Japan – eine Reise in eine andere Welt

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Hamburg – Düsseldorf, Düsseldorf – Narita (Tokyo).
Nach einem langen Flug (11,5 Stunden) mit ein paar Stunden Schlaf landen wir halbwegs ausgeschlafen in Tokyo. Es ist dort 15.30 Uhr und somit ist der Tag nicht mehr allzu lang. Wir werden zur Mietwagenfirma gebracht, dort von einer Amerikanerin begrüßt und übernehmen unseren Kleinwagen der Firma Nissan. Sie weist uns noch ausdrücklich auf den Linksverkehr hin, der in Japan herrscht. 340 km liegen vor uns, bevor wir in Jigokudani in der Nähe der Snow Monkeys unser kleines Hostel erreichen. Obwohl das Navi zumindest teilweise Englisch mit uns spricht, lassen wir unser Ziel bei der Autovermietung noch einprogrammieren. Es wird hier meistens mit der Telefonnummer eingegeben. Ich habe mir auf Google Maps die Strecke zuvor angeschaut und gehe davon aus, dass wir um Tokyo herumgeführt werden.

Aber weit gefehlt – es geht mitten durch Tokyo hindurch. Als wir das bemerken, ist die Freude nicht wirklich groß, da wir dort Verkehrschaos befürchten. Aber wir haben Glück! Samstagabend ist es recht ruhig und wir fahren durch eine Stadt der Superlative. Die Straßen sind häufig weit über dem Boden und wir können in die Fenster der Hochhäuser im 10. Stock schauen. Unter uns befinden sich Straßen, die in die entgegen gesetzte Richtung führen und kleinere Straßen. So etwas haben wir noch nie gesehen. Wir sind glücklich, dass unser Navi uns gezwungen hat, dieses Highlight erleben zu dürfen. Langsam wird es dunkel, die Stadt fängt an zu leuchten und wir fahren und fahren durch die Metropole. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird es endlich ein bisschen ländlicher und der Verkehr lässt nach. Dafür gibt es überall Mautstationen, an denen ein unglaubliches Geld für die Benutzung der Autobahn kassiert wird. Für die 340 km haben wir ca. 80,- € gezahlt... Gegen 21.30 Uhr erreichen wir das Hostel, gehen noch eine Kleinigkeit essen und fallen todmüde ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es gleich zu den Schneeaffen. Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit. Herrlicher Sonnenschein und Temperaturen bis zu 15° C sind nicht gerade ideal, wenn man eigentlich Affen im Schnee fotografieren will. Auch der heiße Pool wird von ihnen gemieden, da es in der Sonne genauso schön warm ist und man nicht nass wird... Wir können dennoch sehr schöne Aufnahmen machen, haben aber anderes erwartet. Am Abend gehen wir in einem kleinen japanischen Restaurant Sushi essen. Als wir die Tür des kleinen Restaurants, das wir kaum als solches erkennen, öffnen, werden wir freundlich hereingebeten. Wir nehmen direkt an der Theke Platz und können so die Herstellung unseres Essens genau beobachten. Es ist alles so anders als alles, was wir bisher in unserem Leben so erlebt haben. Auf einer bebilderten Speisekarte wählen wir unser Essen aus und sind sehr gespannt. Als Aufmerksamkeit des Hauses bekommen wir noch eine Fischsuppe gereicht, in der irgend etwas mit Augen schwimmt... Unser Umgang mit den Stäbchen ruft bei den Japanern nur freundliche Heiterkeit hervor. Naja, fassen wir das Erlebnis kurz zusammen: es ist sehr spannend, schmeckt uns auch, aber ein argentinisches Steak ist uns bedeutend lieber :-).


Am nächsten Tag geht es bei strömenden Regen wieder zu den Schneeaffen. Es regnet den gesamten Tag und ist bedeutend kühler. So gehen die Schneeaffen zumindest in den Pool, was wirklich toll zu beobachten ist. Einfach klasse die Interaktionen zwischen den Tieren. Von liebevoller Körperpflege bis hin zu wilden Hetzjagden ist alles dabei. Ausgerüstet mit Regenschirmen harren wir den ganzen Tag aus und machen das eine oder andere schöne Foto. Zumindest sind wenige Touristen da und wir können uns völlig frei bewegen, was zur Hochsaison nicht geht, da sich Heerscharen von Touristen um den Pool drängen. Ich weiß nicht, was besser ist, aber letztendlich haben wir die zwei Tage sehr genossen. Am Abend geht es mit Reisenden aus aller Welt in ein Nudelsuppen-Restaurant und wir verbringen einen sehr schönen Abend.


