Zurück zu den Highlights im Norden Australiens - von Alice Springs bis Broome (33)
15.08.24 – 06.09.24 (386. - 408. Reisetag)
Nach ca. 900 km kommen wir im Daly Waters Pub an, wo wir im letzten Jahr schon waren. Es hat sich kaum etwas verändert, die BHs hängen noch über der Theke und es gibt wieder Livemusik. Die Baumblüte ist leider schon vorbei und so können wir keine Fotos von den Lorikeets machen, die im letzten Jahr so wunderschön waren.
Vor der Weiterfahrt haben wir beide ein Grummeln im Bauch. Wir werden an der Unfallstelle vorbeikommen und wissen nicht genau, wie es uns damit gehen wird. Wir verfolgen unsere Strecke genau, damit wir sie auch ja nicht verpassen. Wir finden tatsächlich noch einige vom Auto abgeschlagene Einzelteile am Straßenrand, die wir aufheben und später in einen Mülleimer tun. Die Spuren des Autos auf der Straße sind auch noch zu sehen. Um uns ein wenig intensiver damit auseinanderzusetzen, produzieren wir eine Story für Instagram, wo wir unsere Gefühle in Worte fassen. Es ist schon gut, wenn man sich dieser Situation noch einmal stellt und sie dadurch auch ein wenig von ihrer Unwirklichkeit verliert.
Nach einem Abstecher zu den Bitter Springs, in die wir kurz eintauchen und eher erwärmt als abgekühlt wieder rauskommen, fahren wir weiter in Richtung Katherine. Diesen Ort haben wir in ziemlich schrecklicher Erinnerung, da wir dort die zwei Wochen nach dem Unfall verbracht und unsere Wunden geleckt haben. Glücklicherweise müssen wir nur ein paar Besorgungen machen und können bald weiterfahren.
Die nächsten drei Tagen bleiben wir an den Edith Falls. Ein wunderschöner Campingplatz mit hohen Bäumen und viel Schatten, allerdings auch sehr gut besucht. Der untere Wasserfall mündet in einen See, durch den man gut 150m schwimmen kann, um an dem Wasserfall heranzukommen. Das Wasser ist weich und sehr angenehm temperiert. Zu Beginn ein wenig kühl, wird es immer schöner, sich dort drin zu bewegen. Nach einer kleinen Wanderung erreicht man den höher gelegenen Wasserfall, der ebenfalls an einem kleinen See liegt, in dem es aber viele weitere Felsen gibt. Wir bleiben 3 Nächte auf diesem Platz und genießen bei heftiger Hitze, die Möglichkeit uns im Wasser abzukühlen. Am letzten Abend rutsche ich leider beim Aus dem Wasser kommen auf einem trockenen Stein aus und knalle aufs Steißbein. Davon habe ich sehr lange etwas. Bisher hatte ich das immer nur gehört, jetzt erfahre ich, was es bedeutet, dauernd Schmerzen zu haben. Wenn andere Anstrengungen dazu kommen, reagiert mein Kreislauf mit leichtem Versagen, so dass ich Schweißausbrüche und Schüttelfrost bekomme. Zum Glück gehen diese Anfälle nach kurzer Pause wieder weg. Aber ich muss wohl mal etwas für meinen Blutdruck machen, der eindeutig zu niedrig ist. Uwe läuft an diesem Abend mit seinem Zeh gegen einen Felsen und schlägt ihn sich blutig. Diese kleine Pechsträhne geht aber vorbei, wobei sie einiges an Energie kostet.
Auf den Tipp eines Fotografens hin fahren wir nach Pine Creek. Der Campground dort zeichnet sich durch eine Taverne, ein Automuseum, eine Tankstelle und viele Flughunde aus. Die Toiletten sind wirklich originell und liebevoll gestaltet. Wir besichtigen die Dorfstraße und sehen viele Black Hooded Parrots (Schwarze Kapuzenpapageien), die sich auf dem Gras tummeln. Die Sonne steht hoch am Himmel und wir hoffen auf den Abend. Dort finden wir nach längerer Suche etliche der Parots an einer Pfütze auf dem Campground, die durch einen Wassersprenger entstanden ist, genauso am nächsten Morgen vor dem Campingplatz, wo ebenfalls mit Wasser gesprengt wird. Die Tiere trinken und baden und uns gelingen einige schöne Bilder. Die Flughunde bleiben an diesem Abend jedoch einfach an ihren Bäumen. Vermutlich liegt es am Vollmond, denn normalerweise rücken sie bei aufkommender Dämmerung in Scharen ab, um Futter zu suchen. Dies fällt an diesem Abend leider aus.
