Traumhafte Natur- und Körperlandschaften

275. - 292. Reisetag (15.04. - 02.05.2016)

Ja, da staunt ihr! Wir melden uns erst jetzt, weil so viel passiert ist, dass wir das Schreiben ganz vergessen haben.

Wir haben in den letzten zwei Wochen die gesamte Bandbreite von sonnig bis gewittrig erlebt, sowohl auf der Reise als auch mit Nachrichten aus Deutschland. Die schlechten Nachrichten zuerst: Mir wird wohl endgültig die Rückkehr zur Lehrerfortbildung verwehrt. Ich kämpfe zwar noch ein bisschen, aber eher um Abschied zu nehmen, als um wirklich dort noch einmal zu arbeiten. Uwes Kreditkarte wird gesperrt und darüber erfahren wir, dass er einen Schufaeintrag bekommen hat, der völlig ungerechtfertigt ist. Bis wir heraushaben, was da schief gelaufen ist, vergehen viele, viele Stunden am Telefon, die Nerven sind geschädigt. 

Jetzt aber zu unseren Erlebnissen: Von Cafayate aus fahren wir weiter auf der Ruta Quarenta. Die Landschaft bleibt weiterhin sehr reizvoll und wir besichtigen besondere Steinformationen, das Anfiteatro und die Garganta del Diabolo, in der man rumklettern kann. Das alles ist sehr besucht, aber trotzdem schön. Einige hundert Meter entfernt finden wir eine breite, befahrbare Schlucht, in der wir gemeinsam mit einem Renault-LKW und einem Mitsubishi Delica übernachten und deren Besitzer Catherine und Philipp aus Frankreich und Alma und Henry aus Deutschland zusammen Bier trinken. Beim Frühstück am nächsten Morgen vertiefen wir die Bekanntschaft mit Alma und Henry so, dass wir beschließen in Kontakt zu bleiben und eventuell sogar ein Stück zusammen zu reisen.


Nun geht es weiter nach Salta, einer Großstadt. Der Campingplatz ist okay und auch hier treffen wir andere Reisende. Zwei weitere Dailys und zwei MAN fordern unsere Aufmerksamkeit. Mark aus der Schweiz legt hier eine Spanischlernpause ein, da seine Freundin zuhause an den Augen operiert werden muss. Toni und seine Frau sitzen mit ihrem Daily richtig auf dem Trockenen, da ihnen ein Drucksensor für den Dieselpartikelfilter kaputt gegangen ist und es diesen in Südamerika nicht gibt. Unser Auto hat den zwar, aber wir wollen ihn nicht ausbauen, da wir nicht durchschauen, wofür er vielleicht auch ohne Dieselpartikelfilter gut ist. Erich Christ (Erich ist „der“ Spezialist in Europa für alle technischen Fragen rund um unser Auto) hat diese Entscheidung in einer späteren Mail für sinnvoll erachtet, da das Computerprogramm nur schwer durchschaubar ist. Für die beiden Schweizer ist es sehr hart, von uns keine Hilfe zu bekommen. Aber wir haben trotzdem nett zusammen gegrillt. 

Die kurze Zeit in Salta verbringen wir mit der Organisation von frostgeschützter Kühl- und Schweibenwaschflüssigkeit. Ein kurzer Bummel durch die Innenstadt zeigt uns eine Militär- und Gauchoparade, deren letzter Teil uns sehr beeindruckt.


Nach einem Kaffee machen wir uns auf den Weg nach Purmamarca. Wir kommen dort im Dunkeln an und übernachten oberhalb des Dorfes auf einer freien Fläche. Am nächsten Morgen wandern wir einen kleinen Pfad hinauf, um von dort einen guten Blick auf die bunten Felsen hinter dem Dorf zu erheischen. Die ungewohnte Höhe von ca. 2400m lässt meinen Kreislauf in die Knie gehen und ich kehre schnell um, damit ich mich setzen und einen Kaffee trinken kann. Uwe steigt ganz nach oben und kommt zufrieden mit schönen Bildern zurück.


Nun geht es weiter in Richtung Jamapass. Die Asphaltstraße windet sich durch eindrucksvolle Berglandschaften zügig bergauf. Wir überholen an einer besonders windigen Stelle zwei deutsche Radfahrer, die sich den Berg hochquälen. Sie wollen keine Unterstützung von uns und wir hoffen, dass sie gesund angekommen sind. Kurz vor dem Pass biegen wir links ab und fahren am Salar de Cauchari auf der RP 70 weiter. Die Straße ist zwar in recht schlechtem Zustand aber durchaus fahrbar. Im Dunkeln suchen wir uns einen einsamen Stellplatz, begleitet von einem grandiosen Sonnenuntergang, und übernachten ca. 50 km vom Paso Sico entfernt.


