagestouristen sind bereits alle weg. Die Sonne wärmt inzwischen. So können wir uns auch in Ruhe im Hotpot räkeln, der allerdings eher Wechselbäder liefert.


Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg nach San Pedro. Uwe und ich bleiben auf der Höhe an einer Lagune stehen, auf der es Flamingos und Vicunias gibt. Zu unserer Überraschung läuft das Internet des kleinen Ortes hier richtig gut, so dass wir unseren Blog losschicken und telefonieren können. In der Dämmerung fotografieren wir und fahren dann zu den Termas de Puritama, wo Alma und Henry gegen 2 Uhr nachts zu uns stoßen. sie haben wich noch das Valle de La Luna und einen Sternentour in San Pedro gegönnt.


Leider haben wir ein neues Problem mit unserem Auto. Der Ausgleichsbehälter vom Kühlwasser ist undicht und immer, wenn der Motor extrem heiß wird, spritzt Wasser heraus. Uwe und Oliver haben schon viel Zeit damit verbracht, die Lösung zu suchen. Am nächsten sonnigen Morgen in San Pedro gehen Henry und ich von einem kleinen Lädchen zum anderen einkaufen, während Uwe und Oliver die undichten Stellen am Ausgleichsbehälter löten. Das gestaltet sich schwierig, gelingt am Ende aber doch. Hoffentlich hält es!


Endlich geht es los! Am Nachmittag passieren wir gemeinsam mit Alma und Henry die chilenische Grenzkontrolle in San Pedro und fahren dann fast 2400 Höhenmeter hoch. Die Asphaltstraße geht unaufhörlich bergan und die Motoren werden erst warm, dann heiß. Zum Schluss fahren wir im 1. Gang. Endlich sind wir oben und die Außentemperatur ist deutlich gefallen, es geht etwas runter - die Motoren kühlen ab!

An der Grenzkontrolle hat es der Bolivianer extrem eilig. Schnell werden unsere Pässe gestempelt und wir müssen dann noch den Parkeintritt von 150 Bolivianos (ca. 20 €) pro Person entrichten. Die Einfuhr der Autos können wir erst 2 Tage später im Park auf über 5000 m erledigen. So geht es weiter zur Laguna Blanca und zur Laguna Verde. Der Wind nimmt zu, die Straße ist eine schwierige Schotterpiste, der Ausblick ist genial. Wir holpern die Wege weiter bis wir an der Laguna Verde umkehren müssen, da der Mitsubishi Delica die Steine und den Sand nicht mehr überwinden kann. Wir bleiben einfach mitten auf dem Weg stehen, die Schnauzen der Autos in die Morgensonne gedreht. Zufrieden und etwas Höhen geschwächt gehen wir schlafen.


Alle überstehen die Nacht einigermaßen. In diesen 2 Tagen hat jeder von uns mal Kopfschmerzen, mal Antriebsschwäche oder schlechte Laune. Das Schlafen ist unruhig aber ohne echte Probleme. Sobald wir uns schneller bewegen wollen, werden wir kurzatmig und haben den Eindruck, einen Sprint hinter uns zu haben. Ernsthafte Beschwerden hat jedoch keiner von uns. So genießen wir am Morgen die Laguna Verde, Uwe und Alma haben sogar die Energie, den 3 km entfernten Hotpot aufzusuchen. Mit juckender Haut kommen Sie zufrieden zurück, brauchen allerdings eine Dusche, um das Jucken wieder los zu werden.

Wir wollen weiter und starten die Motoren. Uwe muss gefühlt 10 mal den Anlasser bewegen. Das Auto startet, nimmt aber kein Gas an. Endlich springt der Motor an! Schwieriger ist es für Alma und Henry. Ihr Auto ist Baujahr 1996, das vordere Differential ist kaputt und die Technik ist halt alt. Vorglühen und Pumpen allein reichen nicht, um dem Gefährt Leben einzuhauchen. Erst ein Startpilotspray in Kombination mit dem Starthilfekabel zum Rockhopper zeigen Erfolg. Eine wahnsinnig schwarze Wolke kündigt das Funktionieren an. Erleichtert fahren wir los.

Auf dem Weg zur Laguna Chalviri pausieren wir an den Piedras de Colores, Steinformationen auf einem weiten wüstenartigen Feld. Die Piste zeichnet sich durch starkes Wellblech aus, so dass die Touristenautos viele neue Spuren in die Landschaft gezogen haben. Mal wählen wir eine gute, mal eine schlechte aus. Wir fahren durch die unfassbaren Weiten dieser Gegend und sind völlig fasziniert. Schon in den hohen Anden Argentiniens fanden wir den Blick auf die leeren und dennoch schönen Ebenen und die bunten Berge grandios. Hier wird das noch getoppt. Plötzlich hören wir ein dumpfes, unbekanntes Geräusch. Uwe schaut in den Rückspiegel und entdeckt unser Reserverad im Sand. Schnell stoppen wir und finden den Reifen einschließlich der ursprünglich angeschweißten Halterung hinter uns auf der Erde. Glatt und scharfkantig ist sie abgebrochen. Mit Hilfe eines Flaschenzuges wird das Reserverad wieder hochgezogen und mit etlichen Spanngurten am Fahrradträger befestigt. Dort hängt es seitdem und sieht etwas improvisiert aus. Dank Uwes Segelerfahrung und seinem routinierten Umgang mit Knoten hält es aber.


