Unser Traum - Orang Utans auf Borneo (07)

09.06.- 14.06.2023 (46. - 51. Reisetag)

Da unser Rockhopper wohl erst 2 Wochen später in Brisbane ankommt, als wir gedacht haben, beschließen wir, die Orang Utans auf Borneo zu besuchen. Uwe setzt sein Organisationstalent ein und schafft es innerhalb kürzester Zeit, dies zu organisieren. Ich freue mich total darauf. Dies hat Uwe nämlich für seine Fotoreise geplant und ich wäre wohl vor Neid geplatzt, wenn ich das nicht auch schon gesehen hätte. Außerdem liebt er es ja gar nicht, Fotolocations anzubieten, die er nicht kennt. So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe und freuen uns riesig, diesen Ausflug noch einbauen zu können. Das entlastet uns auch ein wenig von dem Frust darüber, dass Australien offenbar immer noch in weiter Ferne liegt.

Auf dem Weg von Sumba nach Borneo müssen wir in Bali Zwischenstation machen. Noch auf dem Weg zum Hotel halten wir an unserem Storrage, um aus unseren Taschen wichtige Fotosachen zu holen und die Verlängerung dort abzusichern. Diese hatten wir per WhatsApp kommuniziert, sind jedoch sehr erleichtert, als wir merken, dass wirklich noch alles da ist. So tief im Innern schlummert doch das Misstrauen und die Angst, bestohlen zu werden.

Am nächsten Tag geht es mit dem Flieger weiter nach Borneo, zum Flughafen Pangalan Bun. Mit einer Stunde Verspätung kommen wir dort an. Das nervt ziemlich, da wir so eine Fütterung der Orang Utans verpassen werden. Unser Guide empfängt uns am Flughafen und sofort geht es weiter zum Schiff. Hier werden nur wir zwei als Gäste an Bord sein. Welch ein Unterschied zu unserer Lowbudgettour. Das Boot ist schon etwas in die Jahre gekommen, wirkt aber sehr romantisch. Neugierig schleppen wir unseren Kram auf Deck. Dort wohnen nur wir zwei. Es gibt ein Doppelbett, dass während des Abendessens immer zum Schlafen vorbereitet wird. Jeder erhält eine dünne Decke und ein Kopfkissen, darüber wird das Moskitonetz gespannt. So schlafen wir zwar nicht direkt unter freiem Himmel, aber sehr luftig ist es schon. Über uns gibt es noch ein Sonnendeck, dass natürlich auch für viel Schatten sorgt, den man durchaus gebrauchen kann, denn die Sonne ist unerbittlich. Da das Schiff abends immer nah am Ufer vor Anker geht, wird die Seite zum Ufer hin meist mit einer Plane geschützt, vermutlich, damit keine Tiere auf das Schiff kommen und Unfug machen. Außerdem gibt es noch einen Tisch mit Stühlen, an dem wir essen und Bilder anschauen und bearbeiten können. Am Bug des Schiffes finden wir zwei gepolsterte Liegen, von denen aus wir den Regenwald und den Flusslauf beobachten können. Das ist wirklich göttlich. Wir liegen dort sehr bequem und lassen uns nicht nur über den Fluss treiben, sondern hängen auch meditativ unseren Gedanken nach, obwohl wir eigentlich nach Affen Ausschau halten sollten.

Bevor wir ablegen, wird uns schon ein appetitlicher, frisch gekochter Lunch serviert. Damit haben wir gar nicht gerechnet. Wir sitzen vor den Mengen leckeren Essens und langen erstmal ordentlich zu. Das ist für uns ein echter Luxus!


Während wir dann in den Regenwald hineintuckern, sehen wir tatsächlich auf den Bäumen am Ufer Affen herumsitzen und toben. Sie sind recht weit weg und nur die langen Linsen erlauben es uns, sie zu erkennen. Es sind tatsächlich Langnasenaffen, die sich dort aufhalten. Schnell sind wir bereit zu fotografieren. Wir sind so fasziniert von diesen ungewöhnlich aussehenden Tieren, dass wir für ein gutes Foto auf das Sonnendeck klettern. Dass es auch eine Treppe gibt, entdecken wir erst später.

Nach einem weiteren leckeren Mahl gehen wir in unser frisch gemachtes Bett und lauschen den Geräuschen des Regenwaldes. Das ist schon ungewohnt, so mitten in der Natur zu schlafen. Aber die Anstrengungen des Tages erleichtern es uns, schnell einzuschlafen. Wie immer wachen wir früh auf und lauschen auf die Geräusche um uns herum. Unter uns, unter Deck, schlafen unser Guide, der Kapitän, der Schiffsjunge und die Köchin. Sie breiten ihre Matratzen in der Kombüse aus, die morgens schnell weggeräumt werden. Mit dem ersten Licht kommt Leben ins Schiff. Wir bekommen eine Kanne mit heißem Wasser und ich mache uns unseren Morgenkaffee. Schnell trockenen wir unsere Liegen ab und schauen, was uns der Fluss zu bieten hat. Die Langnasenaffen schlafen offenbar noch. Wie schade!

Jeden Morgen bekommen wir ein anderes Frühstück. Unsere Köchin gibt sich unendlich viel Mühe mit dem Essen. Sie begreift aber auch sehr schnell, dass wir nicht so viel essen. Die Portionen werden kleiner und sind für uns immer noch reichlich und lecker.

