Von Alter do Chao über die Transamazonica nach Lencois Maranhenses
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49. - 56. Reisetag (02.09. - 09.09.2015)
Alter do Chào liegt am Fluss Tapajos, der wegen seines klaren Wassers berühmt ist. Darin unterscheidet er sich insbesondere vom Amazonas, der stets braun und undurchsichtig ist. Der kleine Ort ist sehr geschäftig und hat einen richtigen Dorfplatz mit hohen Bäumen und kleinen Grünanlagen mit Bänken als Mittelpunkt. Drumherum sind Geschäfte und Restaurants. Das Internet ist hier offen und für jeden zu nutzen. Das führt dazu, dass es immer extrem langsam läuft.
Wir suchen natürlich einen schönen Stellplatz und fahren mit unserem Auto durchs Dorf. Alles, was wir so sehen können, sind kleine Tore oder gar keine Parkplätze, die zu den Hotels und den Pousadas gehören. Wir lassen das Auto dann schweren Herzens am Ufer stehen und gehen ein Stück den Strand entlang. Dort soll noch ein großes Hotel sein. Dies macht zwar von außen einen guten Eindruck, ist aber offenbar geschlossen. Wir kommen an einer Pousada vorbei, an der mehrere Leute eifrig mit putzen, streichen und Gartenarbeiten beschäftigt sind. Auf unserem Rückweg spricht Uwe die interessiert guckende Dame, die Besitzerin, wie sich dann rausstellt, an. Wir schildern ihr unser Problem. Sie schließt sich mit ihrer Verwalterin kurz und dann dürfen wir unser Auto auf ihr Grundstück fahren. Wir mieten erst für eine, später dann für 2 Nächte ein klimatisiertes Zimmer. Man erwartet hier in 2 Tagen 12 Gäste, die die ganze Pousada gemietet haben. So nimmt die Pousada noch ein wenig Geld mit und rettet unseren Aufenthalt hier in Alter do Chào. Das Zimmer ist gut, nur die Klimaanlage leider so laut, dass ich kaum mit Ohropax schlafen kann.
Vor dem kleinen, lebendigen Touristenort mit weißen Sandstränden liegt die Ilha do Amor. Dieser Streifen Sandstrand trennt den Lago Verde in den Monaten der Trockenzeit vom Fluss. Manchmal ist der Wasserstand dann so niedrig, dass man vom Dorf aus zu Fuß auf das bezaubernd Stückchen Land gehen kann. Es ist mit einigen Büschen und Bäumen bewachsen, etliche Schatten spendende Dächer sind dort aufgebaut. Da es in diesem Jahr gut geregnet hat, müssen wir, um dort hinzukommen, ein kleines Ruderboot mieten und werden für 5 R$ hingebracht. Die Sonne knallt gnadenlos vom Himmel, so dass man sich innerhalb einer halben Stunde einen leichten Sonnenbrand einfängt. Die Dächer werden von einheimischen Wirten genutzt, die dort einen Lunch mit frisch zubereitetem Fisch, Salaten, Reis und anderen kleinen Leckereien, sowie frisch gepresste Säfte anbieten. Man sitzt auf Plastikstühlen unter Sonnenschirmen an kleinen Holztischen, die im körperwarmen Wasser stehen. Dieses Wasser erfrischt nicht unbedingt, ist aber trotzdem sehr angenehm. Auf der dem Dorf abgewandten Seite weht auch stets ein leichter Wind, der es ein wenig erleichtert, die 35 oder 36 Grad im Schatten auszuhalten. Zweimal genießen wir dieses Stückchen Erde, das genauso gut in der Südsee liegen könnte. Wir treffen hier auch deutsche Touristen, was wir immer wir immer ein wenig genießen. Unser Portugiesisch ist noch so schlecht!