Bevor wir den Ort verlassen, suchen wir noch Spinifex Pidgeons an einer empfohlenen Stelle. Leider sind sie ausgeflogen, obwohl sie dort wohl sehr oft zu finden sind. Aber an dieses Pech sind wir ja mittlerweile gewöhnt. Also geht es weiter nach Timber Creek.
Dort übernachten wir auf einem Campground, der zu einem Roadhouse gehört und verbringen den Abend mit zwei jungen Argentiniern, die viel aus ihrem Heimatland erzählen und auch weshalb sie dorthin nicht zurück möchten. Sie haben spanische Pässe, so dass sie die Möglichkeit haben, in Europa zu leben. Argentinien ist offenbar so runtergekommen, dass jemand mit guter Ausbildung dort kaum eine Chance hat, eine gut bezahlte Stelle zu finden, die es ihm ermöglicht eine Wohnung und ein normales Leben zu finanzieren. Die Inflation ist ungeheuerlich und die Kriminalität hat so zugenommen, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen. So verlassen viele gut ausgebildete Menschen das Land, was für eine Umkehr dieser Situation natürlich fatal ist. Sie regen sich sehr darüber auf, dass viele ihrer Landsleute in Australien in den Geschäften klauen, weil es so ungeheuer einfach ist. Im Gegensatz zu Argentinien, wo alles messerscharf überwacht wird, gehen die Australier davon aus, dass man so etwas nicht tut und vertrauen ihren Kunden. Die jungen Männer haben Angst, dass es irgendwann ein Einreiseverbot für sie geben wird, weil so viele von ihnen dieses Vertrauen missbrauchen. Sie haben das Prinzip für schärfere Regeln gut durchschaut.
Am nächsten Morgen suchen wir wieder bestimmte Stellen nach Vögeln ab. Wir treffen leider nicht auf die Finken, sondern auf die Sulphur-crested Cockatoos (Gelbhaubenkakadus), die auf gelb blühenden Bäumen landen und deren Früchte verspeisen. Sie lassen sich von uns nicht irritieren und fliegen hin und her.
Auf dem Weg nach Wyndham übernachten wir noch in Molly Springs. Das ist eigentlich ein Day-Use, wo man in einem kleinen Pool am Wasserfall baden kann. Wir stehen dort eine Nacht und ich gehe morgens vor Sonnenaufgang auf Vogelsuche. Die kleinen Bienenfresser sind so agil, dass ich sie unmöglich scharf aufs Foto bekomme. So gehe ich auch den etwas schlammigen Weg auf den Wasserfall zu. Mit Flip-Flops ist das keine gute Idee, vor allem, wenn man keine nassen Füße bekommen möchte. Plötzlich nehme ich im Augenwinkel eine ungewöhnliche Bewegung wahr. Da kommt auf einer Felsplatte ein Reptil in Richtung Bach entlang. Freundlicherweise lässt es sich elegant ins Wasser gleiten und verschwindet schnell aus meinem Blickfeld. Es erscheint mir sehr groß und ein wenig unheimlich. Da ich den Fotoapparat in der Hand halte, mache ich schnell ein paar Bilder, wobei meine Einstellungen völlig unmöglich sind. Dank der Nachbearbeitung kann man das Bild trotzdem anschauen.
Auf der Suche nach der Identifizierung dieses Tieres, das gefühlt 1,50m lang ist, komme ich darauf, dass es wahrscheinlich ein Waran ist. Da ich keine Biologin bin, kann das aber auch eine Fehleinschätzung sein.
