Von Colonia del Sacramento nach Foz do Iguacu

(Kommentare: 8)

10. - 18. Reisetag (25.07. - 02.08.2015)

Schöner kann ein Tag nicht anfangen...
 
Im Dunkeln fahren wir los. Endlich beginnt unsere Reise wirklich! Ein langer Tag im Auto steht uns bevor. Ob die Gerüchte über schlechte Straßen, ewig dauernde Grenzübergänge, grundlos strafende Polizisten, etc. wohl stimmen? Wir sind gespannt.
Da wir nicht so recht vom Fleck kommen, entscheiden wir uns nach einigen Stunden deinen früheren Grenzübergang nach Argentinien zu wählen, als ursprünglich gedacht. Am Grenzübergang geht alles zügig. Die Grenzbeamten sind ausgesprochen freundlich, sowohl die Aus- als auch die Einreise sind gut organisiert und überhaupt nicht schwierig. Unsere wenigen versteckten Lebensmittel interessieren niemanden.
Die Fahrt verläuft auf sehr guten Straßen problemlos. Nur einmal werden wir von einem Polizisten gefragt, wo wir hinwollen. Das ist aber auch alles.
Gegen 20 Uhr sind wir dann redlich müde, sind aber bis nach Mercedes gekommen. Kurz danach passieren wir eine Polizeikontrolle und fragen spontan, ob es okay sei, direkt neben dieser Station zu übernachten. Freundlich wird uns gezeigt, wo wir am besten stehen können und fallen beruhigt ins Bett. 
Die Straße ins Naturreservat ist auf den ersten 35 km asphaltiert. Danach geht sie in eine aus rotem Sand bestehende Straße über, die sich auch mit einem Pkw gut fahren ließe. Die Landschaft ist jetzt sehr sumpfig, am Straßenrand sind immer mal wieder Reiher und andere schöne Vögel zu sehen, was im Sonnenaufgang besonders romantisch wirkt.
Das Dorf Carlos Pellegrini besteht aus vielen rechteckig angelegten Sandstraßen. Die Häuser sind teilweise sehr schön, viele aber auch ärmlich. Hier lebt man wirklich noch mit den Tieren, denn es wimmelt nur so von Hunden, Katzen, Hühnern und Pferden, die auch Tag und Nacht für tüchtig Radau sorgen.
Es gibt 2 Campingplätze. Der erste, der uns sehr zusagt, kann mit unserem Auto nicht befahren werden, da es dort ein gemauertes Tor gibt, dass ziemlich genau 3,20m hoch ist. Unser Auto ist mit Dachhaube aber 3,24m. So fahren wir auf den sehr leeren aber auch ansprechenden 2. Campingplatz. Dort sind wir die einzigen Gäste!
 

Da Jona Geburtstag hat, machen wir uns auf die Suche nach einem Internetanschluss. Es gibt genau 2 PCs im Dorf, die man nutzen könnte. Der eine scheint defekt, der andere ist besetzt. Skypen kann man von dort aus nicht, nur Mails checken. Nun denn, so gibt es einen teuren Geburtstagsplausch mit der deutschen Simkarte - denn das muss ja wohl sein!
Um 16:00 Uhr haben wir eine Bootstour über den See des Naturreservats gebucht, an der 3 Paare teilnehmen. Es ist genug Platz auf dem Boot, um unsere Fotoausrüstung unterzubringen. Wir fühlen uns sehr an Botswana erinnert. Die Fahrt ist nur viel preiswerter ( 200 Pesos/Person) und das Drumherum ist längst nicht so stilvoll. Aber dennoch, es geht auf den See hinaus, man muss sich mühsam beim Ranger des Reservats anmelden und die Tiere hier sind sehr viel versteckter als in Botswana. Wir sehen etliche schwarze Kaimane -  Chakarés, die viel kleiner sind als Krokodile aber genauso faul einfach am Ufer rumliegen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fisch. Außerdem gibt es Capivaras, die größten Nagetiere der Welt, die leider nicht besonders ansprechend wirken. Vögel zwitschern herum und stellen sich zur Schau. Die 2 Stunden verfliegen, unsere erst Begegnung mit Matetee im Boot gehört auch dazu. Dieses sehr bittere Getränk wird von den Argentiniern wirklich geliebt. Der Becher mit Strohhalm aus Metall wird in der Gruppe herumgereicht und eine Ablehnung als Beleidigung empfunden. Unsere Bootsmitfahrer sind jedoch verständnisvoll und nötigen uns nur einmal zu probieren. Ich trinke nun wirklich gern Kräutertee aller Art, aber die bittere Mate ist nun mal nicht mein Geschmack.
Den Abend verbringen wir mit einem sehr netten argentinischen Ehepaar, das wir auf dem Schiff kennengelernt haben. Sie sind ebenfalls schon mal ein Jahr durch Südamerika gereist und sprechen ziemlich gut Englisch. So erfahren wir viel über das Land und seine politische Situation, weil die beiden sehr engagiert und sich auch nicht ganz einig in ihren Einschätzungen sind. Sehr spannend!!
 