Nachdem wir uns einen Tag lang selbst verwöhnt haben, machen wir eine Dschungeltour. Dazu fährt man mit einem Motorboot eine gute Stunde lang auf dem Tapajos in den Floresta Nacional do Tapajós. Dort empfangen uns 2 indigene Touristenführer, die die Gruppe von 9 Touristen 4 Stunden lang durch den Urwald führen. Wir sind die einzigen Ausländer und verstehen leider nur wenig von dem, was die beiden erklären. Dennoch wird mir der Unterschied zwischen primären und sekundärem Regenwald sehr erfahrbar. Der sekundäre Urwald ist der nachgewachsene, nachdem einmal alles gerodet worden war. Das Unterholz ist dicht, die Vielfalt der Pflanzen gering. Die Bäume sind für mein Empfinden ungefähr so hoch wie bei uns Zuhause. Im primären Regenwald gibt es auf Augenhöhe viel weniger Pflanzen. Man kann einfach weiter gucken und auch leichter quer Feldein gehen. Die wenigen Bäume, die es gibt, sind jedoch ungemein hoch und viel dicker als die aus der Sekundärvegetation. Man muss seinen Kopf schon sehr in den Nacken legen, um die Krone erkennen zu können. Je nach Art, beginnt sie oft erst sehr weit oben. Es gibt verschiedene Wurzelarten. Manche sind wir große Bretter, andere stehen so, dass man hindurch greifen kann. Von jeder Art gibt es nur einen Baum in Sichtweite. Die Artenvielfalt ist also viel höher. Unbegreiflich wie ein Mensch, der auch nur ein wenig Respekt vor der Natur hat, so ein Wunderwerk fällen kann. Aber ein Holzfäller sieht wahrscheinlich nur das langsam gewachsene, widerstandsfähige Holz, das sich gut verarbeiten und verkaufen lässt. Angesichts der Armut, die hier an vielen Stellen herrscht, kann ich das auch nicht nur verurteilen.
Wir schwitzen während der Tour alle als wären wir in der Sauna. Kaum sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen, stürzen wir Touristen uns in den warmen Fluss. Uwe hat am Ufer wunderschöne Schmetterlinge entdeckt, die sich dort an einer Stelle immer wieder sammeln, und geht nach der Erfrischung sofort zum Fotografieren. Unter Schatten spendenden Bäumen erhalten wir wieder gegrillten Fisch mit den hier üblichen leckeren Zutaten. Die eiskalte Cola dazu ist herrlich erfrischend und schützt gleichzeitig unseren Darm vor dem vielleicht nicht ganz so bekömmlichen Wasser, mit dem der Salat, den man ja auf gar keinen Fall essen soll, gewaschen wurde. Nun, bisher haben wir Glück und unser Darm hat artig jedes Essen akzeptiert.
Nach dem leckeren Essen werden wir noch durch den Igapo-Überschwemmungswald gerudert. Hier stehen die niedrigen Bäume zum Teil im Wasser, so dass eine ganz eigene, angenehm kühle Atmosphäre entsteht, wenn man hindurchfährt. Am Ende wartet dann schon das Motorboot und es geht bei immer heftiger werdenden Wellen zurück. Das Boot schaukelt, schlägt auf das Wasser, nimmt auch viel Wasser auf und kommt nur zögerlich voran. Wir werden dauernd geduscht, was ich zu Beginn noch ganz angenehm mit der Zeit jedoch etwas anstrengend finde. Als dann noch ein Regenschauer dazu kommt, werde ich ein wenig nöhlig. Aber nichts ist hier wirklich lange unangenehm. Wind und Regen lassen nach und die Gäste des anderen Motorbootes schlagen noch eine Pause an einem Sandstrand vor, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Eigentlich will ich nur trockene Sachen haben, aber etwas widerwillig lasse ich mich auf die Pause ein. Es gibt Bier oder Limonenbrause und ein sehr interessantes Gespräch mit einer Journalistin, die in Brasilia für ein großes Blatt im Politikteil schreibt. Ich tausche mich mit ihr über das Gewaltpotential, das von allen Brasilianern so hoch gehalten wird, aus. Sie sieht das Ganze etwas skeptisch, weist es aber nicht ganz von der Hand. Der Gegensatz zwischen arm und reich ist immer noch so groß, dass dies auch leicht zu kriminellen Handlungen führen kann.
Da wir uns in Alter do Chào so wohl fühlen, haben wir unser Auto schon vor der Tour auf den Hof einer anderen Pousada gefahren. Auch dort bleiben wir 2 Nächte, die Klimaanlage im Zimmer ist sehr viel angenehmer, das Frühstück umwerfend. 3 Sorten gepresste Fruchtsäfte, verschiedene Früchte, frisch gebackener Kuchen, leckere Brötchen, ungesüßter Kaffee - was begehrt das Herz noch mehr?
