Wunderschöne Tage: Kiten in Bowen und Whitheaven Beach (12)
17.07.- 23.07.2023 (84. - 90. Reisetag)
Nachdem Uwes Kites auf dem Weg nach Australien aus dem Rockhopper geklaut worden sind (Blogeintrag Nr. 08), hat er sich vor 3 Wochen neue Kites bestellt, die er zum Postamt von Arlie Beach hat schicken lassen. Er ist mehr als happy, dass alles gut geklappt hat und neuen Kiteabenteuern nichts mehr im Weg steht.
Nach mehreren Gesprächen mit Australiern und vielem Lesen hat Uwe herausgefunden, dass man nicht weit entfernt von Arlie Beach im Städtchen Bowen gut kiten kann. Also nichts wie hin da 🤣. Bowen selbst entpuppt sich als ein eher trostloses Städtchen, obwohl es offenbar mal Pläne gab, die Stadt zu einer Landes- oder Bezirkshauptstadt zu machen. Dies hat offenbar nicht geklappt. Zurück blieben die Ansätze, die sich hauptsächlich darin ausdrücken, dass die Straßen ungewöhnlich breit angelegt sind. Wie bisher überall ist die Stadt sehr sauber und gepflegt. Die Anlagen an der Küste sind schön gestaltet und man kann dort gut spazieren gehen. Im Ort selbst scheint aber die Covidzeit ihre Spuren hinterlassen zu haben, denn es gibt viele leerstehende Geschäftsräume, die auf Mieter oder Käufer warten.
Wir erforschen erst einmal die Kitestrände. Nirgends ist auch nur ein Kiter zu sehen. Da es in Bowen eine Kiteschule gibt, ruft Uwe dort an und erfährt, dass eine Kitelehrerin, morgen an dem einen Kitespot sein wird, der bei der Windrichtung ideal sein soll.
Wir überlegen, wo wir über Nacht stehen können und entscheiden uns gegen die sehr gut besuchten und recht teuren Wohnmobilparkplätze. Schweren Herzens nehmen wir endgültig Abschied von unserer Vorstellung, dass Australien noch großzügig ist und man freistehen kann. Es gibt überall Verbote und merkwürdige Regeln, was wir so gar nicht schätzen. Nach einiger Zeit entdecken wir einen Pfad, der etwas abseits in ein Mangrovenwäldchen führt. Dort fahren wir rein und stehen blickgeschützt und ruhig.
Am nächsten Morgen ist es dann so weit. Der Wind bläst recht stark aus südöstlicher Richtung und Uwe hat wie immer großen Respekt vor den Herausforderungen, bevor er das erste Mal seit längerer Zeit wieder aufs Wasser geht. Aber es klappt alles super und er ist von dem Gefühl, immer sicherer zu werden, begeistert. Ganze 3 Tage kitet er jetzt und genießt das Stehrevier mit dem auflandigen Wind. Im Laufe der 3 Tage dort lernen wir mehrere Kiter kennen und erfahren, dass dieser Sport in Australien nicht so verbreitet ist wie in Deutschland oder anderen Ländern. Während Uwe beim Kiten ist, kann ich windgeschützt Yoga machen und für Uwe den Buddy spielen.
Wir begeben uns in Bowen auf die Suche nach einem Friseur und werden auch fündig. Die Friseurin ist äußerst gesprächig. Sie kommt ursprünglich aus England, ist aber schon viele Jahre im Land und will auch nicht wieder weg. Sie fragt viel und ist äußerst interessiert. Mir macht es Spaß mein Englisch auszuprobieren und die Zeit vergeht angenehm schnell. Ich habe inzwischen festgestellt, dass die Farbnummern offenbar überall auf der Welt bei den Farbherstellern gleich sind. So muss ich keine Farbe mitschleppen, wie ich das noch 2015/16 getan habe, sondern kann den Friseurinnen meine Daten geben und sie mischen eine Farbe an, mit der ich sehr zufrieden bin. Die Preise hier sind leider ähnlich unverschämt wie zuhause.
Die zweite Nacht verbringen wir auf dem Platz mitten im Ort, der wohl dem Segelverein gehört. Angeblich soll der Segelverein das Campen dulden und die Polizei keine Handhabe haben. Dem war aber leider nicht so und wir hatten am nächsten Morgen eine Karte unter dem Scheibenwischer, auf der wir auf die Campingplätze des Ortes hingewiesen werden. Zumindest haben wir noch kein Ticket bekommen.