Fahrt zu den Iguazuwasserfällen  (28.07.2015)

Nach einem weiteren Tag in Carlos Pellegrini fahren wir weiter in Richtung der Iguazu - Wasserfälle. Die Straße nach Norden soll fahrbar aber ein wenig sandig sein. Nun, das schreckt uns nicht. Dafür haben wir ja unseren Daily. Zu Beginn ist die Straße fest und gut befahrbar, so wie die im Süden des Ortes. Doch nach und nach wird es immer schwieriger. Der Sand ist tiefer, manchmal ist er auch nass. Doch unser Auto meistert alles locker. Dennoch ziehen sich die Kilometer hin, denn schneller als 40 bis 50 km/h kann man nicht mehr fahren. Irgendwann wird es dann wirklich kritisch. Vor uns ist ein LKW mit Anhänger im Schlamm stecken geblieben. Wir halten mit gesundem Abstand an und Uwe geht gucken. Nach einiger Zeit hat der Fahrer die Idee, den Anhänger abzukoppeln und ein wenig zu verschieben. Mit vereinten Kräften bekommen die Männer das hin. Inzwischen sind noch zwei Pickups dazu gekommen, von jeder Seite einer. Der eine umkurvt den LKW und bleibt dabei auch noch stecken. Aus dem anderen Auto wird ein Spaten geholt und mit ein wenig Schaufelei gelingt die Befreiung. Der andere braust ebenfalls selbstbewusst vorbei. Endlich gelingt es auch dem LKW-Fahrer sein Gefährt zu befreien. Der Daily schaukelt zwar bei der Durchfahrt etwas mehr als sonst, aber ohne zu zögern zieht er durch die Stelle durch. 140 km in 41/2 Stunden - das will schon gut überlegt sein.
 