An der Laguna Chalviri gibt es neben einem Hostel auch eine Therme, die angenehm warm ist. Zurzeit befindet sich dort auch eine Baustelle, welche die Schönheit der Lagune ein wenig verdeckt. Wir parken hier für die Nacht und fotografieren in der Dämmerung einige Vicunias, die auf der Lagune weiden. Damit sich das Anspringdrama vom Vortag nicht wiederholt, werden in dieser Nacht die Autos regelmäßig alle drei Stunden gestartet. Alma und Henry fahren sogar einige Kilometer. Am frühen Morgen werden die beiden von einem Soldaten mit einem Gewehr bedroht und unfreundlich gefragt, was sie hier wollen. Henry gibt freundlich Auskunft, der Ranger geht wortlos zu seinem Auto zurück, spricht mit seinem Partner und winkt freundlich. Die beiden sind etwas irritiert, fahren jedoch los. Später erfahren wir vom Grenzbeamten am Zoll, dass ein Wagen desselben Modells gestohlen gemeldet worden sei. Wahrscheinlich hat der Ranger dies überprüfen wollen. Dies wäre vielleicht auch etwas weniger dramatisch möglich gewesen.

Die nächtliche Versorgung der Autos zeigt Erfolg. Zum Sonnenaufgang erreichen wir das Geysirfeld Sol de Manana. Hier qualmt und brodelt es stärker, als wir es von Island her kennen. Es gibt auch etliche Mudpools. Das Feld liegt auf 4850m Höhe und die Tourenautos halten hier immer nur für sehr kurze Zeit. Wir vermuten, dass die Touristenführer ihre Kunden vor der Höhe schützen wollen. Wir bleiben lange und machen zum Schluss auch noch nette Fotos, bei denen wir durch die schweflige Wolke hüpfen und Turnübungen machen.


Beim Zoll auf 5033 m gelingt es uns zügig, die Autos offiziell einzuführen. Obwohl das betreffende Formular ausgegangen ist und das Internet nicht funktioniert, hat der junge Zollbeamte es sich faxen lassen und mehrfach kopiert. Per Hand füllt er es sorgfältig und zügig aus. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Mine und viele LKW fahren herum. Da wir doch mehr Diesel verbraucht haben als gedacht, spricht Alma einige LKW-Fahrer an, ob sie uns welchen verkaufen würden. Die Fahrer reagieren freundlich aber zurückhaltend. Einer lehnt ab, ein anderer will uns 50l für je 5 Bolivianos verkaufen. Dafür müssen wir bis zur Mittagspause warten. Der Fahrer kommt und nimmt Henrys Kanister mit. Wir warten und warten. Nach 1 1/2 Stunden kommt er mit 40l zurück. Schnell und unauffällig werden Kanister und Geld ausgetauscht. Wir dürfen niemandem davon erzählen. Das ist dem Fahrer extrem wichtig! Was geht hier vor? Riskiert der junge Mann seinen Job für ein paar Bolivianos? Wir fühlen uns nicht so richtig wohl mit diesem Handel. Leider gibt es hier in der Gegend keine Tankstelle, so dass man auf solche Gelegenheiten angewiesen ist.

Die Laguna Colorado nimmt uns total gefangen. Die Salzlagune erscheint im Abendlicht wirklich rotbraun und weiß. Berge und ein Vulkan dahinter machen das Panorama perfekt. Auf der Lagune tummeln sich viele, viele Flamingos und andere Vögel. Wir stellen unsere Autos auf dem Parkplatz neben zahlreichen Touristentourautos ab. Erst als es stark dämmert, bleiben wir allein und beschließen, dort zu übernachten. Hier entstehen viele schöne Fotos von den Flamingos. Am nächsten Morgen gehen wir zur anderen Seite herunter und können etliche Jungvögel, die gar nicht scheu sind, fotografieren. Erst gegen Mittag kommen wir los, verlassen den Park und fahren kurz zum nördlichen Mirador. Der Anblick hier ist ebenfalls super. So entscheiden wir uns, noch eine weitere Nacht an der Laguna Colorada zu bleiben. Schaut selbst, wie euch die Ergebnisse gefallen.