Am nächsten Morgen fahren wir zurück nach Tokyo zum Haneda Flughafen, von wo aus wir nach Kushiro auf Hokkaido fliegen wollen. Man mag es kaum glauben. Diesmal geht es unterhalb der Stadt Tokyo hindurch. Ganze 18 km werden wir durch ein Tunnelsystem geleitet, bis wir kurz vor dem Flughafen wieder das Tageslicht erblicken. Nicht auszudenken, was bei einem Erdbeben passiert, wenn der Tunnel einstürzt... Sowohl die Autoabgabe als auch der Besuch bei Mac Donalds funktionieren ohne eine Möglichkeit der verbalen Verständigung. So wenig Japanisch, wie wir können, sprechen die Japaner Englisch. Fragt mal bei McDonalds lediglich nach ein wenig Salz für die Pommes – ihr werdet euren Spaß haben...

Da der Wetterbericht für den nächsten Morgen für Kushiro -15° Celsius vorhergesagt hat, mieten wir in Tokyo für die Nacht noch einen kleinen Mietwagen, da nicht weit von Kushiro ein Fluss ist, wo Kraniche die Nacht verbringen. Bei Temperaturen ab -15° Grad dampft der Fluss und verwandelt alles in einen mystischen Ort. Nach einer sehr kurzen Nacht in einem winzigen Zimmer im Hotel klingelt um 3.45 Uhr der Wecker und los geht es zu den Kranichen. Wir haben Glück. Als wir beim ersten Morgengrauen an der bekannten Brücke ankommen, stehen dort schon etliche Fotografen, die sich gute Plätze gesichert haben. Aber auch hier scheint die Saison bereits vorbei zu sein, so dass wir problemlos unseren Fotoplatz später noch wechseln können, was hier nicht normal sein soll. Alles passt – es gibt Kraniche, dampfendes Wasser und einen schönen Sonnenaufgang. Lediglich der Schnee auf den Bäumen fehlt, aber man kann ja nicht alles haben.


Glücklich kehren wir zum Frühstück zurück ins Hotel und tauschen das Auto gegen den schon in Deutschland gebuchten Allradwagen. Ab jetzt rollen wir sehr luxuriös über Japans Straßen. Ein Nissan X-Trail mit Ledersitzen und allem drum und dran ist unser Begleiter für die nächsten 12 Tage.

Ganz im Osten von Kushiro gibt es auf der Halbinsel Shiretoko den kleinen Ort Rausu, von wo aus man Bootstouren zu den Riesenseeadlern machen kann. Nur noch ca. 5000 Exemplare gibt es weltweit und an der Küste von Rausu versammeln sich jeden Winter ca. 2000. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,80m, dem schwarz-weißen Gefieder und dem orangegelben kräftigen Schnabel ist es ein wirklich beeindruckender Vogel, dessen Population leider auch rückläufig ist. Wir wählen ein Hotel, von dem wir wissen, dass dort viele internationale Fotografen logieren. Als wir das Hotel betreten, sehen wir eine ältere Dame an der Rezeption. Uns schwant Böses... – auf die Frage nach Englischkenntnissen bekommen wir nur ein Kopfschütteln. In dem ganzen Hotel gibt es niemanden, der nur ein einziges Wort Englisch kann. Nach einigen vergeblichen Versuchen betritt plötzlich eine Japanerin das Hotel und fragt auf Englisch, ob sie uns helfen könne. Das ist der Anfang einer sehr schönen Zeit mit Keiko, die aus Yokohama kommt, ebenfalls fotografiert und extrem viel in der Welt rumgekommen ist. Ganze drei Tage verbringen wir zusammen, ohne dass es langweilig wird. Sie beantwortet all unsere Fragen nach der japanischen Kultur, die man vermutlich, wenn man der japanischen Etikette folgt, sonst nicht so einfach hätte stellen können. Keiko ist mit der deutschen Direktheit durchaus vertraut und führt uns ein wenig in die Gebräuche der japanischen Kultur ein.