Da wir einige Zeit an den Lagunen auf der chilenischen Seite bleiben wollen, haben wir dieses Mal nicht alles Obst und Fleisch aufgegessen. An der argentinischen Grenzstation stellen wir vor dem Frühstück fest, dass hier auch schon die chilenischen Grenzer sitzen. Unsere Pässe werden schnell abgefertigt, die Autopapiere gerichtet und jetzt will ein Grenzbeamter das Auto prüfen. Nach wie vor ist das Einführen von Obst, Gemüse, Fleisch und Wurstwaren strikt verboten. Schnell erklären wir, dass wir noch den Rest des Obstes zum Frühstück essen müssen und verschwinden im Auto. Uwe versteckt all unsere kritischen Esswaren in den Tiefen unseres Autos. Weder der Hund noch der Kontrolleur bemerken irgendetwas. Unsere Ernährung für die nächsten Tage ist gerettet.

Die Strecke von hier bis San Pedro de Atacama ist wirklich wieder traumhaft. Die Berge sind spannend zu betrachten, die Laguna Tuyaito und die Laguna Agua Caliente sind wunderschön. Uwe fotografiert ohne Ende, während ich mit der Höhe kämpfe. Es bezieht sich immer mehr und als wir bei den Lagungen Miscanti und Miniques ankommen, liegen die sie umgebenden Vulkane schon in den Wolken. Wir fahren auf einen IOverlanderplatz in der Nähe und stehen im Regen über dem Salar de Atacama, auf der Lichter der großen Minen blinken. Dort wird sehr viel Salz abgebaut, da es Lithium und andere Mineralien enthält. Ein Gewitter kommt über uns und bleibt lange. Die Blitze erhellen den Salar und machen unseren Daily noch gemütlicher. Am nächsten Morgen sind die umliegenden Berge mit Puderzucker bestäubt und wir fahren zurück zu den Lagunen Miscanti und Miniques. Jetzt können wir zwar die umliegenden Berge immer noch nicht sehen, aber die Umgebung der Lagungen ist verschneit und die gelben Grasbüschel erwecken einen ganz anderen Eindruck als sonst. Hier verbringen wir den Vormittag und fahren dann weiter zur Lagune Chaixa. Dort gibt es einige Flamingos und andere kleinere Vögeln, die wir im Abendlicht fotografieren.


Wieder übernachten wir mitten im Nichts und fahren morgens nach San Pedro rein. Die Telefonate am frühen Morgen bzgl. des Schufaeintrags sind so frustrierend, dass wir schlecht gelaunt ankommen. Im Ort ist alles noch verschlafen und die Straßen sind mit klitzekleinen Schildchen bestückt, auf denen die erlaubte Fahrtrichtung steht. Wir fahren nicht immer richtig und werden von den Einheimischen unfreundlich korrigiert. So suchen wir uns einen geschützten Platz im Hotel Takha Takha, auf dessen Parkplatz wir für viel Geld stehen und das Internet nutzen. Hier können wir zur Ruhe kommen und fühlen uns sicher. Als wir nachmittags einen Bummel durch den Ort machen, merken wir, dass hier sehr viele Touristen unterwegs, die Geschäfte bunt und vielfältig sind und eigentlich alle Leute uns freundlich begegnen. Wir treffen die Schweizer Familie aus Cachi wieder und verabreden uns für abends zum Pisco trinken.

Das nächste Highlight ist das Valle de La Luna am nächsten Abend. Das Gebiet ist gut durch Straßen erschlossen und wir fahren bereits mittags rein, um einen guten Platz für den abendlichen Vollmond zu finden. Wir wandern einige Strecken ab und entscheiden uns auch für einen Platz, an dem wir abends sitzen und warten. Der Blick ist toll, gute Fotos zu machen trotzdem sehr schwierig. Dennoch sind uns ein paar schicke Fotos gelungen Verlegen.


Wir übernachten auf dem Parkplatz des Nationalparks und fahren am nächsten Tag zu einer weiteren Lagune, in der man baden kann. Es ist toll, wie vielfältig die Plätze in der Umgebung von San Pedro de Atacama sind. 