Warum ist ungesüßt erwähnenswert? Nun, die Brasilianer mögen es halt gern süß. Deshalb ist der Kaffee, der in den Restaurants aller Art meist in großen Kannen bereit steht, immer schon gesüßt. Man trinkt ihn aus kleinen Plastikbechern, die ungefähr einem Schnapsglas entsprechen. Selbst wenn Zucker und Süßstoff direkt daneben stehen und man meinen könnte, dass noch nichts drin ist, täuscht das häufig. Süß ist eben nicht für jeden süß genug und viele nehmen noch nach. Dort, wo Touristen ein und aus gehen, gibt es deshalb häufig eine Extrakanne mit tatsächlich ungesüßtem Kaffee.
Da am 7.9. der brasilianische Nationalfeiertag ist, hören wir im Hintergrund häufig, wie Sambamusik eingeübt wird. Als wir eines morgens durchs Dorf gehen, sehen wir, wie eine ganze Schule zu Sambaklängen marschiert. Jede Altersgruppe ist vertreten und wird von ihren LehrerInnen begleitet und angehalten, ordentlich mitzumachen. Sowohl Jungen als auch Mädchen sind mit viel Eifer und Ausdauer beim Musizieren und Tanzen. Die kleinen unter ihnen lernen erstmal nur im Gleichschritt zu gehen, je älter sie werden, desto höher sind auch die Ansprüche an Körperbeherrschung und Ausführung der Bewegungen. Vielleicht ist das auch mal eine Idee für unsere Schule, um den Gemeinschaftssinn und die Anpassung an vorgegebene Rhythmen zu üben.
Nach 4 Nächten verabschieden wir uns von diesem netten kleinen Ort, um die Tarnsamazonica zu Ende zu fahren. Zunächst aber geht es in das nur 34 km entfernte Santarem (ca. 300.000 Einwohner), das ebenfalls am Fluss Tapajós liegt und einen interessanten Kai, an dem viele verschiedene Schiffe liegen, frisch gefangener Fisch verkauft wird und ein buntes Treiben mit kleinen Verkaufsständen herrscht, hat. Von einem kleinen Aussichtsturm aus hat man einen wunderbaren Blick auf die beiden Flüsse, den Amazonas und den Tapajós, die verschieden farbig hier nebeneinander her laufen. Ihr Wasser, erkennbar an den Farben, vermischt sich lange Zeit nicht, so dass ich anfangs den Amazonas gar nicht als Fluss sondern als gegenüber liegendes Ufer eingeordnet habe.
Wir kaufen auf dem kleinen bunten Markt gegenüber des Kais eine Hängematte für 8 €, in der Hoffnung sie während unserer Reise mal aufspannen und darin schlafen zu können. Ich habe nämlich gelernt, dass man sich quer reinlegen muss, damit der Rücken gerader liegt und man nicht so leicht rausfällt.
Unseren Stellplatz in Santarem finden wir mal wieder durch einen Tipp von iOverlander. Die Marina im Hafen soll sanitäre Anlagen haben und einem einen ruhigen und sicheren Ort bieten. Nur schade, dass davon vor Ort niemand so richtig etwas weiß. Der Torwächter und eine Verwaltungsangestellte sind gar nicht kompromissbereit und wir sehen unsere Chancen auf eine ruhige Nacht schwinden. Aber so leicht gibt Uwe ja nicht auf. Wir marschieren ans Ufer der Anlage und sprechen einen mittelalterlichen Herrn im Neoprenanzug, der gerade einen Laser (Segeljolle) ins Wasser bugsiert, an und fragen, ob es möglich sei, hier zu übernachten. Der Herr, der zumindest ein wenig Englisch spricht, ist, wie so viele Brasilianer, sofort hilfsbereit. Er telefoniert mit einem Herrn Kiba, der wiederum mit dem Präsidenten des Clubs und schwups haben wir die Erlaubnis. Die Duschen sind zwar nicht auffindbar, der Swimmingpool tut es aber auch. Leider haben wir die Schlitze unserer Fenster noch nicht abgeklebt, so dass wir in dieser Nacht mal wieder von kleinen ekligen Stechtieren belagert werden, die uns mitten in der Nacht dazu bewegen, unser engmaschiges Moskitonetz auszupacken und unser Bett zu schützen.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Belterra, das von Henry Ford in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gegründet wurde. Er wollte sich dort das Kautschuk für die Autoreifen sichern, die er für seine Autoproduktion brauchte. Es gibt dort grün-weiße Häuser, die im amerikanischen Landhausstil gebaut sind und heute von neuen Bewohnern in Stand gehalten werden. Die ursprüngliche Bedeutung verlor das Dorf schnell, da die Autoreifen bald auch künstlichem Gummi hergestellt wurden. Für Ford ein großes Verlustgeschäft, für die in den Amazonas gelockten Menschen sicherlich auch eine Existenzkrise.