 
Wir fahren an diesem Tag bis zur Dämmerung weiter und übernachten auf einem Campingplatz in Wanda, etwa 50 km von Puerto Iguacu entfernt. Dort kommen wir am nächsten Morgen noch vor 8 Uhr an. In der Touristeninfomation klären wir Dinge wie Geld tauschen, einkaufen, Übernachtungsplätze.
Der Besuch der Wasserfälle auf argentinischer Seite ist wirklich sehr eindrucksvoll. Wir wählen zuerst den unteren Weg. Dort wird man an einigen Stellen zwar nass, aber da es inzwischen angenehm warm geworden ist, stört das nicht weiter. Man erhält schöne Blicke auf einzelne Fälle, die auch gut als Fotomotiv dienen. Da in Argentinien zurzeit Ferien sind, wälzt man sich allerdings mit Hunderten von Besuchern auf den schmalen Pfaden. Die Nasenbären tauchen zeitweise in Gruppen auf und sind neugierig und hungrig. Sie knappern auch schon mal an einem Rucksack. Vorm Füttern und Streicheln wird auf großen Schildern eindringlich gewarnt, da die Tiere genau wie ihre Freunde die Affen auch gern mal zubeißen. Unsere späte Mittagspause verbringen wir mit einer neu kennengelernten Familie aus Köln. Schön, dass man immer wieder so sympathische Menschen trifft.
Mit der letzten Bahn fahren wir dann im Park zur Garganta del Diabolo. Über einen langen Steg geht man über den Fluss bis man an dieser Stelle ist, wo das Wasser von 3 Seiten gigantisch in die Tiefe stürzt. Ein beeindruckendes Gefühl! Da will ich zumindest nicht hinterher!
Beim Mondspaziergang einige Stunden später sind wir wieder da. Der Vollmond scheint wie eine große Straßenlaterne. Wunderbar!
Kleiner Exkurs zum Thema - andere Länder, andere Sitten!
Um 19.45 Uhr soll der Mondspaziergang beginnen. Da wir nicht genau wissen, wo wir hin müssen, sind wir ein wenig früher da. Unser Name wird an der Pforte auf einer Liste abgehakt und wir werden sofort mit ungefähr 10 anderen Leuten ca. 500m weiter geführt. Dort wird uns mitgeteilt, dass wir jetzt hier anstehen müssen, um in einer halben Stunde mit der Bahn fahren zu können. Wir schauen uns ein wenig um und tatsächlich nach ca. 15 Minuten wird unsere Gruppe wieder zusammengerufen und wir sollen uns jetzt in eine Schlange stellen. Nach einiger Wartezeit gelangen wir an einen Tisch, an dem 2 Leute gewissenhaft damit beschäftigt sind, uns auf einer gleich aussehende Liste abzuhaken. Dann werden wir in den dahinter liegenden Laden geschickt, damit man uns dort nach einiger Wartezeit ein Ticket für die Bahn in die Hand drückt. Vorher wurden wir aber wieder auf der Liste gesucht!!!
Dann ging es tatsächlich weiter zur Bahnstation, an der wir dann unser Ticket zeigen und entwerten lassen mussten. Gefühlt waren 7 Leute damit beschäftigt uns bis hierher durchzulassen.  
 


Am nächsten Morgen nehmen wir gleich um 8 Uhr den oberen Weg. Wir sind fast allein und haben einen viel besseren Überblick über die Fälle. Plötzlich sehen wir, wie ein Schwarm kleiner Papageien sich durch die Lüfte schwingt und im schönsten Morgenlicht vorm Wasser seine Flügel ausbreitet. Da Uwe gerade das 300er in der Hand hat, gelingen ihm wunderschöne Bilder davon!

Die Wanderung in den Dschungel soll morgens super schön sein, da man dort viele Ziere zu Gesicht bekommen kann. Ob das stimmt,können wir leider nicht beurteilen, da Uwe sie zur Mittagszeit gemacht hat und er kaum Tiere zu sehen bekommt, es heiß ist und die Sonne vom Himmel knallt.
Insgesamt sind die Wasserfälle aber ein sehr empfehlenswertes Erlebnis!
Da die brasilianische Seite auch so toll sein soll, fahren wie dort am nächsten Tag hin. Der Grenzübergang ist wieder völlig unproblematisch. Auf der brasilianischen Seite werden wir auf Englisch begrüßt. Auch die Leute auf dem wirklich traumhaften Gelände Paulimar sprechen sehr gut Englisch. Die befürchteten Verständigungsprobleme bleiben so erst einmal aus. 
Unser Auto steht zwischen Palmen, die Nachbarn sind super nett. Eine französische Familie mit 2 Kindern ist seit 4 Wochen in Brasilien unterwegs. Sie haben ihren Camper in Frankreich gekauft, er stand aber schon hier. So kann man behördliche Probleme auch umgehen. Sie werden insgesamt ein Jahr unterwegs sein. Dafür müssen sie allerdings ihre Kinder selbst unterrichten, was per Internet überwacht wird. Sie müssen regelmäßig Leistungsnachweise einreichen und erhalten darüber auch das Material. So wird den Kindern das Schuljahr anerkannt und die Reiselust der Eltern unterstützt. In Deutschland ist so ein Vorgehen meines Wissens nach unmöglich. Dabei weiß doch jeder, wie sehr Reisen bildet. Die Kinder lernen auf dieser Fahrt bestimmt viel mehr und viel langfristiger als in einem Jahr in der Schule.
 