Inzwischen haben wir beschlossen mit Alma und Heny die Lagungenroute in Bolivien zu fahren. Die beiden müssen noch einiges mit ihrem Auto klären, werden aber an diesem Tag zu uns stoßen. Wir treffen uns am Mirador des Valle de La Lune, klönen viel und übernachten dort. Die beiden (27 und 29 J.) leben seit 9 Jahren in England, haben dort studiert und einige Jahre gearbeitet. Sie sind jetzt mit ihrem hier in Südamerika gekauften Mitsubishi unterwegs und freuen sich, dass sie mit uns zusammen fahren können. Unser Auto und Uwes Erfahrung geben ihnen Sicherheit auch auf schwierigeren Strecken klar zu kommen. Außerdem möchte Uwe gern Fotos von Alma machen, was beide sehr reizt, denn davon sprechen sie schon lange.

Seitdem sind wir zusammen unterwegs und freuen uns, dass alles so gut klappt. Nach einem Rieseneinkauf im Jumbo in Calama, einer großen geschäftigen Stadt, geht es auf in Richtung Pazifik. Wir durchqueren die Atacamawüste, die sich mit dunklen von Strommasten durchzogenen sandigen Weiten und Hügeln öde dahin streckt. An der Küste bei Tocopilla wenden wir uns gen Norden und folgen der gut ausgebauten Asphaltstrecke. Zu Beginn ist alles noch sehr belebt, die Strände sind felsig und erscheinen uns nicht sehr einladend. Kurz vor dem Dunkel werden entscheiden wir uns für einen Platz unterhalb der Straße. Die Wege nach unten sind sandig aber fest. Dennoch fährt Henry sich fest und erhält die erste Lektion im Sand fahren. Am nächsten Morgen schafft er es problemlos nach oben. Wir suchen einen idyllischen Platz zum Verweilen und zum Fotografieren. Das ist hier nicht so einfach. Entweder gibt es nur Felsen oder die Strände sind stark mit Müll verschandelt. Endlich entdecken wir eine Stelle, die uns passend erscheint. Dort üben wir noch ein bisschen, uns im Sand fest zu fahren, schlagen dann aber unser Lager auf und machen es uns richtig gemütlich. 


Uwe und Alma machen mit Henrys Unterstützung als Beleuchter die ersten tollen Fotos, Alma und ich machen gemeinsam eine Yogaeinheit und abends geht das Fotografieren weiter. Henry und ich können auch sehr gut miteinander reden, so dass alle zufrieden sind.


Wer mehr Fotos sehen möchte, sollte mal unter www.uh-photography.de in der Rubrik „Nude“ schauen.

Wir wollen gern noch einen weiteren Tag am Meer verbringen, haben aber immer größere Schwierigkeiten einen schönen Platz zu finden. Es ist uns unbegreiflich, wie die Chilenen ihre schöne Küste so mit Müll verschandeln können. Bauschutt, Sperr- und Hausmüll liegen überall herum. Es ist so eklig, dass wir uns dort nicht niederlassen mögen.

Endlich entdecken wir kurz vor Iquique eine Bucht, in der Mülltonnen stehen und die einigermaßen aufgeräumt wirkt. Hier entstehen noch weitere Bilder von Alma, wir grillen und genießen den Tag. 

Unseren Aufenthalt in Iquique wollen wir möglichst kurz gestalten. Alltägliches muss erledigt werden und das Auto von Alma und Henry muss noch einmal in die Werkstatt. Wir lernen Ruth, eine ältere Chilenin kennen, die uns zu ihrem Haus einlädt. Dort können wir die Autos waschen und duschen. Sie lebt allein und findet Kontakte zu Reisenden sehr spannend. Nach einer gemeinsamen Cola verlassen wir die Großstadt und fahren noch bis nach Humberstone, einer stillgelegten Salpetermine.

Die Nacht wird durch ständiges Hundegebell gestört. Mindestens 15 Hunde leben in einem Zwinger am Parkplatz und können offenbar auch nicht schlafen. Sie holen dies am Tag nach. Wir besichtigen die alten Gebäude und Uwe und Alma gelingt es, das Licht  und die alten Einrichtungen in einigen Häusern für ihre Bilder zu nutzen. Die Mine Santa Laura nutzen wir auf dieselbe Art und Weise.