Die letzte Nacht verbringen wir wieder im Mangrovenwäldchen. Schade, dass man sich dabei so unwohl fühlen muss. Wir hinterlassen keine Spuren, da wir alles dabeihaben und unseren Müll immer ordnungsgemäß entsorgen.
Unser nächstes Ziel sind die Whitsunday Islands. Sie sind berühmt für ihre weißen Strände und tollen Buchten. Wir haben 2 Übernachtungen im Nationalpark am Whitehaven Beach gebucht. Dort kann man nur zelten.
Wir laden einen ganzen Tag lang unsere zahlreichen Akkus für die Drohnen. Auch die Fernbedienungen sind voll. Das ist wichtig, denn Strom gibt es dort nicht und es wäre sehr ärgerlich, wenn wir dort ohne Möglichkeit zum Fotografieren und Filmen wären.
Das Boot der Firma Scamper startet in Arlie Beach. Wir suchen auch hier wieder einen Übernachtungsplatz. Eine Angestellte der Firma hatte uns den Trailhead einer Wanderung empfohlen, da dieser weder nachts noch morgens früh genutzt wird. Wir finden ihn oberhalb des Hafens und stellen uns ganz nach hinten, in der Hoffnung, dass uns niemand sehen kann. Die Nacht verläuft ruhig, doch als wir am nächsten Morgen gegen 6 Uhr zum Hafen aufbrechen, entdeckt Uwe ein Ticket an unserer Windschutzscheibe. 309 AUD (189€) sollen wir bezahlen. Wir glauben wirklich, uns tritt ein Pferd. Auf dem Platz ist kein Camping-Verbotenschild, wir stören niemanden und sind schnell wieder weg. Die Strafe ist auch wirklich heftig! Uwe kann sich kaum beruhigen, so sehr regt er sich auf. Er guckt auf den Strafzettel und findet eine Telefonnummer. Die Dame am anderen Ende ist sehr freundlich und verständisvoll. Da wir inzwischen entdeckt haben, dass dort ein falscher Parkplatz genannt ist und unsere Autonummer unvollständig ist, haben wir mehrfachen Grund uns zu beschweren. Sie gibt Uwe eine Adresse, an die er eine Beschwerde schickt. Und – oh Wunder!!! – uns wird das Ticket erlassen. Dennoch beschäftigt uns dieser Vorfall noch sehr lange, weil es uns sehr schwerfällt, das Handeln der Regierung hier nachzuvollziehen.
Am Hafen angekommen, packen wir unsere Camping- und Fotosachen. Erstaunlich, was man für so eine kurze Zeit alles braucht. Ein 20 l Trinkwasserkanister, eine Kühl- und eine Lebensmittelbox werden uns zur Verfügung gestellt. Alles andere haben wir selbst. Wir schleppen die Sachen aufs Boot und stellen fest, dass wir nicht die einzigen mit viel Gepäck sind. Andere nehmen z.B. auch noch Kajaks mit. Die Überfahrt dauert ungefähr eine Stunde und ist recht schaukelig. Zum Glück wird niemandem schlecht.
Der Anblick der Bucht ist wunderschön. Es liegen etliche Jachten vor Anker, ein Wasserflugzeug ist gelandet und am Strand gibt es viele Touristen, die sich in der Sonne aalen. Unser Ziel ist das Inlet, ca. 5,5 km vom Campground entfernt, wo ein Fluss und das Meer zusammentreffen. Genau wie in Island gibt es auch hier wunderschöne Farbspiele, die man nur aus der Luft wahrnehmen kann.
Da wir nicht wissen, wie sich das Wetter entwickeln wird, marschieren wir gleich nach dem Zeltaufbau und einer ersten Campingmahlzeit los. Da der Sand fest erscheint, entscheiden wir uns gegen Sportschuhe und laufen in Flip-Flops. Die Weite und die Sicht sind einfach umwerfend. Wir genießen den Weg sehr. Im Wasser kann man Rochen erahnen, die sich im klaren Wasser bewegen. Das Ende der Bucht ist gut sichtbar, scheint aber überhaupt nicht näher zu kommen. 5,5 km sind schon weit. Langsam spüre ich meine Fußsohlen und laufe barfuß weiter. Dort angekommen, sind wir fast allein. Wenn jemand so weit kommen möchte, nimmt er sich ein Kajak oder ein Motorboot. Wandern am Strand erfreut sich offenbar keiner Beliebtheit.