Die Transamazonica 6.9. bis 9.9.2015
Nun verfolgen wir die Transamazonica weiter. Zuerst müssen wir zurück nach Ruropolis. Hier biegen wir auf die traditionsreiche Straße ein. Wir sind gespannt, ob wir die 842 km bis nach Maraba gut schaffen werden. Die ersten 249 km sind bis auf kurze Unterbrechungen Erdstraße. Was bedeutet das? Nun, meist handelt es sich um rote Erde, die sehr fest ist und lehmig wirkt. Die Dellen, die dort mit der Zeit entstanden sind, sind sehr hart, so dass das Auto die Schwankungen und Hüpfer alle mitmachen muss. Wir haben sehr gute Sitze, die so manches abfangen, bei größeren Untiefen werden wir jedoch auch in die Gurte gepresst und gen Himmel geworfen. Man muss also sehr konzentriert fahren, damit man dies möglichst selten geschieht, denn die Strapaze für Mensch und Material ist vorstellbar. Da es sehr trocken ist, stauben die Straßen heftig. Wenn es weht, wird der Staub schnell vertrieben, bei Windstille bleibt er lange in der Luft stehen. Bei Gegenverkehr durch LKW sieht man manchmal gar nichts mehr und muss die Geschwindigkeit rapide drosseln, weil man ja nie weiß, ob vor einem jemand auftaucht. Zeitweise lag unsere Geschwindigkeit deshalb unter 15 km/h. Wenn man dann hochrechnet, wie lange man noch braucht, wird uns zumindest ganz anders. Glücklicherweise waren solche extremen Streckenabschnitte selten, aber an diesem ersten Tag haben wir es auf der Transamazonica nur bis Uruara geschafft, ungefähr 120 km auf der Dirtroad.
Uwe fragt bei jeder Rast, die wir machen, LKW - Fahrer nach der auf uns zukommenden Strecke. Meist bekommt er zwar freundliche Auskunft, stimmen tut sie aber nur manchmal. Die Fahrer können oft keine Landkarte lesen oder sie schätzen die Kilometer einfach falsch ein. Wahrscheinlich ist es für sie auch nicht so wichtig, was genau jetzt kommt. Sie müssen da durch, egal wie lange es dauert und ob die schlechte Straße zuerst oder erst später auftritt ist auch egal.
Seit unser Dschungeltour kann ich die Landschaft nicht mehr so gut genießen. Sie ist meist sehr schön, denn die Hügel sind locker mit Palmen bewachsen, dazwischen gibt es niedrige Vegetation und die Rinder fressen alles, was sie auf dem Boden finden. Manche Streckenabschnitte sind auch mit dichter Sekundärvegetation zugewuchert. Ich sehe jetzt vor meinem inneren Auge immer die Primärvegetation des Regelwaldes und das stimmt mich traurig. Manchmal denke ich dann an Deutschland. Dort hat es vor vielen, vielen Jahren auch noch größere Waldflächen gegeben. Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber ich vermute, dass eine Wiederherstellung dieser Wälder auch bei uns nicht auf so viel Gegenliebe treffen würde, da das Land jetzt für andere Zwecke benutzt wird.