Unser nächstes Ziel ist Wyndham, wo wir im letzten Jahr wunderschöne Finkenaufnahmen machen konnten. Bushy, der eine Wasserstelle für die Finken eingerichtet hatte, ist leider schwer erkrankt und so ist diese Stelle nicht mehr gepflegt. Da es auch hier sehr viel geregnet hat, finden die Tiere überall Wasser. Wir versuchen die Bushy-Stelle wieder zu beleben, haben aber nicht genug Zeit, die Vögel an das Wasser zu gewöhnen. Auf dem Campground genießen wir den Swimmingpool, da unsere Klimaanlage mal wieder kaputt ist und die Sonne gnadenlos mit 36 °C im Schatten und mehr vom Himmel brutzelt. Dort lernen wir 3 andere Vogelfreunde kennen, die sich in der Gegend sehr gut auskennen und öfter hierherkommen. Wir freunden uns an und suchen an einem Abend gemeinsam nach den schwarzen Kakadus mit den roten Schwanzfedern. Wir finden sie tatsächlich an 2 Stellen und probieren es auch am nächsten Morgen noch einmal. Leider fliegen diese Tiere immer von sehr hohen Bäumen ab, so dass es sehr schwierig ist, sie mit der Kamera zu finden und auch noch den richtigen Moment mit den geöffneten Schwanzfedern zu erwischen. Wir verstehen uns gut mit den Dreien und einer von ihnen ist so begeistert von Uwes Fotos, dass er sich entschließt, eine gute Kamera zu kaufen und diesem Hobby nochmal eine neue Chance zu geben. Zu Uwes großer Freude meldet er sich und seine Frau sogar für eine Fotoreise 2026 an.
Auch die Drohnenaufnahmen kommen nicht zu kurz und Uwe macht einige Fotos, die er im Jahr zuvor so nicht aufnehmen konnte. Zufrieden verlassen wir Wyndham und fahren jetzt die vielen Kilometer weiter nach Broome.
Am ersten Morgen in Broome habe ich Geburtstag. Zur Feier des Tages gehen wir im Haven frühstücken. Es handelt sich dabei um ein modernes Café mit Plätzen drinnen und draußen, das ein reichhaltiges Angebot hat. Wir genießen die Kühle der Klimaanlage und die touristische Umgebung mit vielen Menschen jeden Alters, die diesen Komfort in Anspruch nehmen. Wir finden im Anschluss sogar einen Friseur, der am selben Tag einen Termin für mich hat. Das freut mich sehr, da ich die übliche Zeit fast um 100% überschritten habe und mich nicht mehr im Spiegel angucken mag.
Sogar mein Geburtstagsgeschenk – Kopfhörer, die beim Yoga artig in den Ohren bleiben -das eigentlich erst drei bis vier Tage später ankommen sollte, ist an diesem Tag schon von der Post abzuholen. Wie schön!
Zum Sonnenuntergang fahren wir an den Cable Beach, wo sich so viele Leute treffen. Wir genießen die vorbeiziehenden Kamele und die friedfertige Stimmung. Da wir zum abendlichen Essen einen Tisch reserviert haben, wollen wir beide noch kurz im Auto duschen. Doch an diesem Abend wollen uns viele Leute kennenlernen. Zuerst begegnen mir zwei deutsche junge Männer, die mich nach dem Auto ausfragen. So schnell und höflich wie möglich verabschiede ich mich, um unter die Dusche zu schlüpfen. Bevor mit das gelingt, sehe ich wie Uwe mit zwei älteren Männern redet, von denen mich der eine auch gleich ins Gespräch zieht. Es ist sehr lustig und kurzweilig, nur läuft uns die Zeit weg. Einen von ihnen sehen wir noch mehrfach wieder, da er uns einen Stellplatz auf seinem Grundstück anbietet, das ganz in der Nähe des Strandes liegt. Es ist Lockham Douglas, der Sohn von Malcolm Douglas, einem sehr bekannten Tierfilmer, Abenteurer und Krokodilexperten, der im letzten Jahrhundert viele Filme über das Outback gedreht hat und weltbekannt ist. An uns Kulturbanausen ist dieses Wissen allerdings vorbeigerauscht. Es gelingt mir, kurz zu duschen, als ich auch schon von einem deutschen Pärchen aus Bremen angesprochen werde, dass gern einen längeren Austausch mit uns haben möchte. Noch nicht richtig abgetrocknet, verabreden wir uns für den nächsten Tag am Strand. So haben wir innerhalb von 20 Minuten 6 Leute kennen gelernt. Das passiert wirklich nicht alle Tage.
