Von Felsensittichen und Orcas
106. - 114. Reisetag (29.10. - 06.11.2015)
Nur die erwarteten Vögel sind dort nicht. Wir fahren ein paar Kilometer weiter und können dann wieder in Richtung Meer abbiegen auf einen vor Wind geschützten Parkplatz, etwas verwahrlost, aber mit Zugang zum Strand mit Steilküste. Und hier tobt das Leben in Form von 35.000 Felsensittichbrutpaaren. Insgesamt bleiben wir hier 3 Nächte lang, oben an der Steilküste für eine Nacht und auf dem Parkplatz zusammen mit Bernd, der uns am nächsten Morgen wieder findet, für 2 Nächte. Zu jeder Tageszeit sind wir jetzt am Fotografieren. Vom Strand aus sieht man die Vögel nur ungenau, auch die großen Linsen können sie nur schwer festhalten. Von oben, von der Steilküste aus, machen wir viele schöne Bilder und sind ganz begeistert. Endlich sind wir wieder in der Natur, das Fotografieren ist das Wichtigste und wir können die Zeit vergessen. Das Wetter spielt hervorragend mit. Wir haben häufig neue Lichtsituationen und probieren Wischer und Gegenlichtaufnahmen hinzukriegen. Die Vögel fliegen viel schneller als z.B. die Basstölpel und ein einfaches scharfes Bild stellt schon eine kleine Herausforderung dar. Am letzten Abend haben wir einen traumhaften Sonnenuntergang. Die Wolken werden von unten angestrahlt, dass es eine Freude ist. Wir machen um die Wette schöne Fotos und kämpfen dann um den ersten Platz am Rechner! Zur Erläuterung: Wir haben einen Laptop, auf dem wir die Bilder speichern, sortieren, löschen und bearbeiten können. Die Sicherung erfolgt später auf externen Festplatten. Aber anfangs läuft eben alles über den Laptop.
Von El Condor aus fahren wir auf einer kleinen Schotterpiste zu den Seelöwen. Sie dürfen nur von oben und weitem betrachtet werden. Ungeheuer große Männchen tummeln sich am Strand, umgeben von vielen Weibchen und wahrscheinlich auch einjährigen Tieren. Die Jungen werden erst in ungefähr einem Monat geboren. Im Anschluss daran fahren wir die Straße weiter in Richtung San Antonio de Ouest. Die Landschaft wird immer karger, die Straße immer sandiger. Nach einem winzigen Ort namens Bahia Creek fahren wir von der Straße ab in die Sanddünen. Versteckt hinter einer Düne übernachten wir ruhig und ungesehen, nachdem wir den Nachmittag gemütlich in der Sonne bratend auf unseren Stühlen verbracht haben.
Am nächsten Morgen erfahren wir über Facebook auf der Tankstelle, denn nur dort haben wir Netz, dass Jürgen und Kerstin in Puerto Madryn sind. Schnell antworten wir, dass wir auf dem Weg dorthin sind und kündigen uns für den Nachmittag an. Die beiden haben wir vor 5 Jahren in Alaska bei den Bären im Katmai Nationalpark kennen gelernt. Über die Jahre hatten wir lockeren Kontakt und jetzt freuen wir uns, denn unsere Begegnungen mit Deutschen waren in den letzten 3 Monaten nicht so häufig. Wir treffen sie in ihrem Hotel in Puerto Madryn, das direkt an der Strandpromenade liegt. Unsere Münder stehen nicht still, wir gehen zusammen sehr lecker essen und die Zeit vergeht im Fluge. Die beiden werden am nächsten Tag für 3 Wochen mit einem Schiff auf die Falklandinseln für 2 Tage und nach Südgeorgien für eine Woche fahren, um dort zu fotografieren und die Landschaft und die Tiere zu genießen. Wir übernachten direkt vor ihrem Hotel und haben eine ruhige Nacht. Morgens versorgen wir uns mit allem Nötigen, trinken Kaffee in einem netten Frühstückscafé und wünschen den beiden zum Schluss eine gute Fahrt ohne Seekrankheit.
Auf dem Weg auf die Peninsula Valdes besichtigen wir einige Plätze in der Nähe des Ortes, wo das Stehen von Wohnmobilen geduldet wird. Es gibt einige, die uns gefallen. Bei einem bekommen wir einen richtigen Schreck! Dort stehen sage und schreibe 7 Wohnmobile, von denen 4 aus Frankreich und 3 aus Deutschland sind. Man hatte uns zwar schon erzählt, dass hier viele Overlander unterwegs sein sollen, glauben tun wir es erst jetzt. Wir suchen uns einen Platz direkt am Strand, weit weg von den anderen. Diesen Schreck müssen wir erstmal überwinden.
Im Gespräch mit Jens und Bärbel aus Buchholz, Horst und Karin aus dem Oberallgäu und Peter und Angelika aus der Nähe von Münster erfahren wir, dass 2 der 3 Autos vor einigen Tagen auf einem einsamen Stellplatz direkt nebenan aufgebrochen worden sind. Schnell stellen wir unser Auto um und suchen den Schutz und die Gemeinschaft der anderen. Aus dieser Begegnung sind 4 Tage wirklich anregender und entspannter Gesellschaft geworden, die wir miteinander geteilt haben.
Wale haben wir an dieser Stelle leider nicht gesehen und sind so auf die Halbinsel gefahren. Landschaftlich ist sie sehr schön, überall niedriger Buschbewuchs, die Ufer entweder steil und mit großen ebenen Flächen und Kieselstrand. Guanakos, Pampashasen und Nandus laufen überall herum, sind allerdings sehr scheu. Schafe weiden. Im Wasser gibt es Stellen, an denen hin und wieder mal Orkas auftauchen und am Strand jagen. Die Wale atmen und tauchen, gelegentlich springt auch mal einer. Sogar Pinguine haben ihre Bruthöhlen an einer Stelle. Seelöwen und -elefanten kann man an bestimmten Aussichtspunkten ebenfalls von weitem betrachten. Gürteltiere sind an einem Punkt zahleich vorhanden und wohl auch nicht scheu. Dort sind wir allerdings nicht gewesen. Leider ist fast alles eingezäunt und streng reglementiert. Man darf auf den Straßen nicht parken, nur an wenigen Aussichtspunkten ans Ufer gehen und auch einen Kopter darf man nicht steigen lassen. Da die Wale und die Orkas sich uns nur von weitem zeigen, ist die Insel für uns fotografisch leider ein Reinfall. Dennoch genießen wir das gemeinsame Warten auf die Orkas, das Klönen und den Erfahrungsaustausch und das Grillen mit den anderen Reisenden, zu denen sich auch noch mehr gesellen. Der Stellplatz ist traumhaft schön und wir lernen viele nette und interessante Menschen kennen. Irgendwann werden wir jedoch unruhig und müssen weiter.
In Puerto Madryn wollen wir auf dem Campingplatz endlich unsere Heizung entkalken, in der Hoffnung, dass sich das Überdruckventil dann wieder perfekt verhält.
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