In Uruara übernachten wir auf einem Posto von Shell. Hier stehen wir wieder gut und sicher, haben aber dennoch eine unruhige Nacht, weil direkt neben uns einige Brasilianer beim Assado kein Ende finden und auf brasilianische Art laut und hemmungslos reden. Am nächsten Tag schaffen wir es aber trotzdemdann sehr früh loszufahren. Die Dirtroad geht weiter. Da es windstill ist, machen Uwe sehr schöne Fotos von unserem Auto im Dunst mit durchscheinender Sonne und ich filme ihn beim Fahren über die staubige Straße. Langsam kriechen wir vorwärts. Die Frühstückspause in Medicilandia fällt mit dem Ende der Erdstraße zusammen. Während ich Kaffee koche, will Uwe die Reifen wieder aufpumpen. Für Menschen, die noch nie mit einem Auto über solche Straßen oder über Sand gefahren sind: Damit das Geruckel nicht so weiter gegeben wird bzw. damit die Auflagefläche der Reifen auf der Straße größer ist, lässt man vorher Luft ab. Bei sehr weichem Sand manchmal von 4,5 bar auf 1,5 bar, bei dieser Straße nur auf drei Bar damit die Reifen nicht zu heiß werden. Auf dem Asphalt muss das wieder reingepumpt werden, da die Reifen dann weniger beansprucht werden. Also Uwe beginnt und ich höre schon, dass da was nicht stimmt. Der schöne teure Kompressor gibt seinen Geist auf und ist nicht mehr willig. Genervt frühstücken wir und suchen dann eine Borracharia (Reifenreparaturwerkstatt), von denen es hier an jeder Ecke mindestens 2 gibt. Sie haben aber durchaus nicht immer einen Kompressor, sind häufig sehr armselig ausgestattet. Wir finden schnell eine recht gute, die uns die fehlende Luft ersetzt. Die jungen Männer dort sind besonders von unseren Reifen beeindruckt. Das restliche Auto interessiert sie weniger.
An diesem Tag schaffen wir noch weitere 325 km auf Asphalt. Die Straße ist meistens sehr gut ausgebaut und die gefürchteten Schlaglöcher treten nur selten auf. In Novo Repartimento, einer lebendigen und wuseligen Stadt, finden wir einen Rastplatz vor einem Hotel, das ein wenig über der Stadt liegt. Auch hier sind wir wieder gut und sicher aufgehoben, übersehen aber leider die beiden Kühllaster rechts und links von uns. Sie werfen in regelmäßigen Abständen ihre Kühlaggregate an, was leider mit ziemlichem Lärm verbunden ist. Ich bin inzwischen aber so müde, dass ich trotzdem recht gut schlafe.
Die 187 Kilometer von Novo Repartimento bis Maraba teilen sich in 111km Erdstraße und den Rest Asphalt auf. Diese 111km sind aber von der schlimmsten Sorte. Wir beißen uns durch und sind wirklich froh, dass wir keinen Regen und keinen Unfall auf dieser Straße hatten. Auch die Brücken sind alle fahrbar und tragen uns locker. Im Vergleich zu den schweren LKW mit Anhänger sind wir dann doch ein kleiner Hüpfer. In Maraba ist die Transamazonica zu Ende und wir dürfen stolz darauf sein, sie gemeistert zu haben.
Leider sind wir aber noch nicht am Ziel. Die nächsten knapp 1000 km bis Lencois Maranhenses liegen noch vor uns. Jetzt gibt es zwar fast nur noch Asphalt, der ist aber teilweise so durchlöchert, dass man nur Slalom fahren kann. Da muss man schon mal auf die Gegenfahrbahn, um nicht mit einem Rad in einem 30cm tiefen Loch stecken zu bleiben oder so heftig durchgeschüttelt zu werden, dass einem Hören und Sehen vergeht. Uwe meistert das super gut, obwohl dies natürlich eine ungeheure Präsenz erfordert. Auch der Gegenverkehr hat unter diesen Umständen zu leiden, denn die Schlaglöcher gibt es nicht nur auf einer Seite. Zeitweise ist die Straße in einem hervorragenden Zustand, so dass wir dann doch viele Kilometer schaffen und erschöpft aber zufrieden in Bom Jesus das Selvas auf einem Posto von BR Schluss machen. In dieser Nacht werden wir von 3 Wachleuten beschützt, die direkt vor unserem Fenster ihr Plauderstündchen halten und uns jederzeit im Blick haben.
Am Mittwoch nehmen wir dann endlich die letzten 600 km in Angriff. Unsere Lust auf Autofahren ist inzwischen auf dem Nullpunkt angekommen. Wir sind guter Hoffnung, heute anzukommen, und wünschen uns, dass die Warnungen der LKW-Fahrer bzgl. der Schlaglöcher auf der Straße nicht stimmen. Aber wie das so ist, sie sind richtig. Dennoch sind wir gegen 15.30 Uhr in Morros, direkt auf der Straße nach Barreirinhas. Da fährt plötzlich ein Brasilianer auf dem Motorrad an unser Auto heran und macht aufgeregte Gesten. Wir haben eine Abzweigung übersehen und sind in einer Sackgasse gelandet. Er nimmt sich einfach 10 Minuten Zeit und fährt vor uns her, bis wir an der Abzweigung angekommen sind. So sind nur Brasilianer, einfach klasse!