Uwe lässt die Drohne steigen, während ich noch etwas gehemmt bin. Aus unerklärlichen Gründen brauche ich immer erst eine Eingewöhnungszeit, was die Drohne angeht. Dabei war sie mir auf Island schon sehr vertraut. Einen Flug mache ich, den Rest der Zeit verbringe ich mit gucken. Der Blick aufs Inlet ist einfach faszinierend. Das Wasser ist an manchen Stellen blau, an anderen grün oder weiß. Die Sonne strahlt und wir wissen nicht, ob es nun besser ist, bei Hoch- oder Niedrigwasser zu filmen. Eventuell ist die Zeit dazwischen auch am reizvollsten. Wir beschließen, am nächsten Morgen so zu kommen, dass wir möglichst viel davon mitbekommen.
Der Rückweg erscheint uns noch länger. Als wir endlich ankommen, habe ich eine wunderbare dicke Blase am rechten großen Zeh.
Nachdem am späten Nachmittag alle Tagestouristen weg sind, können wir die Umgebung noch mehr genießen. Es ist so still hier. Die Sterne blitzen am Himmel und die Jachten bilden mit ihren Lichtern einen fast weihnachtlichen Hintergrund. Wir sitzen auf unserer Decke und genießen den Sternenhimmel. Irgendwann treibt uns die Dunkelheit ins Zelt und die Welt des Schlafes empfängt uns.
Am nächsten Morgen setzen wir uns mit unserem Morgenkaffee an den noch menschenleeren Strand und genießen diese umwerfende Natur. Dort lernen wir dann Dave kennen, einen Simbabwer, der seit ca. 14 Jahren in Australien lebt. Da wir aus unseren Afrikareisen etwas mit der simbabwischen Vergangenheit vertraut sind, kommen wir schnell und intensiv ins Gespräch. Seine Familie hatte eine Farm dort und musste das Land verlassen, als alle weißen Farmer gehen mussten. Das hat tiefe Spuren hinterlassen. Er selbst hat in England gelebt, bevor er nach Australien kam.
Nach dem Frühstück begeben wir uns auf die 2. Wanderung zum Inlet. Wir bleiben diesmal länger, damit wir die verschiedenen Farbschattierungen, die durch den unterschiedlichen Tidenstand entstehen, mitbekommen. Die Farben sind unfassbar schön und wir bannen viel Material auf unsere Speicherkarten.
Der Aufwand hat sich gelohnt, wie die Fotos und das Video zeigen.
Die Tage vergehen schnell. Wir lernen noch mehr Leute kennen, die alle einen internationalen Hintergrund haben. Ein junges argentinisches Pärchen ist hier für Work and Travel. Sie hoffen, dass sie durch Arbeit an besonders entlegenen Stellen, eine Visumsverlängerung erhalten und bald einen Sponsor finden, der sie in ihrem studierten Beruf anstellt, damit sie längerfristig hierbleiben können. Die Situation in ihrem Heimatland vertreibt sie. Dort bekommen sie keinen Job, die Inflation macht sie arm und die Kriminalität macht ihnen Angst. Sie bedauern diese Zustände sehr, denn sie würden viel lieber dorthin zurückkehren und eine Chance erhalten, ihr Land wieder ins Laufen zu bekommen.
Wir sind von diesem Ausflug ganz erfüllt, da wir so schöne Landschaft gesehen haben, in der Natur waren, nette Leute getroffen haben und an einem Abend sogar einen Hammerhai bei der Fischjagd ganz nah am Strand beobachten konnten. Das war wirklich wahnsinnig beeindruckend. Er schwamm erst ruhig seine Kreise und wurde plötzlich ganz hektisch. Die Kreise wurden immer enger und schneller. Uwe hat es gefilmt. Dann schwamm er ein Stück weiter weg und wir konnten gerade noch sehen, wie ein Fisch mehrfach aus dem Wasser sprang und dem Hai zu entkommen suchte. Da der Hai nach kürzester Zeit ruhig davon schwamm, hat er den Fisch vermutlich verspeist.
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