 


Heute soll es nun endlich Orang Utans zu sehen geben. Ca. 1 Stunde vor der Fütterung gehen wir schon an Land. Viele andere Boote legen auch dort an, doch die meisten Touristen gehen erst später los. Wir sind sehr gespannt. Unser Guide führt uns durch den Regenwald. Wie wir es aus Südamerika kennen, ist es hier sehr schwer, etwas zu entdecken. Die Fütterungsstelle ist abgesperrt, die Bänke für die Zuschauer sind noch leer. Etwas irritiert gucken wir uns um. Nichts!  Nach einer gefühlten Ewigkeit heißt es plötzlich: „Guck mal da!“ Und richtig, hoch in einem Baum tobt ein Geschöpf herum. Man muss sich schon bewegen, um das Tier wirklich sehen zu können. Es ist ein junger Orang Utan, unter dem wir nun stehen und mit in den Nacken geworfenen Kopf, versuchen, Fotos zu machen. Ihm scheint das nicht zu gefallen. Er schaukelt auf dem Baum hin und her und reißt mit ziemlicher Kraft Äste ab und wirft sie nach uns. Ist er beleidigt oder macht er das aus Spaß? Das werden wir wohl nie erfahren.

Mit der Zeit kommen immer mehr Tiere. Mutter mit Kind und auch ein Männchen kommen zur jetzt beginnenden Fütterung. Massen an Bananen werden auf eine Plattform gekippt und die Tiere kommen zügig. Sie schwingen sich von Baum zu Baum und springen auch über große Entfernungen von einem Baum zum anderen. Da bleibt mir manchmal die Spucke weg, weil ich damit rechne, dass das Tier in die Tiefe stürzt.


Bevor sie jedoch an die Bananen kommen, wird die Hierarchie sehr deutlich. Zuerst kommt das Männchen, dann das größte Weibchen mit seinem Kind, und später die kleineren und jüngeren Tiere. Einmal beobachten wir, wie ein etwas frecheres Tier versucht, das ranghöhere Tier auszutricksen. Es schleicht sich von hinten oder von der Seite an, wird aber sehr schnell und deutlich seines Platzes verwiesen. Dann springt es weit weg, um sich im nächsten Moment wieder zu nähern. Erst als das ranghöhere Tier satt ist, hat es eine reelle Chance auch an Futter zu kommen.

An diesem ersten Morgen haben wir ganz viele Gelegenheiten, schöne Fotos zu machen. Wir sind völlig hin und weg, ob der vielen Chancen, die wir auch ziemlich gut umsetzen.

So wird es Nachmittag. Erwartungsvoll gehen wir zur Fütterungsstelle und sitzen sage und schreibe volle 2 ½ Stunden rum und warten darauf, dass sich einige Tiere zeigen. Leider völlig erfolglos. Wir sind schon ziemlich enttäuscht. Um 16 Uhr muss man den Fütterungsplatz verlassen. Die Orang Utans gehen wohl gegen 17 Uhr schlafen. Wie gut, dass wir morgens so viele schöne Bilder gemacht haben.

Zum Ausgleich fliegt Uwe am Abend mit der Drohne über den Fluss. Das Licht ist traumhaft und er macht sehr schöne Aufnahmen, die er morgens noch ergänzt. Erschöpft und zufrieden gehen wir schlafen.

Am nächsten Morgen tuckert das Schiff zur nächsten Fütterungsstelle und wir haben wieder Glück. An diesem Nachmittag sieht es sehr nach Regen aus und tatsächlich, noch bevor wir an der Fütterungsstelle sind, fängt es an zu prasseln. Obwohl unser Guide Schirme dabeihat, werden wir ziemlich nass und pressen uns in eine minikleine Hütte, um den Regen abzuwarten. Die Neugier siegt jedoch ziemlich schnell und wir verlassen den trockenen Platz, um nachzugucken, ob es einige Tiere zu sehen gibt. Vor lauter neugierigen Mitmenschen können wir erst keine entdecken. Dann aber kommen sie aus einem Seitenweg, allerdings wieder hoch in den Baumwipfeln. So langsam verteilen sich die Menschen, so dass jeder von uns gute Chancen hat, die Tiere zu fotografieren. Sie sind sehr aktiv und bewegen sich in den Bäumen von einer Stelle zur nächsten. Die Jungen bleiben zwar in der Nähe der Mutter, toben aber trotzdem aktiv herum und lassen uns von einem Baum zum anderen blicken. Und teilweise auch rennen. Die Kleinen sind sehr wendig und geschickt.

Sehr zufrieden gehen wir auch dieses Mal zum Schiff zurück. Unsere Fotoausbeute lässt sich sehen und wir können es gar nicht erwarten, die Bilder auf den Laptop zu laden und zu sichten. So schnell ist die Tour vorbei gegangen, dass wir es gar nicht fassen können.


Am nächsten Morgen machen wir noch einen Spaziergang durch ein nahe gelegenes Dorf. Es liegt sehr ruhig da und wir sehen nur wenige Menschen. Wir besuchen auch die Schule, in der die Ruhe vor dem Sturm herrscht. Alle warten gespannt auf die Prüfungsarbeiten, die von der Regierung geschickt werden und in den nächsten Minuten eintreffen und geschrieben werden sollen. Die Kinder sitzen nach Jahrgängen getrennt in ihren Klassenräumen und warten. Da das Dorf nicht so groß ist, sind die Klassen auch teilweise sehr klein. Alle Kinder sind freundlich und lassen sich gern fotografieren.

Wir müssen nun aufbrechen, damit wir unseren Flieger bekommen. Kaum am Hafen angekommen, spüren wir, wie der Wind auffrischt. Wir greifen unser Gepäck und beeilen uns. Kurz bevor wir am wartenden Taxi ankommen, erwischt uns der Regen noch. Halbnass und außer Puste lassen wir uns im geschützten Auto nieder und erreichen unser Flugzeug pünktlich.

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