Nach kurzer Zeit erreichen wir die Abzweigung nach Santo Amaro do Maranhao. Nur eins unser vielen GPS-Systeme zeigt dorthin eine Straße an, die allerdings sehr sandig sein soll. Mit dem Blick auf unser Auto rät uns ein Tourenautofahrer aber zu, die Straße zu fahren. Sie sei okay. Zu unser Überraschung geht es sogar zu Beginn 2x über eine Asphaltstraße, die nur kurz durch Sand abgelöst wird. Die ersten acht der 36 Kilometer sind schnell geschafft. Dann wird es aber plötzlich doch sehr sandig und vor allem weich. Der Daily ächtzt und schnauft. Uwe schaltet und ist hochkonzentriert. Einmal bleiben wir kurz stecken, kommen aber schnell wieder los. Beim 2. Mal beschließen wir dann, doch wieder Luft abzulassen. Jetzt werden die Reifen ordentlich entlastet und siehe da, ab jetzt geht es viel reibungsloser. Wir werden einige Male von Tourenfahrzeugen überholt, die durch den Sand schnurren, als wäre es gar nichts. Ein 5,5 Tonner ist da dann doch ein anderer Schnack! Aber wir schaffen es! Es dämmert schon, als wir die ersten Häuser des Dorfes erreichen. Rechts an der Straße steht ein neu aussehendes Krankenhaus, das offenbar auch in Betrieb ist. Wir sind sehr überrascht, dass es sich für so einen kleinen Ort lohnt, ein Krankenhaus zu betreiben, erfahren aber später, dass es hier 2000 Einwohner gibt. Wir fahren an den Fluss runter, einen Stellplatz suchend. Obwohl wir sogar ein Stück durch die Gegend laufen, werden wir nicht fündig. Die meisten Häuser sind mit einfachen Zäunen umgeben und sehen sehr arm aus, die Pousada, die wir finden, liegt auf welligem Gelände und hat nur kleine Eingangspforten. Da es jetzt fast dunkel ist, beschließen wir, zum Krankenhaus zurück zu fahren und dort zu fragen, ob wir uns da hin stellen dürfen.
Wie immer, bekommen wir von sehr netten Menschen sofort ein „Ja“ und parken unser Auto auf dem gepflasterten Platz des Hauses und werden vom Nachtwächter sogar eingewunken. So können wir beruhigt und sicher schlafen.
Kommentare
Kommentar von Kerscho |
Servus ihr Lieben, wunderschöne Bilder, die in der Brasilien Galerie zu sehen sind. Ist die Wüste wirklich mit Wasser vollgelaufen? Liebe Grüße Kerscho
Und guck mal nach den Schrauben an der Stosstange, die haben sich bei mir auf Island immer mal wieder gelöst
Kommentar von Hendrik |
Ich lese hier auch regelmäßig sehr gerne mit! Wann kommen den ein paar Bilder / Videos von Deinem Spielzeughubschrauber? ;)
Grüße
Hendrik
Antwort von Uwe Hasubek
Hi Hendrik,
dann schau doch mal in der Brasilien Galerie. Die ersten drei Bilder sind mit der Drohne gemacht. Videos gibt es auch, aber die sind noch nicht bearbeitet. Haben aber eben noch einmal einen Flug mit einer Cessna gemacht. 36 Mio. Pixel aus einer D810 sind eben doch besser....
LG Uwe
Kommentar von Rebmann |
Moin Ihr Beiden,
klingt alles sehr spannend!!!! Viele Grüsse aus unserem Spätsommer von Micha & Britta
Antwort von Uwe Hasubek
Hallo ihr Beiden,
schön von euch zu hören. Wir haben wirklich eine gute Zeit hier. Leider rennt die Zeit so unglaublich schnell.... Es gibt neue Bilder in der Brasilien Galerie. Den Grund, warum wir bis hierher in den äußersten Nordosten Brasiliens gefahren sind, findest du bei den ersten Bildern in der Galerie - Lencois Maranhenses!
LG Uwe & Silke
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