 
Am nächsten Morgen stehen wir auf der brasilianischen Seite der Wasserfälle, wo man sie aus größerer Entfernung aber dafür mit einen besseren Überblick sieht. An einer Stelle kann man wieder weit über den Fluss gehen und sich so als Teil davon fühlen, die Dusche inklusive. Ungeheuere Wassermassen stürzen da hinunter. Laut Aussage eines Rangers haben die Fälle zurzeit 3 mal so viel Wasser wie sonst. Deshalb ist es oft so diesig und es gibt so viel Gischt. Insgesamt ist der Weg hier wirklich toll angelegt. Am Ende kann man mit einem Fahrstuhl hoch fahren und gewinnt auch noch einen Eindruck von oben. Wirklich für jeden zu empfehlen! Dies Gefühl von Kleinsein gegenüber der Allmacht Natur, das die Iguazuwasserfälle hinterlassen, kann man mit keinem Foto einfangen.

Itaipu - das größte / zweitgrößte Wasserkraftwerk der Welt

Wir machen hier eine 2 1/2 stündige Intensivführung auf Englisch, die für jeden, der sich für menschliche Großprojekte begeistern kann, sehr empfehlenswert  ist. Es produziert 14.000 Megawatt und leistet damit sehr viel. Die Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs in die Natur sind auch jedem schnell klar. Viel Natur wurde vernichtet, Menschen umgesiedelt, Tiere verloren ihre Heimat, .... Wir finden es spannend, einiges aus dem Kraftwerk von innen zu sehen. Ein gigantisches Werk menschlicher Ingenieurskunst wird uns mit vielen Zahlen vor Augen geführt. Nach ca. 190 Jahren ist der See mit Sedimenten so aufgefüllt, dass man auf keinen Fall mehr Strom damit erzeugen kann. Die Generatoren sind für 50 Jahre ausgelegt. Man muss halt abwägen: 10 Atomkraftwerke gegen dieses Wasserkraftwerk!?!
 


Weitere Bilder gibt es in der Galerie.

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Kommentare

Kommentar von Johannes |

Geil

Kommentar von Udo |

Hei Silke und Uwe, interessante Reiseberichte und tolle Fotos, die dank der heutigen Kommunikationstechnik auch in der finnischen Wildnis empfangen werden. Ich warte auf die nächsten Berichte. Vergnügt Euch in Südamerika während Jona fröhlich auf dem Juojärvi rudert. Liebe Grüße senden Udo, Liisa, Jona, Anna-Laura und Leander.

Kommentar von Ingo |

Wasserschleier und Regenbögen über den Iguacu-Fällen...toll. Schon beim Lesen und Gucken spannend. Wie es dann erst für Euch sein muss...Viel Glück weiterhin!

Kommentar von Hendrik |

Ich finde es auch super interessant. Schöne Bilder, gut geschrieben... Macht weiter so!

Beste Grüße
Hendrik

Kommentar von Götz Brühann |

Hai ,
schon jetzt viele tolle Fotos,da wird ja noch so einiges zu erwarten sein,wenn es richtig in die Natur geht.Hab etwas Probleme die Streckenführung nachzuvollziehen.Gibt so viele Orte Mercedes-der für mich logischte wäre nur 2,5 Std. von Colones entfernt;kann es also nicht gewesen sein.
Ist es sehr aufwendig Eure Streckenführung als Kartenfoto dem Bericht hinzuzufügen,dann wüßte ich vielleicht auch in welches Naturreservat bei Mercedes Ihr "gegangen" seid.
Weiterhin immer eine handbreit Luft unter dem Fahrzeug und viel Spass.
Gruss Götz

Kommentar von Volker |

Hallo ihr Zwei, zu schön eure Berichte,sehr lesenswert und man lernt auch noch was dabei

Kommentar von Kerscho |

Geiler Bericht und super schöne Bilder. Weiter so

Kommentar von Joachim |

Hallo ihr beiden, dass sind schon tolle Fotos von den Wasserfällen . Und tolles Licht bei Sonnenuntergang . Ich freue mich auf mehr. Gruß Joachim

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