Das Essen im Bali Hai schmeckt uns vorzüglich. Die Fleischgerichte sind sehr lecker angerichtet und das Gemüse dazu ist super gut gewürzt. Eingerahmt wird das Essen von einem Aperol Spritz und einem wunderschön aussehenden Dessert bestehend aus einem Schokokuchen mit Früchten und einer Kugel Eis, die in einer Erdbeersoße liegt. Der Preis ist etwas höher als in den meisten Restaurants, die Qualität rechtfertigt dies aber unbedingt.
Wir fahren an den Strand zurück, da die Tide nicht so hoch sein wird und verbringen eine ruhige Nacht unter dem Sternenhimmel. Schon vor Sonnenaufgang sind wir draußen und genießen das rosafarbene Licht und machen Fotos.
Wir bleiben noch zwei weitere Tage in Broome und treffen das Bremer Pärchen, das zuhause einen neuen ausgebauten Unimog stehen haben, mit dem sie in Zukunft reisen wollen. Da gibt es natürlich viele Fragen und einen lebendigen Austausch. Am Abend kommt noch ein weiteres deutsches Paar hinzu, dass acht Monate mit dem Motorrad unterwegs ist. Sie sind durch Afrika gefahren und mit einer 3monatigen Unterbrechung jetzt in Australien angekommen. Da ihnen das Bremssystem eines der Motorräder kaputt gegangen ist, hängen sie für mindestens eine Woche in Broome fest, bis die Ersatzteile aus Deutschland geliefert werden.
Uwe ist sehr damit beschäftigt, unsere Klimaanlage zu ersetzen. Er findet in Broome eine Werkstatt, die genau unser Modell 2 Tage später geliefert bekommen soll. Als es da ist, fährt er am späten Nachmittag noch hin, da die Werkstatt sehr viel zu tun hat. Er baut unser kaputtes Modell aus und der Mitarbeiter bereitet gerade das Aufkleben des Rahmens vor, als Uwe einen Blick auf die neue Anlage wirft und entsetzt feststellt, dass sie viel zu groß ist. Von den drei verschiedenen Modellen – pro, plus und light – ist eine falsche geliefert worden. Also, was jetzt? Schnell ist unser kaputtes Ding wieder auf dem Dach. Wir können ja schlecht mit einem Loch im Dach rumfahren. Da ruft der Besitzer der Werkstatt an und verlangt von Uwe 110 $A als Arbeitslohn für seinen Mitarbeiter. Uwe ist sprachlos und fragt den Mann, ob er nicht eher das Geld bekommen müsse, denn er habe schließlich auch völlig umsonst gearbeitet. Dann beendet er das Gespräch und fährt ziemlich genervt ab, denn der Fehler lag eindeutig bei uns.
Lockham Douglas lernen wir auch noch ein wenig näher kennen. Wir essen gemeinsam in einem Restaurant unseren Lunch und reden über ihn und die Krokodilfarm, die sein Vater bewirtschaftet hat. Zurzeit haben die Tiere dort noch einen Alterswohnsitz, Touristen sind aber nicht mehr zugelassen. Wir können uns die Tiere anschauen und sind von ihnen sehr beeindruckt. Sie sind so groß, ehrwürdig und vor allem schnell, dass sie großen Respekt erzeugen. Glücklicherweise leben sie hinter sicheren Zäunen und werden mit Hühnern gefüttert. Lockham ist zumindest zeitweise in Broome aufgewachsen und sehr vertraut mit den Aboriginals. Er vermittelt uns einen Kontakt auf die Dampier Peninsula zu seinem Freund Bolo.