Gleich nach unserer Ankunft erhalten wir eine Mail, dass die von uns gebuchte Sunrise Tour zu den Riesenseeadlern und dem Packeis am nächsten Morgen um 5.30 Uhr mangels Touristen abgesagt worden ist. Das gibt es doch nicht! Wir fahren zur Touristeninformation, finden nach langem Hin und Her jemanden, der Englisch spricht und können eine kleine Agentur finden, die am nächsten Tag mit einem kleinen Boot eine private Tour für uns macht. Besser als gar nichts ist es in jedem Fall und wir sagen zu. Da Keiko sich uns anschließt, haben wir eine nette Dolmetscherin dabei. Treffpunkt 5.15 Uhr im Hafen – wir sind genauso wie unser „Kapitän“ pünktlich. Dick eingepackt geht es bei -6° Grad in einer kleinen Nussschale hinaus aufs Meer. Glücklicherweise ist es nahezu windstill, so dass wir keinen Seegang haben. Nach nur 15 Minuten erhalten wir die Info, dass das Packeis zu weit weg sei und wir daher dieses nicht erreichen werden. Na ist ja toll! Das war aber wirklich anders verabredet. Was wir dann aber geboten bekommen, entschädigt uns voll und ganz. Ein wunderschöner Sonnenaufgang, der die ganze Szenerie in ein warmes Licht hüllt, so viele Riesenseeadler, wie man anderer Orts Möwen hat und ein kleines Boot, das wir in die jeweils beste Position zum Licht bringen können und das so niedrig ist, dass wir den leuchtenden Himmel selbst bei 400mm mit in das Foto einbeziehen können. Es ist einfach unglaublich, wie präzise die Adler nach dem ins Wasser geworfene Fisch greifen.


Am Nachmittag geht es zusammen mit Keiko auf die Halbinsel Notsuke, wo es Rotwild und Füchse gibt. Die Füchse bleiben unseren Augen verborgen, aber dafür gibt es umso mehr Rotwild, das teilweise direkt neben der Straße steht.


Leider macht sich ab heute meine Erkältung mit extremen Husten so breit, dass ich die nächsten Tage nur dank den Segnungen der Pharmaindustrie „überleben“ kann. Richtig witzig ist das nicht. Aber das Wetter verordnet uns sowieso einen Ruhetag. Sintflutartige Regenfälle bei 9° Celsius, Erdrutsche und Überschwemmungen suchen Hokkaido heim und keiner darf das Hotel verlassen. Ich huste den ganzen Tag so vor mich hin, Keiko erzählte uns Geschichten aus Japan, wir trinken viel Kaffee und hoffen, dass der Regen doch bitte aufhört, bevor der gesamte Schnee weggeschmolzen ist. Am Abend wird es wieder trocken und wir machen an den folgenden Tagen noch zwei Sunrise Touren mit größeren Schiffen. Es ist schon ein wahres Spektakel, mit dem keine bisher gemachten Seeadlertouren in Norwegen, Malawi oder Alaska ansatzweise mithalten konnte. Am letzten Abend lädt Keiko uns zum Abendessen im Hotel ein, da sie der Meinung ist, dass wir auch die japanische Küche auf Hokkaido, die fast ausschließlich aus Meeresfrüchten besteht, kennen lernen sollen. Um es kurz zu machen – die gefühlt 14 verschiedenen, rohen Fischsorten sind nicht unser Geschmack. Selbst Keiko sagt, dass es ihr nicht sonderlich gemundet hat. Trotzdem ist es ein tolles Erlebnis, dass wir auf keinen Fall missen wollen. Vielen lieben Dank für die nette Unterstützung und Einladung an Keiko!