Jetzt geht es weiter in Richtung Salar de Uyuni. Doch so schnell geht es nicht. Nach einer Kaffeepause am Abrol de Piedra zuckeln wir über die Weiten der Hochebene, kommen an mehreren Lagunen vorbei und machen eine unvorhergesehene Pause an der Lagune Hedionda. Hier tummeln sich die Flamingos so nah am Ufer, dass wir einfach unsere Linsen auspacken müssen, um sie festzuhalten. Alma und Henry sind inzwischen mit unserem dritten Kamerabody unterwegs. So werden sie nicht ungeduldig, sondern üben sich auch im Fotografieren. Als wir uns endlich losreißen können, fahren wir weiter zur Lagune Canapa.


Die Dämmerung nähert sich, aber wir wollen unbedingt runter auf 3700m. Die nächtliche Fürsorge für unsere Autos wird langsam anstrengend und wir hoffen, dass sie weiter unten nicht mehr so nötig sein wird. 

Die Strecke nördlich der Lagune ist für den Rockhopper gut zu schaffen. Sie ist felsig und häufig sind die Spurrillen sehr tief, so dass man viel Bodenfreiheit benötigt. Henrys Fahrkünste und deren Auto sind stark gefordert. Manchmal gibt es Bodenkontakt, aber zum Glück geht alles gut. Der Abendhimmel ist absolut gigantisch. Das Farbsprektrum von gelb bis lila flimmert über den Himmel. Wir halten wieder an, obwohl wir wissen, dass wir dann im Dunkeln weiter fahren müssen. Es bleibt noch einige Kilometer spannend, bis wir auf einer gut gewalzten Straße landen und endlich Kilometer schaffen. Kaum haben wir die angestrebte Höhe erreicht, suchen wir uns einen Platz abseits der Straße und schlagen unser Nachtlager auf. Beeindruckt von diesem abwechslungsreichen Tag schlafen wir gut.

Bevor wir auf den Salar fahren, besuchen wir noch kurz das Dörfchen San Juan. Im „Supermarkt“ gibt es für uns nur Eier zu kaufen und Wasser abzufüllen. In weiteren kleinen "Almacen" (Lädchen) finden wir noch ein wenig Gemüse. So präpariert fahren wir die letzten Kilometer zum berühmten Salar de Uyuni. Obwohl wir alle schon viele Bilder gesehen haben, sind wir total begeistert. Der Salar ist wirklich strahlend weiß, soweit das Auge reicht. Einzelne Inseln und die Berge der Umgebung geben ihm eine Umrandung. Da es sehr trocken ist, können wir ihn bedenkenlos befahren. Die erste kleine Insel, die wir anstreben, wirkt so, als wäre sie nebenan. Aber es sind 25 km, bis wir sie erreichen. Hier bleiben wir 2 Nächte, die touristische Insel Inka Huasi streifen wir nur kurz. Sie kostet Eintritt, bietet extrem viele Kakteen, Toiletten und ein Café. Viele Tourenautos stehen dort, so dass wir nur kurz anhalten.  Weitere 2 Nächte bleiben wir an der kleinen Insel Pescado. Unsere Zeit verbringen wir mit fotografieren, Bilder bearbeiten, Quatschfotos machen, Kochen, spazieren gehen, lesen, grillen.


Außerdem besteht unser Abendprogramm seit einigen Tagen daraus, eine Krimiserie aus Dänemark zu schauen. Wir bauen das Bett auf und legen uns zu viert quer darauf, so dass jeder gut gucken kann. Dann werden die Wolldecken verteilt und 1 1/2 Stunden versinken wir in der Welt der Kommisarin Lund. Abwechselnd schlafen wir dabei ein und müssen uns den Inhalt am nächsten Tag erzählen. Seit 20 Nächten fahren wir jetzt zu viert durch Chile und Bolivien. Wir sind sehr erstaunt, aber es ist immer noch entspannt und gemütlich. Wir genießen es sehr!

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Kommentare

Kommentar von Jörg |

Hallo Ihr beiden,
wieder wunderschöne Bilder uns tolle Erlebnisse.
Ich war schon ganz gespannt, was Ihr auf dieser Tour erlebt. Unser Besuch war dort 1996. Damals extrem einsam und ohne GPS (mit IGN Karten aus La Paz). Man sieht den tollen Bildern gar nicht an, wie eisig kalt es dort ist... :-).
Weiterhin alles Gute und liebe Grüße aus der Südpfalz Elke& Jörg

Kommentar von partschefeld |

Hallo, hier ist wieder mal der Ralph aus Thüringen. Habe schon begierlich auf Neuigkeiten gewartet und selbstverständlich auch auf grandiose Fotos. Bin nicht enttäuscht worden, wobei ich die "Quatschfotos" erst als diese identifizieren musste. Beeindruckt war ich auch von den Reisekilometern. 38Tkm in gut 300 Tagen bedeutet ja immerhin 130 km/Tag und das dann jeden Tag und teilweise in schwierigem Gelände- Chapeau!
Weiterhin viel Glück von Ralph.

Kommentar von Alex Schwager |

habe die Route 2002 von Uyuni nach San Pedro und entgengesetzter Richtung gemacht. ( mit Patrol + Zelt ) Es waren unversessliche Tage

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