Auf der Peninsula verbringen wir die nächsten Tage. Das Gebiet dort ist zwei Communities der Aboriginals zugesprochen worden, die dort den Tourismus organisieren und für ihre eigenen Leute sorgen. Die Straße, die durch das Gebiet führt, ist gut in Schuss und nur die Zufahrten zu den Campgrounds sind sandig und wellig. So auch die Straße, die zu Bolos Haus führt. Dort ist es um einiges aufgeräumter als bei vielen anderen einheimischen Mitbürgern. Wir werden sehr freundlich von Bolos Vater und einem weiteren Mann in Empfang genommen und können auf einem Campground stehen, der direkt einen Zugang zum Meer mit einer traumhaften Bucht hat. Bolo selbst ist nicht da. Am Nachmittag ertönt Musik und Kinder spielen auf dem Gelände. Es kommen abends auch noch weitere Gäste, die auf dem Campground campieren. Am nächsten Morgen lernen wir Bolo kennen, der mit mehreren anderen Männern zusammen einige schwere Arbeiten auf dem Grundstück verrichtet. Er begrüßt uns ebenfalls sehr freundlich, ist aber offensichtlich sehr beschäftigt. So verabreden wir uns für den folgenden Nachmittag zum Diner auf unserem nächsten Stellplatz. Er wünscht sich etwas typisch Deutsches zu essen. Alle Gerichte, die uns da einfallen, benötigen Zutaten, die wir leider nicht eingekauft haben. Irgendwann kommt mir dann die Idee, ein Brot zu backen und ihm ein typisch deutsches Abendbrot mit Wurst und Käse zu servieren. Da wir mehrfach vor der Unzuverlässigkeit der Aboriginals gewarnt worden sind, halten wir diese Idee in zweifacher Hinsicht für gut: 1. Es kann nicht kalt werden, falls er zu spät kommt und 2. es bleibt nichts übrig, falls er gar nicht kommt. Leider ist unsere Vorsicht berechtigt. Bolo sagt tatsächlich ab, weil seine Kinder ihm ein Essen kochen, denn es ist bei ihnen Vatertag.
Wir übernachten auf dem Campground der Cygnet Bay Pearl Farm. Hier finden sich viele Touristen ein, es gibt viele, teure Tourangebote und einen Swimmingpool, der bei der Hitze um die 38°C sehr angenehm ist. Wir nehmen an der Perlenzuchttour teil, die wirklich interessant ist. Es ist unvorstellbar, wie schwierig es ist, die Austern zur Produktion von Perlen zu bewegen. Die Arbeitsvorgänge sind komplex und erfordern von den Arbeitern einen enormen körperlichen Einsatz, wenn sie z.B. die Gitter, in denen die Austern wachsen, säubern und die Tiere Futter bekommen. Es dauert mehrere Jahre bis eine Ernte vorgenommen werden kann. Inzwischen ist der Perlenhandel so zurückgegangen, dass der Tourismus die Farm unterhält.
Am nächsten Tag unternehmen wir eine Tour mit Bryan, der uns Zugang zum Cape Leveque. Ermöglicht. Bryan ist der Chairman einer der Aboriginal Communities und weiß viel über ihr Leben und ihre Geschichte. Zuerst zeigt er uns etliche verschiedene Baumarten und erklärt uns, was man aus ihren Früchten und mit ihrer Rinde anfangen kann. Vieles ist medizinisch verwertbar, hilft gegen Schmerzen oder Mückenstiche. Dann geht es nach Cape Leveque, das zurzeit für Touristen geschlossen ist. Viele Australier bedauern das sehr, denn die Landschaft ist einmalig und die Gebäude machen auch noch einen guten Eindruck. Bryan ist der Einzige, der eine Ausnahmegenehmigung hat. Die Zusammenhänge sind für uns nicht einfach zu verstehen. Es geht vor allem um Geld, das nötig wäre, alles so gut in Stand zu setzen, dass es sicher und ansprechend für Touristen werden könnte. Es wurde viel Asbest verbaut, welches wegmüsste, und das Abwassersystem entspricht auch nicht mehr den heutigen Standards. Da die Regierung ihnen zwar die Verfügungsgewalt über das Land zurückgegeben hat, aber sie nicht weiter unterstützt, sahen