Nun geht es nach Pica, einem kleinen Ort, der für seine kleinen Piscolimonen bekannt ist. Außerdem gibt es dort eine Therme, die gut besucht ist. Wir legen uns in das ungefähr 22 Grad warme Wasser und trinken hinterher an einem der vielen Saftstände einen frisch gepressten, leckeren Obstsaft. Die Campingplätze im Ort sind beide geschlossen, so dass wir in die Wüste raus fahren. 5 km hinter dem Ort biegen wir auf einen Sandhügel ab und fahren den Berg hinauf. Henry schafft es fast hinterher zu kommen, bleibt dann aber doch stecken. Uwe übernimmt das Steuer und bringt das Auto schnell an unseren Stellplatz, wo wir eine ruhige Nacht verbringen. Zum Frühstück gönnen wir uns Pancakes, die mit dem leckeren Obst hier besonders gut schmecken.


Nun geht es zurück nach Calama. Auf dem Weg dorthin wollen wir noch Geoglyphen anschauen. Direkt vor dem Eingang zum Nationalpark entdeckt Alma ein Metallstück im Reifen ihres Autos, das die Luft nur so zischen lässt. Jetzt ist Reifenwechseln angesagt. In der glühenden Sonne packen Uwe und Henry zu, so dass das Thema nach wenigen Minuten erledigt ist. Jetzt wird auch der Vorderreifen des Dailys abgebaut, um einem Klappern auf den Grund zu gehen. Leider bringt diese Analyse kein befriedigendes Ergebnis. Es klappert weiter und wir wissen nicht genau, weshalb. So verzichten wir auf die Geoglyphen und suchen einen Reifenladen. Bei der nächsten Tankstelle gibt es einen, aber der Reifen ist leider hin und die beiden müssen in Calama einen neuen kaufen.

Wieder übernachten wir 2 Kilometer neben der Straße, möglichst so, dass uns von dort niemand sieht. Wir sind jetzt wieder auf 1500m Höhe. Da wir ja bald auf die Lagungenroute in Bolivien gehen wollen, müssen wir uns ja wieder akklimatisieren. Dort werden wir uns meistens auf 4300 bis 4800m befinden.

Den Vormittag in Calama verbringen wir wieder mit Einkäufen und treffen - oh Freude - tatsächlich Jeannine und Oliver aus der Schweiz wieder. Darauf haben wir die ganze Zeit gehofft, aber dass es tatsächlich noch klappen wird, damit haben wir nicht unbedingt gerechnet. Gemeinsam fahren wir nach der Führung durch die Chuquicamatamine weiter.

Die Führung dort ist spannend. Wir werden mit einem Bus zur größten Tagebaumine der Welt gefahren. 5km lang, 3km breit und 1km tief ist die Grube, in der insgesamt 85 riesige Kipplaster hin und her fahren und dabei bis zu 350 Tonnen Gestein transportieren können. Sie verbrauchen 3l Treibstoff pro Minute. Die Reifen sind so hoch wie ein Bus, kosten pro Stück 40.000 US$ und halten ein Jahr. Der Ablauf der Kupfer- und Mobdylängewinnung wird ausführlich erklärt, die damit sicherlich verbundenen Umweltprobleme jedoch nur zart gestreift. Vor einigen Jahren wurde die neben der Mine befindliche Stadt mit 25.000 Einwohnern evakuiert. Dies deutet schon darauf hin, dass es erhebliche Probleme gibt. Bald wird der Tagebau geschlossen, um im Untertagebau das Kupfer abzubauen, das sich in tieferen Schichten befindet. Ein gigantisches Projekt, dass uns tief beeindruckt.


Jetzt geht es wieder rauf in die Anden. Unser nächstes Ziel ist die Laguna Coya bei Chiu Chiu. Ein kleiner See, umgeben von etwas Grün, auf dem Enten schwimmen, liegt einsam in der hügeligen, Baum losen Gegend. Ein, zwei unbewohnte und leicht verfallene Häuser stehen rum und nur wenige Tagesgäste finden sich ein. Wir machen es uns hier zu sechst gemütlich. In jeder denkbaren Konstellation wird geklönt, Kaffee getrunken, Autos besichtigt, Routen besprochen und die Probleme des Lebens gelöst. Am folgenden Mittag fahren wir zu den Banos de Turi. Hier finden wir klares Wasser, in dem wir baden können. Schafe und Lamas kommen vorbei, hin und wieder auch mal ein Auto. Der Bewegungsmangel macht uns langsam zu schaffen. So beschließen Alma, Uwe und Henry am Morgen zu laufen. Bei 2 Grad Außentemperatur joggen die 3 los. Ich telefoniere bei super gutem Netz mit meinem Töchterchen. Alma macht danach mit mir noch eine Stunde lang Yoga und das anschließende Frühstück in der Sonne bei angenehmen Temperaturen ist wirklich verdient.

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