Unser nächster Stopp sind die Singschwäne am Kussharo See. Nach langen Überlegungen beziehen wir in Kawayu Onsen ein großes, nicht ganz billiges Hotel (wir haben die Variante mit Futon und Frühstück gebucht – ein richtiges Bett ist teurer), in dem wir letztendlich für 6 Nächte bleiben. In den folgenden Tagen gibt es dann Singschwäne satt. Ja, ich weiß, Singschwäne gibt es auch in Deutschland, aber bestimmt nicht vor so einer Kulisse. Noch dazu mit einem wunderschönen heißen Onsen direkt am Seeufer, heftigem Schneefall, tollen Sonnenuntergängen und wenig Touristen. Hier ist es endlich so, wie es besser nicht sein kann und wir haben große Freude mit den Schwänen. Das Frühstück im Hotel ist so hervorragend, dass wir den ganzen Tag satt sind und abends nur noch eine Fertigsuppe brauchen. Unser Frühstück sieht wie folgt aus: Croissants mit Marmelade, Orangensaft, Kaffee, Müsli, und viel Herzhaftes. Alle erdenklichen Leckereien von Bacon über Chicken Wings, leckeres Fleisch mit Sojasprossen und so allerlei Undefinierbares, aber alles sehr lecker. Dann kommt der Fisch – der Lachs ist einfach köstlich! Zum Nachtisch kleine Kuchenstücke und Creme Brûlée – verdünnt mit etlichen Tassen Kaffee. Jetzt wisst ihr, warum wir kein Mittagessen und nahezu kein Abendbrot brauchen.


Unser letztes Ziel sind die Kraniche in der Nähe von Kushiro. Da es in den letzten Tagen in der Gegend um Kushiro zu warm gewesen ist, schmilzt nahezu der gesamte Schnee und die Kraniche müssen nicht mehr an die Futterstellen kommen. Die wenigen, die da sind, stehen auf einem Matschacker und suchen nach Futter. Wenn es dann mal ein wenig Action gibt und sie ihre berühmten Tänze zeigen, wird uns deutlich, was wir verpassen. Ohne den weißen Hintergrund sieht das alles nur halb so schön aus. Hier müssen wir in jedem Fall noch einmal hin.


Am letzten Tag brechen wir den zweiten Versuch, Kraniche zu fotografieren, schnell ab und fahren noch einmal in die Berge zum Akan Lake, wo noch tiefster Winter herrscht und die Touristen in kleinen Zelten sitzen und mit Mikroangeln versuchen Fische zu fangen. Das ist schon eine bizarre Angelegenheit. Der See ist noch so stark zugefroren, dass man mit dem Auto auf den See fahren kann, der im Winter als Parkplatz dient. Eine abschließende kleine Wanderung in der Bergwelt Hokkaidos mit Blick auf einen rauchenden Vulkan beendet unsere Japanreise. Zurück in Kushiro beziehen wir ein großes Hotel und gehen zum Abschluss abends sehr lecker essen. Nach so vielen Tagen mit Instant Nudelsuppen ist das eine gute Abwechslung.

Am nächsten Tag beginnt dann die lange Rückreise. Kushiro – Tokyo (dort ist es wunderschön warm und wir genießen die Sonne auf dem Flughafen), Tokyo – Frankfurt, Frankfurt – Hamburg. In Frankfurt ist alles weiß und unser Anschlussflieger hat so viel Verspätung, dass wir die letzte Bahn um 0.20 Uhr verpassen. So geht es dann per Taxi nach Hause.

Zurück bleiben Erinnerungen an ein spannendes Reiseland, das wir gerne noch einmal über eine längere Zeit besuchen wollen, um einen besseren Einblick in diese uns so fremde Kultur zu erhalten. Richtig auffällig war, dass dort nirgendwo Müll herumlag. War das schön! Vergleicht man das mit Hamburg, bekommt man den Eindruck, dass man hier auf einer Müllhalde lebt. Besonders aber hat uns die unendliche Höflichkeit der Japaner beeindruckt. Zu Beobachten, wie dort Kinder erzogen werden, war wirklich spannend. Wenn es davon nur ein bisschen mehr in Deutschland geben würde...

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Kommentare

Kommentar von Gerhard Hoblik |

Wie immer tolle und interessante Fotos.
Gratuliere und Danke.

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