sie sich genötigt, das wunderschöne Land zu schließen und den Touristen den Eintritt zu verwehren. Einige religiöse Faktoren spielen wohl auch mit, die uns aber nicht so deutlich werden Ein Problem scheint es zu sein, dass das Land nicht den Einheimischen gehört, sondern weiterhin dem Staat. So wollen erfolgreiche Aboriginals, die die Schule besucht und eine Ausbildung gemacht haben, nicht in die Communities zurück ziehen, weil sie dort kein Eigentum erwerben können. Wir fahren noch weiter an den Hunter Creek, einen Meeresarm, dessen Küste von Mangroven bewachsen ist und wunderschönes, klares Wasser führt. Der Grund besteht aus weichem, weißem Sand und es ist super angenehm, dort zu baden. Wir haben von Lockham gelernt, dass sich Krokodile gern in Mangroven verstecken, Bryan gibt uns aber Entwarnung und wir trauen uns ins Wasser. Wir unternehmen die Tour gemeinsam mit Michael und Martina aus Deutschland, mit denen wir uns supergut verstehen. Michael macht gern solche Sprüche wie Uwe. Auch Martina und ich haben einen spontanen Draht zueinander und unsere Münder stehen nicht still. Wir verbringen den Tag am Strand und als wir loswollen, finden die anderen drei noch eine Riesenkrabbe. Sie ist sehr eindrucksvoll und kann einem mit ihren Scheren auch wehtun. Martina und Michael haben ihren Spaß daran, während wir uns im Sand festfahren.
Mit gemeinsamem Einsatz gelingt es uns zum Glück, den Rockhopper wieder freizubekommen. Unsere eigenen Sandbleche hätten evtl. nicht ausgereicht. Aber mit denen der anderen und dem Einlegen der nötigen Sperren zieht sich unser Lieblingsauto mit kühler Gelassenheit aus dem weichen Sand.
Die nächsten zwei Tage verbringen wir am Pender Bay Escape Campground. Dort ist es wunderschön. Wir haben einen Stellplatz über dem Strand, von dem aus wir mit wenigen Schritten im Wasser sind. Auch hier ist es klar, angenehm warm und sandig. Der Blick ist einfach umwerfend. Am nächsten Abend kommen Martina und Michael dazu und wir verbringen 1 ½ Tage in trauter Faulenzerei miteinander. Wir hocken zusammen im Wasser und schnacken wie bei einer Kaffeeklatschrunde. Diese holen wir mit echtem Kaffee und frisch gebackenen Scones vor unserem Auto nach. Wir bedauern es alle sehr, dass die beiden unter Zeitdruck stehen und bald ihren Flieger in Perth zurück nach Deutschland bekommen müssen.
Wir begeben uns auf den Weg zurück nach Broome. Dort haben wir wieder viele Alltagsdinge zu erledigen wie Einkauf, Wäsche, etc. Wir gehen noch ein letztes Mal zum Sonnenuntergang an den Cable Beach und ins Bali Hai zum Essen, übernachten auf der Krokodilfarm und beenden den Besuch in Broome in der Moontide Distillery mit einer Kostprobe.
Als wir dort ankommen, werden wir überraschenderweise von einer Frau auf Deutsch begrüßt, die sich sehr freut, Menschen aus Hamburg zu treffen. Sie ist die Destilliermeisterin hier und hat in Flensburg auf Lehramt studiert, vier Jahre in Tokio als Ortskraft in einer deutschen Schule und später 8 Jahre lang als Schulleiterin einer Primary School in Melbourne gearbeitet. Sie hat dann eine Ausbildung zur Destillateurin absolviert und kann hier schalten und walten. Sie betreut uns sehr gut und erklärt, wie das Brennen funktioniert und welche unterschiedlichen Getränke sie herstellt. Wir probieren so das eine und das andere, kaufen eine Flasche Gin und einen Limoncello.
Mich macht der Alkohol absolut schlapp und müde, während Uwe sogar Auto fahren kann. Dazu muss man sagen, dass die Portionen, die man zu trinken bekommt, wirklich winzig sind. Mich haut das trotzdem um.
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